The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Am Anfang der Ewigkeit (German Edition)
während sie das Kinn auf ihre zusammengefalteten Finger stützte und mich betrachtete. » Zunächst einmal müssen Sie sich daran erinnern, dass Anna und ich Ihre Nachbarinnen sind und Ihre Freundinnen. Können Sie sich daran erinnern?«
Ich war wie gebannt von ihrem Blick. Dann lächelte Pearl ein seltsames Halblächeln. » Gut.« Sie stieß den Atem aus.
Ich nickte dumpf, zu überwältigt, um zu denken, geschweige denn, zu sprechen.
» Wir haben direkt nach dem Krieg in South Carolina gelebt«, begann Pearl.
» Nach dem Krieg?«, fragte ich, ohne zu zögern.
Anna kicherte und Pearl gestattete sich die Andeutung eines Lächelns. » Dem Unabhängigkeitskrieg«, erklärte sie kurz. » Wir hatten während des Krieges Glück. Alle gesund und munter, eine große Familie.« Ihre Stimme kippte, und sie schloss für einen Moment die Augen, bevor sie fortfuhr. » Mein Mann betrieb eine kleine Apotheke, als eine Schwindsuchtepidemie die Stadt heimsuchte. Alle wurden dahingerafft– mein Mann, meine beiden Söhne, meine kleine Tochter. Binnen einer Woche waren sie tot.«
Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Konnte ich sagen, dass mir etwas leidtat, das vor so langer Zeit geschehen war?
» Und dann begann Anna zu husten. Und ich wusste, dass ich sie nicht auch noch verlieren durfte. Mein Herz würde bersten, aber es war mehr als das«, erzählte Pearl und schüttelte den Kopf, als sei sie in ihrer eigenen Welt gefangen. » Ich wusste, dass meine Seele und mein Geist bersten würden. Und dann lernte ich Katherine kennen.«
Ich schaute zu Katherine. Sie sah so jung aus, so unschuldig. Ich wandte den Blick ab, bevor sie mich ansehen konnte.
» Katherine war anders«, fuhr Pearl fort. » Sie kam auf mysteriöse Weise in der Stadt an, ohne Verwandte, aber sie wurde unverzüglich in die Gesellschaft aufgenommen.«
Ich nickte und fragte mich, wer dann bei dem Feuer in Atlanta gestorben war, das Katherine nach Mystic Falls geführt hatte. Aber ich sprach die Frage nicht aus, sondern wartete darauf, dass Pearl ihre Geschichte fortsetzte.
Sie räusperte sich. » Trotzdem, irgendetwas an ihr war ungewöhnlich. Alle Frauen haben darüber geredet. Sie war natürlich schön, aber da war noch etwas anderes. Etwas Jenseitiges. Irgendjemand nannte sie einen Engel. Auch wurde sie niemals krank, nicht während der kalten Jahreszeiten und auch nicht, als die Schwindsucht die Stadt erreichte. Es gab gewisse Kräuter, die sie in der Apotheke nicht berühren mochte. Charleston war damals eine kleine Stadt. Die Leute haben getrascht.«
Pearl griff nach der Hand ihrer Tochter. » Anna wäre gestorben«, berichtete Pearl weiter. » Das war es, was der Arzt gesagt hat. Ich wünschte mir verzweifelt ein Heilmittel, war verzehrt von Trauer und fühlte mich so hilflos. Da stand ich nun, eine Frau, umringt von Medikamenten, die der eigenen Tochter dennoch nicht helfen konnte, am Leben zu bleiben.« Pearl schüttelte verzweifelt den Kopf.
» Was ist dann geschehen?«, fragte ich.
» Eines Tages fragte ich Katherine, ob sie eine Idee hätte, was man tun könne. Und sobald ich die Frage gestellt hatte, wusste ich, dass sie die Antwort kannte. Etwas in ihren Augen veränderte sich. Aber es vergingen trotzdem einige Minuten des Schweigens, bevor sie reagierte, und dann…«
» Pearl brachte Anna eines Nachts in meine Gemächer«, warf Katherine ein.
» Sie hat mich gerettet«, sagte Anna mit leiser Stimme. » Und Mutter ebenfalls.«
» Und so sind wir dann hier gelandet. Wir konnten nicht ewig in Charleston bleiben und dabei niemals älter werden«, erklärte Pearl. » Natürlich werden wir bald wieder umziehen müssen. So ist das eben. Wir sind Zigeuner, die in den Städten zwischen Richmond und Atlanta umherziehen. Und jetzt müssen wir einen weiteren Krieg ausfechten. Wenn man so viel Geschichte erlebt hat wie wir, hat man den Beweis, dass manche Dinge sich tatsächlich niemals ändern.« Pearl lächelte kläglich. » Aber es gibt schlimmere Arten, sich die Zeit zu vertreiben.«
» Mir gefällt es hier«, gab Anna zu. » Das ist der Grund, warum ich Angst davor habe, dass man uns wegschicken wird.« Letzteres sagte sie im Flüsterton und etwas in ihrer Stimme ließ in mir eine quälende Traurigkeit aufsteigen.
Ich dachte an die Versammlung, an der ich an diesem Morgen teilgenommen hatte. Wenn es nach Vater ging, würde man sie nicht wegschicken. Man würde sie töten.
» Und die Angriffe?«, fragte ich schließlich. Es war
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