The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
ebenso reagiert hätte, wenn irgendein anderer von uns so mit ihr geredet hätte.
Lange hielt ich das Schweigen, das Dereks Ausbruch gefolgt war, nicht aus. »Wei, denkst du, dein Vater weiß, wo mein Dad ist, und wollte es mir nur nicht sagen? Oder wollte er einfach nicht, dass ich nach ihm suche?«
Sie zögerte einen kurzen Moment. »Vielleicht. Nina, ich weiß nicht mehr, was ich sagen kann und was nicht.«
Ich konnte die widerstreitenden Gefühle in ihrem Mienenspiel erkennen.
»Mein Dad ist bis Sonntag weg. Er ist zu einem Notfallmeeting mit seinen Medienbossen in Amsterdam gerufen worden. Das ist so was von geheim, dass sie ihm jegliche Kommunikation nach draußen verboten haben. Ich kann ihn noch nicht mal anrufen.«
»Glaubst du, deine Mom könnte irgendwas wissen?«
»Wenn Dad etwas weiß, es aber nicht erzählt, dann weiß es auch Mom, aber sie wird es uns genauso wenig verraten.«
»Gehen wir noch mal zurück«, meinte Sal. »Zu Ed. Für wen genau arbeitet er? Die Regierung? B.O.S.S.?«
»Er ist einer der Auswähler.« Sandy sah keinen von uns an. Stattdessen wühlte sie in ihrer Tasche und suchte nach Gott weiß was. »Und nach heute Abend wird er mich nie im Leben auswählen«, murmelte sie missmutig. Ich hoffte nur, dass ich die Einzige war, die das gehört hatte. Ich hoffte außerdem, dass sie das, was sie hier gehört hatte, für sich behalten würde. Zum ersten Mal, seit ich sie kannte, war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich ihr bedingungslos vertrauen konnte.
»Er gehört also zu den Regierungsleuten, nicht zum B.O.S.S.«, schloss Sal.
»Ich glaube, er war früher mal Agent, ich weiß aber nicht, für wen. Ich kann mich noch an einen megamäßigen Krach zwischen Ginnie und ihm erinnern, als sie mit Dee schwanger war. Es hatte irgendwas mit seinem Job zu tun. Aber ich war damals erst fünf. Ich kann mich nicht mehr erinnern.«
»Warum ist deine Mutter eigentlich bei ihm geblieben? Hat sie ihn geliebt?«, fragte Sal nun sanft.
»Ich glaube nicht«, meinte ich. »Auf jeden Fall nicht mehr dann, als er anfing, sie zu schlagen. Hin und wieder schwor sie, sie wolle ihn verlassen, aber dann hat sie jedes Mal wieder einen Rückzieher gemacht. Es war fast so, als habe er sie irgendwie in der Hand.«
»Vielleicht war es die Angst.« Sals Kiefermuskeln spannten sich. »Die hält auch meinen Bruder davon ab, seine Frau zu verlassen. Die Angst, dass sie womöglich weiß, was er und ich tatsächlich treiben, und dass sie uns verraten könnte.«
Wei warf ein paar Steinchen zur Seite. »Ich bin mir sicher, dass das alles mit diesem Buch zusammenhängt. Wieso hätte sie dir sonst auftragen sollen, es deinem Vater zu bringen? Ed hat ja einen guten Draht zur Regierung, und die finden immer einen Weg, wie sie an Informationen rankommen. Auch wenn du mit Ginnie dort im Krankenhaus alleine warst, wurde der Raum vermutlich irgendwie überwacht und abgehört.«
Sal sprang auf. »Kommt, wir schauen es uns an. Denn es sieht echt so aus, als wäre dieses Album das bindende Glied zwischen dir und deiner Mom, und Ed.«
***
Auf dem Weg zu mir nach Hause ging ich neben Derek her. »Es tut mir echt so leid, dass ich dir deinen großen Abend ruiniert hab. Ich wollte nicht, dass das alles so kommt. Und ich würde dich nie absichtlich verletzen.«
»Du hast gar nichts ruiniert. Außerdem bist du viel wichtiger als so ein dämlicher Auftritt.«
»Wir sind also immer noch Freunde?«
Er grinste zu mir runter. »Logo. Für immer.«
»Was habt ihr beiden denn da zu flüstern?« Sandy kam zu uns gestakst.
»Entschuldigungen.«
»Oh.« Sie warf wie üblich ihr Haar zurück. »Ich hoffe, er hat sie akzeptiert.« Sie lächelte Derek an, wobei ihr das blonde Haar verführerisch über die Schultern floss.
»Das hat er.« Ich nahm sie fest am Arm und lenkte sie von Derek weg, damit der sich mit Wei unterhalten konnte. Ich hielt das für alle Beteiligten für das Beste. Ich übergab Sandy an den nur allzu begeisterten Mike, gesellte mich selbst zu Sal und hakte mich bei ihm unter.
Wir marschierten die LaSalle runter, wie eine kleine Armee, die sich aufmachte ins Ungewisse.
Plötzlich flitzte ein grüner Trannie an uns vorbei. Ich hielt den Atem an und klammerte mich an Sal. Der Transporter fuhr jedoch weiter, ohne langsamer zu werden, zu wenden oder anzuhalten. Und dann sah ich zu, wie seine Lichter in der dunklen Nacht verschwanden.
XXX
Der grüne Trannie war das Einzige, was wir zwischen Park und Wohnung sahen, das
Weitere Kostenlose Bücher