The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)
nichts.
»Was ist denn das Richtige für Rachel?«, fragte ich besorgt.
»Weiß nicht«, sagte Joshua.
Meine Finger verharrten kurz über einer Schachtel mit Tamiflu. Dann stopfte ich alle verbliebenen Päckchen in Joshuas Rucksack. Verzweifelt zog ich verschiedene Pillenfläschchen, die mir völlig unbekannt waren, aus dem Regal und hielt sie Joshua hin. Wortlos steckte er sie in den Rucksack. Im schwachen Licht wirkte sein Gesicht verbittert und ohne Hoffnung. »Das reicht, Sherry.«
Ich nickte. In diesem Augenblick bemerkte ich, dass meine Hände zitterten.
»Komm, sehen wir uns nach Kameras und Essen um«, sagte Joshua und legte für einen Augenblick seinen Arm um mich.
Schweigend schlichen wir durch die dunklen, mit Rei nigungsmitteln und Toilettenpapier gefüllten Regalreihen. Vor mir ragte ein schulterhoher Turm aus Schokola den tafeln auf. Von den unteren Tafeln waren einige noch nicht geschmolzen. Ich stopfte mir ein paar davon in die Tasche, wickelte eine aus und teilte sie mit Joshua. In der Hitze hatte die Schokolade ihre Form verloren und schmeckte schal und bitter. Auf dem Weg durch die düstere, stille Halle waren nur die Kaugeräusche zu hören, mit denen unsere Zähne die zähe Masse zermahlten.
Kurz darauf erreichten wir die Elektroabteilung. Beim Anblick der mit Handys, Alarmanlagen und Camcordern gefüllten Regale schlug mein Herz höher. Ich zerschmetterte eine Glasvitrine mit dem Pistolengriff und nahm die nächstbeste Kamera heraus. Sie funktionierte nicht.
»Was ist mit den Batterien?«, flüsterte Joshua.
»Mist.« Ich öffnete die Klappe auf der Rückseite. »Sie sind ausgelaufen.«
»Da, versuch die mal«, sagte er und reichte mir eine ungeöffnete Packung.
Nachdem ich die Batterien eingelegt hatte, drückte ich noch einmal auf den »Ein«-Schalter. Ein rotes Licht leuchtete auf.
»Sie funktioniert!«
Ich klappte den Kontrollmonitor auf, der einen verschwommenen Joshua zeigte. »Hier ist es zu dunkel.«
»Hat die keinen Nachtmodus?«, fragte Joshua, nahm eine weitere Kamera aus dem Regal und probierte sie aus.
Ich drückte verschiedene Knöpfe, bis das Bild auf dem Schirm weniger verschwommen war und schwenkte die Kamera, ohne den Blick vom Monitor zu nehmen. Das Wort »Aufnahme« blinkte in der rechten oberen Ecke. Ich drehte mich um und filmte den dunklen Gang, bis Joshua wieder auf dem Schirm erschien. Er grinste und richtete seine eigene Kamera auf mich. Plötzlich bemerkte ich irgendetwas im Regal hinter seiner linken Schulter. Gelbe Augen glommen auf. Die Gestalt machte eine Bewegung. Ein Weeper.
Meine Hände fingen an zu zittern. »Joshua«, flüsterte ich.
Er ließ die Kamera sinken. Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht.
»Da ist ein Weeper direkt hinter dir.«
Eine Klauenhand umklammerte das Regal. Joshuas Hand fuhr zu seiner Waffe, doch er würde sich nicht mehr rechtzeitig umdrehen können.
Ich griff nach meiner eigenen Pistole. Der Weeper zögerte. Im gleichen Moment, in dem ich die Waffe zog, sprang er aus dem Regal. Handys fielen auf den Boden. Ich schoss, doch die Bestie krachte gegen Joshua. Mit einem ekelerregenden Knirschen landeten die beiden auf dem Boden. Ich schrie und taumelte nach vorne, packte den reglosen Weeper am Kragen seines fleckigen Hemds und zog ihn von Joshua herunter. Aus dem Einschussloch zwischen den Augenbrauen der Kreatur sickerte Blut.
Ich kniete mich neben Joshua, der mich verwirrt an blinzelte.
»Alles klar?«, fragte ich und half ihm, sich aufzusetzen.
Er drückte seine Stirn gegen meine. »Danke.« Ich spürte seinen Herzschlag auf meiner Brust.
»Hauen wir lieber ab. Das war sicher nicht der einzige«, flüsterte Joshua. Ich konnte seinen warmen Atem an meinem Hals spüren. Er küsste mich sanft und rappelte sich auf, wobei er sich an einem Regal festhielt. Der Camcorder lag zerbrochen auf dem Boden.
Noch immer umklammerte ich die Kamera mit der Hand, die nicht die Waffe hielt. Joshua schnappte sich schnell zwei weitere Kameras aus der Glasvitrine, stopfte sie in den Rucksack und warf ihn sich über die Schulter.
»Vergiss deine Waffe nicht«, sagte ich.
Ein schiefes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Das hab ich mal zu dir gesagt, oder?«, meinte er, während er die Pistole aufhob.
»Du warst ein guter Lehrmeister«, sagte ich neckisch. »Gib mir die Taschenlampe. Ich gehe vor.«
Er reichte sie mir ohne Widerworte. Wir warfen noch einen letzten Blick auf den toten Weeper, dann machten wir uns eilig auf den
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