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The Longest Way: 4646 Kilometer zu Fuß durch China (German Edition)

The Longest Way: 4646 Kilometer zu Fuß durch China (German Edition)

Titel: The Longest Way: 4646 Kilometer zu Fuß durch China (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Rehage
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halb leere Sprühdosen verbraucht und am Ende mit einem Töpfchen Farbe und einem Pinsel weitergemalt. Als ich fertig war, hielt ein Autofahrer an und lachte: Eines der chinesischen Zeichen war falsch geschrieben.
    Ich sage Abdu Auf Wiedersehen, ziehe die Kabutze an den Geschäften und Werkstätten vorbei, an dem kleinen Restaurant, in dem ich gestern gegessen habe, an der Tankstelle und dem letzten Haus, und dann bin ich wieder in der Schroffheit der Berge.
    Xingxingxia liegt hinter mir.
    Schon nach der ersten Kurve ist nur noch der Wind zu hören, und es fühlt es sich so an, als hätte die Siedlung niemals existiert, als wäre sie nur eine Illusion gewesen in dieser gigantischen Leere, durch die ich meinen Bart und meine Haare trage.
    Ich denke an Lehrer Xie. Ich weiß, dass er mir entgegenkommt, aber ich habe keine Ahnung, wo genau er ist, sein Handy ist ausgestellt. Hami, die nächste Stadt, ist noch fast zweihundert Kilometer entfernt, er könnte überall auf dieser Strecke sein.
    In der Ferne sehe ich einen flimmernden Fleck. Er sieht aus, als ob er auf einer Wasserfläche schwimmt, und er kommt langsam näher. Doch es ist nicht Lehrer Xie mit seinem Karren, sondern ein Kleinwagen. Ich betrachte ihn, und plötzlich habe ich eine Idee. Ich stelle die Kabutze ab, strecke die Arme aus und winke.
    Das Zelt steht, das Essen ist auf dem Boden ausgebreitet, der Mond ist voll und rund. Lehrer Xie sitzt in seinem Karren, die Zigarette in der Hand.
    »Kleiner Schurke«, prustet er, »die haben ganz schön blöd geguckt, was?«
    Ich erzähle, wie ich die Autofahrer in meinen Dienst genommen habe. Die, die aus seiner Richtung kamen, sollten mir sagen, wo genau sie ihn gesehen hatten. Und die anderen sollten ihm Nachrichten von mir übermitteln, um einen Treffpunkt zu verabreden.
    Die Reaktionen waren unterschiedlich. »Wenn ihr so gute Freunde seid«, brachte einer der Fahrer seine Verwirrung auf den Punkt, »warum seid ihr dann nicht zusammen unterwegs?«
    In dieser Nacht schallt Lehrer Xies Lachen oft in die Dunkelheit hinaus.
    Ich erzähle ihm von der Zeit mit Julis Eltern, und obwohl ich mich bemühe, die Dinge in einem guten Licht darzustellen, schimpft er. »Du hättest deine Haare und deinen Bart in Ordnung bringen sollen. Sei doch nicht immer so stur!«
    Er erzählt mir von seinen Plänen. »Ich bin noch ein paar Jahre unterwegs, bis ich mich zur Ruhe setze. Und du läufst, so schnell es geht, nach Deutschland, heiratest deine Liebste und kommst mit ihr zurück nach China.« Er blickt mich grinsend an. »Und dann macht ihr euch ein paar Kinder, und ich komme zu Besuch und spiele mit ihnen!«
    Als wir uns am nächsten Morgen verabschieden, breitet er die Arme aus, um mich zu umarmen. Er hat eine Zigarette im Mundwinkel und klopft mir auf den Rücken. Ich bin überrascht, wie hart sich seine Schultern anfühlen.
    »Sei vorsichtig, kleiner Schurke«, sagt er und weist mich noch einmal darauf hin, dass die Winde das Gefährlichste sind in diesem Teil der Wüste. Einmal wurde er mitsamt seinem Karren umgeworfen. Ob ich wisse, warum? Das war der Himmel, der mit ihm spielen wollte, sagt er und lacht. Dann zeigt er auf die Straße.
    Es ist Zeit zu gehen.
    Ich laufe ein paar Schritte, dann drehe ich mich um. Er steht neben seinem Karren, eine zierliche, kerzengerade Gestalt mitHut. Er greift mit der Hand nach der Zigarette in seinem Mund, dann winkt er mir zu.
    Ich gehe weiter, dann drehe ich mich wieder um. Er steht unverändert da. Die Entfernung lässt ihn kleiner und dunkler erscheinen als vorher. Er ist nur noch eine Silhouette am Ende der Straße, in seinem Rücken thronen die schwarzen Berge.
    »Auf Wiedersehen, großer Schurke!«, rufe ich, und der Wind trägt seine Stimme zu mir zurück. Er sagt nichts, er lacht sein keckerndes, kratziges Lachen.
    Ich blicke nach vorn, auf das graue Band der Straße, das mich von Beijing bis hierher getragen hat, und während ich einen Fuß vor den anderen setze, wie ich es schon so oft getan habe, habe ich ein seltsames Gefühl. Ich bin traurig.
    Die nächsten Tage sind nicht leicht. Die Wüste ist rot, nur der Wind und das Dröhnen der Laster unterbrechen ihre Stille. Die Kabutze geht zweimal kaputt, ich schreie meinen Ärger zum Himmel hinauf.
    Einmal mache ich abends auf einem Hügel mein Lager. Er liegt an der Straße, und ich will eigentlich hinter ihm campieren, um nicht gesehen zu werden. Doch während ich die Kabutze über das Geröll ziehe, kommt mir die Idee, wie schön

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