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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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»Halswürger« nannten, hatte George mit ansehen müssen, wie die zwölf Menschen, die er am meisten auf der Welt liebte, gestorben waren, während er selbst sich wohl und bei bester Gesundheit fühlte. In der Schule hatte er immer Witze gemacht, daß er sich nicht an alle Namen seiner Kinder erinnern könne, aber die Reihenfolge ihres Todes war in seine Erinnerung eingraviert: Jeff am 22.., Marty und Heien am 23., seine Frau Harriett und Bill und George Junior und Robert und Stan am 24., Richard am 25., Danny am 27., der dreijährige Frank am 28. und zuletzt Pat - dabei hatte es bis zum Ende ausgesehen, als würde es Pat besser gehen.
    George glaubte, er würde durchdrehen.
    Auf Anraten seines Hausarztes hatte er vor zehn Jahren angefangen zu joggen. Er spielte weder Tennis noch Handball, bezahlte ein Kind dafür, daß es den Rasen mähte (selbstverständlich eines seiner eigenen), und fuhr in aller Regel mit dem Wagen zum Laden an der Ecke, wenn Harriett einen Laib Brot brauchte. Sie nehmen zu, hatte Dr. Warner gesagt. Zuviel Sitzen. Nicht gut fürs Herz. Versuchen Sie es mit Joggen.
    Also hatte er sich einen Jogginganzug gekauft und war jeden Abend joggen gegangen, anfangs kurze Strecken, aber dann immer längere. Anfangs war er unsicher gewesen, davon überzeugt, dass sich die Nachbarn an die Stirn klopfen und die Augen verdrehen würden, aber dann waren ein paar Männer, die er sonst nur winken sah, wenn sie den Rasen sprengten, zu ihm gekommen und hatten gefragt, ob sie mitmachen könnten - möglicherweise fühlte man sich in der Gruppe einfach sicherer. Zu dem Zeitpunkt hatten Georges zwei älteste Söhne ebenfalls mitgemacht. Es wurde zu einer Sache in der Nachbarschaft, und obwohl sich die Zusammensetzung veränderte, weil Leute kamen und gingen, blieb es eine Sache in der Nachbarschaft.
    Jetzt waren alle tot, aber er joggte immer noch. Jeden Tag. Stundenlang. Nur wenn er joggte, sich ausschließlich auf das Pochen der Turnschuhe auf dem Gehweg, das Armeschwingen und seinen keuchenden Atem konzentrierte, wurde er das Gefühl los, jeden Moment durchzudrehen. Er konnte nicht Selbstmord begehen, denn als praktizierender Katholik wußte er, daß Selbstmord eine Todsünde war und Gott ihn sicher mit gutem Grund am Leben gelassen hatte, daher joggte er. Gestern hatte er fast sechs Stunden gejoggt, bis er völlig außer Atem war und vor Erschöpfung beinahe gewürgt hatte. Er war einundfünfzig, kein junger Spund mehr, und er ging davon aus, daß zuviel Laufen nicht gut für ihn war, aber in einem anderen, wichtigeren Sinne war es das einzige für ihn, das gut war.
    Er war heute morgen nach einer weitgehend schlaflosen Nacht beim ersten Licht der Dämmerung aufgestanden (nur ein einziger Gedanke war ihm durch den Kopf gegangen: Jeff-Marty-Helen Harriett-Bill-George-Junior Robert-Stanley-Richard-Danny -Frank Patty-und-ich-dachte-es-würde-ihr-besser-gehen) und hatte den Jogginganzug angezogen. Er ging hinaus und lief durch die einsamen Straßen von Nyack, und manchmal knirschten seine Füße auf Glasscherben, einmal mußte er über einen Fernseher springen, der aus dem Fenster geworfen worden war und auf dem Gehweg lag, vorbei an den Häusern der Wohngegend, wo die Jalousien heruntergelassen waren, und auch an dem schrecklichen Verkehrsunfall an der Kreuzung der Main Street vorbei, in den drei Autos verwickelt waren.
    Anfangs joggte er nur, aber er mußte immer schneller laufen, damit die Gedanken hinter ihm zurückblieben. Er joggte, dann lief er, dann rannte er, und zuletzt sprintete er, ein einundfünfzigjähriger Mann mit grauem Haar, in grauem Jogginganzug und weißen Turnschuhen, der durch die verlassenen Straßen floh, als wären sämtliche Teufel der Hölle hinter ihm her. Viertel nach elf erlitt er eine massive Arterienthrombose und fiel ganz in der Nähe eines Feuermelders an der Ecke Oak und Pine tot um. Sein Gesicht drückte so etwas wie Dankbarkeit aus.

    Mrs. Eileen Drummond aus Clewiston, Florida, betrank sich am Nachmittag des 2. Juli mit DeKuyper Creme de Menthe. Sie wollte sich betrinken, denn wenn sie betrunken war, mußte sie nicht an ihre Familie denken, und Creme de Menthe war die einzige Form von Alkohol, die sie zu sich nehmen konnte. Am Vortag hatte sie im Zimmer ihres Sechzehnjährigen ein Tütchen Marihuana gefunden und hatte es geschafft, high zu werden, aber high zu sein machte alles irgendwie nur noch schlimmer.
    Aus diesem Grund betrank sie sich am fraglichen Nachmittag, trank eine

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