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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Lodi könnte außer ihr niemand mehr sein, hatte sie einen üblen, betrunkenen Mann gesehen, einen Hippie mit T-Shirt, auf dem stand: ICH HABE AUF SEX UND ALKOHOL VERZICHTET - ES WAREN DIE SCHLIMMSTEN 20 MINUTEN MEINES LEBENS, der mit einer Flasche Whiskey in der Hand durch die Straßen gezogen war. Er hatte langes blondes Haar, das unter der Schirmmütze hervorquoll, die er aufhatte, und bis auf die Schultern fiel. Im Saum der engen Jeans hatte er eine Pistole stecken. Irma hatte ihn hinter dem Schlafzimmervorhang beobachtet, bis er nicht mehr zu sehen war, dann war sie nach unten in die Rumpelkammer geeilt, als wäre ein böser Bann von ihr genommen worden.
    Sie waren nicht alle tot. Wenn noch ein Hippie übrig war, würde es noch andere Hippies geben. Und alle waren Vergewaltiger. Sie würden sie vergewaltigen. Früher oder später würden sie sie finden und vergewaltigen.
    Heute morgen war sie noch vor Anbruch der Dämmerung auf den Dachboden geschlichen, wo die wenigen Habseligkeiten ihres Vaters in Kartons verstaut waren. Ihr Vater war bei der Handelsmarine gewesen. Er hatte Irmas Mutter Ende der sechziger Jahre verlassen. Irmas Mutter hatte Irma alles darüber erzählt. Sie war ganz offen zu ihr gewesen. Irmas Vater war ein Scheusal gewesen, der sich betrank und sie dann vergewaltigen wollte. Das wollten sie alle. Wenn man verheiratet war, gab das einem Mann das Recht, einen zu vergewaltigen, wann immer er wollte. Sogar bei Tage. Irmas Mutter faßte die Tatsache, daß ihr Mann sie verlassen hatte, stets mit drei Worten zusammen, dieselben Worte, die Irma zum Tod aller Männer, Frauen und Kinder auf der Welt hätte sagen können: »Kein großer Verlust.«
    Die meisten Kisten enthielten lediglich billige Kinkerlitzchen, die in fremden Häfen gekauft worden waren - Souvenir aus Hong Kong, Souvenir aus Saigon, Souvenir aus Kopenhagen. Daneben ein Album mit Fotos. Die meisten zeigten ihren Vater auf einem Schiff, manchmal hatte er den Arm um seine befreundeten Scheusale gelegt und lächelte in die Kamera. Nun, wahrscheinlich hatte ihn die Krankheit, die sie Captain Trips nannten, dort erwischt, wohin er sich verkrümelt hatte. Kein großer Verlust.
    Aber es war auch eine kleine Holzkiste mit Messingscharnieren dabei, in diesem Kästchen war eine Waffe. Eine Pistole Kaliber 45. Sie lag auf rotem Samt, in einem Geheimfach unter dem roten Samt befanden sich auch ein paar Kugeln. Sie waren grün und sahen schimmlig aus, aber Irma dachte, daß sie trotzdem funktionieren würden, Kugeln waren aus Metall. Die wurden nicht schlecht wie Milch oder Käse.
    Sie lud die Waffe unter der Glühbirne voller Spinnweben auf dem Dachboden, dann ging sie hinunter und frühstückte an ihrem eigenen Küchentisch. Sie würde sich nicht länger wie eine Maus in ihrem Loch verkriechen. Sie war bewaffnet. Die Vergewaltiger sollten bloss aufpassen.
    Am Nachmittag ging sie auf die Veranda, um ihr Buch zu lesen. Der Titel des Buches lautete Satan lebt auf der Welt und fühlt sich wohl. Grimmige und dennoch freudige Lektüre. Die Sünder und Tunichtgute hatten ihre gerechte Strafe erhalten, genau wie das Buch es vorhergesagt hatte. Sie waren alle tot. Abgesehen von ein paar Hippie-Vergewaltigern, und mit denen , glaubte sie, würde sie schon fertig werden. Die Pistole lag neben ihr.
    Um zwei Uhr kam der Mann mit dem blonden Haar zurück. Er war so betrunken, daß er kaum stehen konnte. Er sah Irma und strahlte, zweifellos weil er sich freute, daß er endlich eine »Möse« gefunden hatte.
    »He, Baby!« rief er. »Nur noch wir beide! Wie lange...« Dann umwölkte Entsetzen sein Gesicht, als er sah, wie Irma das Buch weglegte und die Fünfundvierziger hob.
    »He, hör mal, leg das Ding weg... ist es geladen? He ...!«
    Irma drückte ab. Die Pistole explodierte und tötete sie auf der Stelle. Kein großer Verlust.

    George McDougall lebte in Nyack, New York. Er war Mathematiklehrer an der High School und hatte sich auf Förderkurse spezialisiert. Er und seine Frau waren praktizierende Katholiken, und Harriett McDougall hatte ihm elf Kinder geboren, neun Jungs und zwei Mädchen. Zwischen dem 22. Juni, als sein neunjähriger Sohn Jeff der Krankheit erlag, welche zu dem Zeitpunkt noch als »grippale Erkrankung der Atemwege« diagnostiziert wurde, und dem 29. Juni, als seine sechzehnjährige Tochter Patricia (o Gott, sie war so jung und so wunderschön gewesen) an derselben Krankheit gestorben war, die inzwischen alle - die noch lebten -

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