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The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
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sah, wonach wir gesucht hatten.
    Eine hohe Mauer überragte alles andere in der Umgebung. Bis jetzt hatte ich nicht wirklich an ihre Existenz geglaubt. Doch da war er: der Zaun. Er erstreckte sich zu beiden Seiten soweit das Auge reichte, war mindestens zwei Meter hoch und mit Stacheldraht und Metallspit zen gekrönt. Darunter führten zwei NATO-Drahtstränge am eigentlichen Zaun entlang.
    »Fahr nicht zu nah ran, sonst geraten wir ins Blickfeld der Kameras«, sagte Tyler mit bebender Stimme.
    Joshua verlangsamte und parkte den Mustang in siche rer Entfernung.
    »Steigen wir aus. Aber vorsichtig«, sagte er.
    Aus der Nähe war der Zaun noch beeindruckender. Wahrscheinlich konnte man ihn sogar vom Weltall aus er kennen, genau wie die chinesische Mauer. Nur dass diese hier aus Stahl und Skeletten bestand.
    Unzählige Körper baumelten vom Draht herab. Die Fetzen auf ihren Leibern flatterten wie bei Vogelscheuchen im Wind. Kleinere Tiere – Hasen vermutlich – hatten sich ebenfalls im Zaun verfangen und waren von den scharfen Metallspitzen aufgespießt worden. Der Gestank des Todes lag schwer und süßlich in der Luft.
    Tyler nahm Joshua, der schweigend den Schrecken vor uns betrachtete, den Camcorder ab. Ihm gelang es noch am ehesten, die Fassung zu bewahren – schließlich hatte er all das schon einmal gesehen.
    Sonnenlicht spiegelte sich auf dem Stahl und blendete uns. Die Körper, die noch nicht bis auf die Knochen verwest waren, wiesen grässliche Brandwunden auf. Vom Zaun her war ein leises Summen zu hören – er stand also unter Strom. Alle paar Meter waren Kameras auf Stützpfosten angebracht und überwachten die nähere Umgebung.
    Dann entdeckte ich den Lincoln etwa hundert Meter zu unserer Linken.
    Bevor mir bewusst wurde, was ich da tat, rannte ich schon darauf zu. Die heiße Luft brannte in meinen Lungen. Die anderen folgten mir. Ich hörte ihre Schritte auf der trockenen Erde. Das Auto war mit Einschusslöchern übersät, die Reifen platt und die Fenster zerbrochen. Rauch stieg aus der Motorhaube auf.
    Joshua drängte sich an mir vorbei und riss an der Fahrertür, die sich mit einem Quietschen öffnete. Ich taumelte ihm hinterher, doch er stellte sich mir in den Weg und nahm mir dadurch die Sicht auf den Lincoln. Ich schob ihn beiseite und spähte in den Wagen.
    Der graue Sitzbezug auf der Fahrerseite war mit Blut bedeckt. Aber eine Leiche war nirgendwo zu sehen. Mir verschwamm alles vor den Augen, und meine Beine gaben unter mir nach. Joshua fing mich auf und drückte mich an seine Brust. Ich hörte Rachel weinen, gefolgt von Stimmengewirr, doch in meinen Ohren rauschte es zu sehr, um die Worte verstehen zu können. Es fühlte sich an, als würden sich Klauen in meine Eingeweide graben und sie in Stücke reißen.
    Ich befreite mich aus Joshuas Umarmung und rannte auf den Zaun zu. »Ich hasse euch!«
    »Sherry, bleib stehen!«, rief Joshua barsch. Seine Finger bohrten sich in meinen Oberarm. Das Summen war so laut, dass es mir durch Mark und Bein ging. »Eine Selbstschussanlage«, sagte er und deutete mit dem Kinn in Richtung Zaun. Ich folgte seinem Blick. Knochen bedeckten den Boden. Manche waren bereits von der Sonne ausgebleicht, andere noch mit Fleisch bedeckt – Hüftknochen, Schädel, Brustkörbe.
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich gedacht, dass die Weepers das Schlimmste auf dieser Welt wären. Jetzt begriff ich, dass ich mich geirrt hatte. Die Menschen, diejenigen, die die Verantwortung für das alles hier trugen, waren die wahren Ungeheuer. Sie waren noch schlimmer als die Weepers, denn im Gegensatz zu ihnen hatten sie weder ihr Gewissen noch ihre Menschlichkeit verloren.
    Sofort richtete sich jede Kamera im Umkreis auf uns. Die Luft schien förmlich zu vibrieren, als hätte sich auch die Spannung, unter der der Zaun stand, erhöht. Die Härchen auf meinem Arm stellten sich auf.
    »Jetzt wissen sie, dass wir hier sind«, sagte Tyler und riss vor Angst die Augen weit auf.
    »Kommt mit«, sagte Joshua. Rachel und Tyler hatten schon fast das Auto erreicht.
    Dann sah ich es. Kurz vor dem Zaun lag einer von Bobbys Schuhen. Er hatte eine Delle an der Spitze, wo Bobbys Zehe nach einem weiteren Wachstumsschub an das Kunstleder gestoßen war. Der Schuh war blutverschmiert.
    Und da wusste ich, dass mein Bruder tot war.

Der Gestank von Desinfektionsmittel hing in der Luft. Ich packte Dads Hand noch fester. Er lächelte Bobby und mich an. Krankenschwestern in Uniform und Ärzte mit ernsten Mienen

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