The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
uns in seinem Helikopter davongemacht. Anfangs haben wir geglaubt, dass wir es geschafft hätten … aber was wir nicht wussten … es gab einen in unserer Truppe, der niemanden gehen lassen wollte, um keinen Preis. Er hat den Motor des Helikopters sabotiert. Aber es ist uns erst viel zu spät aufgefallen … wir haben es bis zum Stadtrand geschafft … nach vielleicht achtzig Kilometern haben wir es gehört … ehe wir es gesehen haben …« Sie schüttelt verzweifelt den Kopf und blickt dann zu ihm auf. »Und … Aber den Rest kennen Sie ja schon.« Sie versucht die Tatsache zu verbergen, dass sie am ganzen Körper zu zittern begonnen hat. Sie holt tief Atem, und ihre Stimme wird wieder kraftvoller aber auch reumütig. »Ich habe keine Ahnung, was Sie von mir wollen.«
»Du hast eine Menge durchgemacht.« Der Governor klopft ihr sanft mit der Hand auf das verbundene Bein, und sein Verhalten ändert sich schlagartig. Er lächelt sie an, lässt vom Bett ab und steht auf. »Es tut mir leid, dass du das alles hast mitmachen müssen. Wir leben in harten Zeiten … Aber hier bist du sicher.«
»Sicher?« Sie kann ihren brodelnden Zorn nicht unterdrücken. Ihre Augen tränen vor Wut. Jetzt kommt ihre andere Seite zum Vorschein, die der Sendeleiterin, die alle Tricks und Kniffe kennt und sich nichts vormachen lässt. »Wollen Sie mich verarschen?«
»Nein, das meine ich todernst, Schätzchen. Wir sind hier dabei, etwas Gutes aufzubauen, etwas, das Hand und Fuß hat. Und wir können immer gute Leute gebrauchen, die Teil unserer Kommune sein wollen.«
»Das glaube ich, aber auf mich können Sie nicht zählen.« Sie starrt ihn finster an. »Ich werde es drauf ankommen lassen und meine Siebensachen packen, sobald Dr. Stevens mich entlässt.«
»Hey, immer mit der Ruhe, Mäuschen. Ist schon klar, dass du ein bisschen Zeit brauchst, um alles zu verkraften, aber das ist doch kein Grund, ein so astreines Angebot wie meines einfach auszuschlagen. Wir bauen hier eine Kommune auf.«
»Ach, lassen Sie mich in Frieden mit Ihrer Kommune!« Voller Verachtung spuckt sie die Worte aus. »Ich weiß doch, was in Ihrer Kommune abläuft!«
»Okay, das reicht.« Er klingt wie ein Lehrer, der einen aufsässigen Schüler ermahnt. »Jetzt beruhigen wir uns wieder ein bisschen.«
»Vielleicht können Sie diesen Landeiern mit ihrer Rolle des gutmütigen Diktators etwas vormachen, aber bei mir kommt das …«
Er wirft sich auf sie und verpasst ihr eine Ohrfeige, die sich gewaschen hat. Sein Handrücken trifft so hart auf ihre lädierte Wange, dass ihr Kopf rücklings an die Wand prallt.
Sie keucht und blinzelt, schluckt den Schmerz hinunter. Dann wischt sie sich mit der Hand über die Stirn und schöpft genügend Luft, um mit sanfter, ruhiger Stimme fortfahren zu können: »Ich habe mein ganzes Leben mit Männern wie Ihnen arbeiten müssen. Sie titulieren sich als Governor? Soll das ernst gemeint sein? Sie sind doch nichts weiter als ein Tyrann, ein Schulhofschläger, der einen Spielplatz gefunden hat, auf dem er sich austoben kann! Der Arzt hat mir alles über Sie erzählt.«
Der Governor ragt über ihr auf, nickt und lächelt dann kalt. Seine Miene verhärtet sich, und seine Augen – ihre dunkle Iris reflektiert das harte Halogenlicht – gleichen zwei silbernen Nadelstichen. »Ich habe es versucht«, murmelt er mehr zu sich selber als zu ihr. »So wahr mir Gott helfe, ich habe es versucht.«
Er wirft sich erneut auf sie, packt sie diesmal im Genick. Ihr Körper wird steif, als er sie würgt. Sie blickt ihm direkt in die Augen. Plötzlich wird sie ganz ruhig, der Körper schlaff, während er noch immer zudrückt. Dann beginnt sie unfreiwillig auf der Krankentrage zu zucken, dass die Rollen quietschen. Sie verspürt keinen Schmerz mehr. Das Blut weicht aus ihrem Gesicht. Sie will sterben.
Der Governor flüstert leise: »Das wird schon … so … so … Und alles wird gut …«
Ihre Augen verdrehen sich, bis nur noch das Weiß zu sehen ist. Ihre Haut ist bleifarben. Sie schlägt noch einmal mit den Beinen aus, trifft den metallenen Klappstuhl, der scheppernd zu Boden geht.
In der darauffolgenden Stille liegt die Frau wie versteinert auf der Krankentrage, die Augen in einem leeren Starren auf die Decke gerichtet. Ein weiterer Moment vergeht, ehe der Governor endlich von ihr ablässt.
Philip Blake weicht von der Krankentrage zurück, auf der jetzt die Frau aus Atlanta tot daliegt. Ihre Beine sind gespreizt, die Arme
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