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The Innovator's Dilemma

The Innovator's Dilemma

Titel: The Innovator's Dilemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clayton M. Christensen
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ist?

    Mit seinen knapp 1400 Beschäftigten weltweit und mit jährlichen Verkaufszahlen von wenigen zehntausend Stück ist Leica kein . „big player“. Gleichwohl zählt Leica in dem kleinen High-End-Markt zu den einflussreichen Anbietern. Und genau dort sah man für die Digitalkamera keinen substantiellen Markt. So meint Leica-Chef Cohn auf die Frage, ob die herkömmliche Fotografie am Ende sei: . „Die Digitaltechnik ist nur ein Intermezzo. In spätestens 20 Jahren werden wir sicher mit anderen Technologien als heute fotografieren. Aber den Film wird es dann immer noch geben.“ ‍ 39 Auf der weltgrößten Fotomesse, der Photokina in Köln, demonstrierte man die Ablehnung gegenüber der Digitaltechnologie und bezog klar Stellung mit Buttons, die sich Leica-Manager ans Revers hefteten: . „Ich bin ein Filmdinosaurier“ ‍ 40 . Zugleich leidet Leica unter einem chronischen Mangel an Kapital für Investitionen. Die Umsätze gehen kontinuierlich zurück, man schreibt Verluste. Leica braucht profitables Wachstum. Auf der Suche nach [46] eben diesem, hatte es bereits 1995 erste digitale Gehversuche der Leica-Entwickler gegeben. Ende 1996 kam die S ‍ 1 auf den Markt: 26 Millionen Bildpunkte und ein Preis von 33 ‍ 000 ‍ DM. Obgleich die Kamera auch nach den heutigen Maßstäben Fotos in höchster Qualität ermöglicht, war sie für einen Gebrauch außerhalb eines Fotostudios ungeeignet ‍ ‍ ‍ 41 . Im wichtigen Kleinbildsegment setzte man aber weiterhin auf analog. Eine Kooperation mit Fuji ab 1998 zum Bau einer digitalen Kompaktkamera schlägt fehl. Die Qualität genügt den Leica-Ansprüchen nicht. Eine Kooperation mit Matsushita/Panasonic folgt. Im Jahre 2004 wird dann die Digilux 2 vorgestellt. Nicht ohne Stolz kommentiert die Leica Fotografie International: . „… und heraus kommen Kameras, die als Fotoapparate nicht mehr wirklich zu erkennen sind. Nicht nur dies: Sie kommen mit einem User-Interface daher, das all das über den Haufen wirft, was sich in den letzten 80 Jahren nicht ohne ergonomischen Grund als Standard in der analogen Fotografie entwickelt hat. Für viele, die bisher einen Zugang zur Digitalfotografie nicht gefunden haben, sie aber dennoch als technologischen Lauf der Dinge akzeptieren, wird es deshalb umso erfreulicher sein, dass es Leica mit der neuen, Anfang nächsten Jahres erhältlichen Digilux 2 gelungen ist, eine ganz und gar klassische Kameraauffassung mit neuester Digitaltechnik zu kombinieren.“ ‍ 42 Die Digilux 2 besticht mit hervorragender Optik und Bedienkomfort. Die Elektronik und der überhöhte Preis stoßen indes auf Kritik, so dass zwei Jahre später die Produktion eingestellt wird.

    Fassen wir kurz zusammen: Leica sah lange Zeit keinen substantiellen Markt für die Digitaltechnologie. Zumindest nicht bei seinen Kunden. Im festen Glauben, dass die Digitaltechnologie nur eine vorübergehende Erscheinung sei, setzte man weiter auf analog. Den eigenen digitalen Gehversuchen im Kleinbildsegment fehlte die Qualität. Dort, wo man mit der S ‍ 1 das gewünschte Qualitätsniveau bereits 1996 erreichte – im Segment der Studiokameras – war zu wenig Marktpotenzial. Zugleich drängten Umsatzrückgänge und Verluste zu profitablem Wachstum. Digitalkameras ließen nur einen bescheidenen Marktanteil bei geringer Marge erwarten. Längst hatten die japanischen Hersteller den Markt für Digitalkameras besetzt. Wohin fließen knappe Mittel in dieser Situation? In eine Technologie, die man als eine . „vorübergehende Erscheinung“ betrachtet? In eine Technologie, die die Qualitätsmaßstäbe im eigenen High-End-Markt nicht erfüllt? In eine Technologie, die nur ein unattraktives Marktsegment anspricht und zudem geringe Margen erwarten lässt?

Unscharfes Bild von der Marktentwicklung verführt zum Warten oder: Warten bis es zu spät ist

    Erinnern wir uns zurück an die Aussage von Steve Sasson, Mit-Erfinder der ersten Digitalkamera bei Kodak. Noch fehlt vollkommen die Vorstellung darüber, wer Verwendung für ein 4 Kilo schweres Gerät hat, das für das Spei [47] chern eines 0,01-Megapixel-Fotos 23 Sekunden braucht und was man damit alles anstellen konnte. Auch Jahre später, als die ersten Digitalkameras massentauglich wurden, schätzt man das Marktvolumen vollkommen falsch ein. Im Jahre 2001 wurden weltweit immerhin 15,1 Millionen Digitalkameras ausgeliefert. Die International Data Corporation . (IDC), eines der führenden Marktforschungsinstitute im Bereich

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