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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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»Und er kann nicht fahren. Nicht einmal einen Motorroller. Wenn er nach Osten will, kann er höchstens Dry Lake erreicht haben. Wir können ihn noch erwischen, Lloyd, gib mir grünes Licht.« Barry gehörte zu den vier oder fünf Leuten in Vegas, die von den Spionen wußten, und er hatte Lloyds Gedanken gelesen.
    »Ich muß darüber nachdenken«, sagte Lloyd und legte auf, bevor Barry protestieren konnte. Er konnte schon besser denken, als er es in der Zeit vor der Grippe jemals für möglich gehalten hätte, aber er wußte, daß diese Angelegenheit eine Nummer zu groß für ihn war. Und außerdem machte ihm die Sache mit der Roten Liste Sorgen. Warum hatte er nichts darüber erfahren?
    Zum ersten Mal, seit er Flagg in Phoenix kennengelernt hatte, beschlich ihn das mulmige Gefühl, daß seine Position ins Wanken geraten könnte. Geheimnisse wurden gewahrt. Sie konnten Cullen noch erwischen; Carl Hough und Bill Jamieson konnten beide die Armeehubschrauber fliegen, die in Indian Springs im Hangar standen, und wenn nötig, konnten sie jede Straße, die von Nevada nach Osten führte, sperren lassen. Außerdem war der Bursche nicht Jack the Ripper oder Dr. Octopus; er war ein Schwachsinniger auf der Flucht. Aber mein Gott! Wenn er von diesem Andros oder wie auch immer gewußt hätte, bevor Julie Lawry ihn aufsuchte, hätten sie ihn direkt in seiner kleinen Wohnung im Norden von Vegas festnehmen können.
    Irgendwo in ihm hatte sich eine Tür geöffnet und einen kalten Hauch von Angst hereingelassen. Flagg hatte etwas vermasselt. Und Flagg war imstande, Lloyd Henreid zu mißtrauen. Und das war groooooße Scheiße.
    Trotzdem mußte er davon erfahren. Lloyd wollte die Entscheidung, eine weitere Menschenjagd zu veranstalten, nicht selbst treffen. Nicht nach der Sache mit dem Richter. Er stand auf, um zu den Haustelefonen zu gehen, und traf Whitney Horgan, der von dort kam.
    »Der Boß ist es, Lloyd«, sagte Whitney. »Er will dich sprechen.«
    »Gut«, sagte Lloyd und wunderte sich, daß seine Stimme so gelassen klang - er hatte mittlerweile große Angst. Und vor allem mußte er daran denken, daß er ohne Flagg längst in seiner Zelle in Phoenix verhungert wäre. Er durfte sich nichts vormachen; er gehörte dem dunklen Mann mit Haut und Haaren.
    Aber ich kann meine Arbeit nicht erledigen, wenn er mir Informationen vorenthält, dachte er, während er zum Fahrstuhl ging. Er drückte den Knopf für das Penthouse, worauf die Kabine rasch nach oben fuhr. Wieder hatte er dieses quälende, unglückliche Gefühl: Flagg hatte es nicht gewußt. Der dritte Spion war die ganze Zeit hier gewesen, und Flagg hatte es nicht gewußt.

    »Komm rein, Lloyd.« Flaggs träge lächelndes Gesicht über einem gediegenen blaukarierten Morgenmantel.
    Lloyd kam rein. Die Klimaanlage lief auf Hochtouren; es war, als würde man in Grönland eine Freiluft-Suite betreten. Dennoch spürte Lloyd, als er an dem dunklen Mann vorbeiging, die Hitze, die dessen Körper ausstrahlte. Als wäre man in einem Zimmer mit einem kleinen, aber leistungsstarken Ofen.
    In der Ecke saß auf einem weißen Stuhl die Frau, die am Vormittag mit Flagg gekommen war. Ihr Haar war sorgfältig hochgesteckt, und sie trug ein Wickelkleid. Ihr Gesicht war blaß und ausdruckslos, ihr Anblick machte Lloyd frösteln. Als Teenager hatten er und ein paar Freunde einmal Dynamit von einer Baustelle gestohlen, gezündet und in den Lake Harrison geworfen, wo es explodierte. Die Augen der toten Fische, die anschließend an die Oberfläche trieben, hatten denselben leeren Blick gehabt.
    »Ich möchte dir Nadine Cross vorstellen«, sagte Flagg leise hinter ihm, worauf er zusammenzuckte. »Meine Frau.«
    Erschrocken sah Lloyd Flagg an, sah aber nur das spöttische Grinsen, die tanzenden Augen.
    »Meine Liebe, das ist Lloyd Henreid, meine rechte Hand. Lloyd und ich haben uns in Phoenix kennengelernt, wo Lloyd im Gefängnis sass und kurz davor war, einen Mitgefangenen zu verspeisen. Tatsächlich hat Lloyd sich vielleicht sogar schon eine kleine Vorspeise genommen. Richtig, Lloyd?«
    Lloyd errötete düster, sagte aber nichts, obwohl die Frau entweder plemplem oder so high wie der Mond war.
    »Gib ihm die Hand, meine Liebe«, sagte der dunkle Mann. Wie ein Roboter streckte Nadine die Hand aus. Ihre Augen sahen weiterhin gleichgültig auf einen Punkt irgendwo über Lloyds Schulter. 
    Mein Gott, ist das unheimlich, dachte Lloyd. Trotz der Kälte der Klimaanlage war ihm am ganzen Körper leichter

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