The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)
Sekret und Hautfetzen klebten an meinen Wangen. Ich legte die Hände auf seine Brust und drückte zweimal.
Dann wieder Beatmung.
Wieder und wieder.
»Sherry?«
Meine Lunge brannte, meine Hände schmerzten. Ich machte weiter.
»Sherry. Hör auf.«
Schweißtropfen rannen in meine Augen und fielen auf Dads Gesicht, als ich erneut in seinen Mund atmete. Das Auto hielt an. Ich rammte die Handflächen gegen Dads Brust. Einmal. Zweimal. Gerade wollte ich mich wieder über sein Gesicht beugen, da packten Joshuas Hände meine Arme und zogen mich mit sich.
»Nein!«
Seine Finger bohrten sich in meine Haut. Ich holte aus, schubste ihn von mir und beugte mich erneut über Dad. So unnachgiebig wie zuvor umklammerte eine Hand meine Schulter und riss mich zurück. Ich fiel aus dem Auto und landete auf dem Rücken. Meine Haut brannte wie Feuer. Ich wollte mich aufsetzen, doch etwas hinderte mich daran.
»Sherry?«
Ich kämpfte dagegen an.
»Sherry, beruhige dich. Bitte.«
Joshuas Gesicht erschien über mir, blass und besorgt.
»Dad. Er braucht mich«, flüsterte ich.
Mitleid blitzte in seinen Augen auf. »Sherry, er ist …«
»Nein!« Ich krallte mich in seinen Armen fest. »Lass mich los!«
Er hielt mich fest. »Es ist zu spät.«
Keuchend und schluchzend sank ich zu Boden. Ich bekam keine Luft mehr.
»Es tut mir leid, Sherry«, sagte Joshua.
Wir hielten vor der Mission und hupten. Die Tür des Hauptgebäudes öffnete sich. Mom und Karen liefen heraus. Ich konnte ihnen unmöglich in die Augen sehen. Stattdessen starrte ich auf die Hände in meinem Schoß. Das Blut darauf war getrocknet und hatte meine Haut rostrot verfärbt.
Mom riss die Tür auf, sah erst mich und dann Dads Leiche auf dem Rücksitz an. Sie schluchzte. Ohne die Tür loszulassen sank sie neben mir auf den Boden. Ihr gelbes Kleid breitete sich wie ein Heiligenschein im Staub aus. Tränen strömten über ihr Gesicht. Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie damit alles ungeschehen machen, als könnte sie Dad damit ins Leben zurückholen. Doch das war unmöglich.
Joshua schob die Hände unter Moms Arme und half ihr auf die Füße. Sie wehrte sich nicht. Der Saum ihres Kleides war mit Erde beschmutzt.
Ich nahm die Beine aus dem Wagen. Stand auf. Schloss die Tür.
Ein Gefühl der Taubheit erfüllte mich, hüllte mich ein.
Ich trat in das Halbdunkel der Kirche und ließ mich auf eine Bank fallen.
Tränen sammelten sich in meinen Augen und rollten meine Wangen hinunter. Es war, als hätte jemand meine Brust aufgerissen und sie ausgehöhlt. Ich wollte nur, dass es vorbeiging – der Schmerz, die Trauer.
Ein Knarren durchschnitt die Stille, Licht strömte ins Dunkel. Joshua betrat die Kirche und sah sich um, bis er mich entdeckt hatte. Er hielt einen Augenblick inne, schloss die Tür hinter sich und setzte sich neben mich. Sanft nahm er mich in seine Arme. »Komm mit, Sherry. Karen muss sich deine Verletzungen ansehen.«
Ich starrte die Jesusfigur hoch über dem Altar an. »Bitte lass mich in Ruhe.«
»Sherry«, sagte Joshua mit sanfter Stimme. »Weißt du noch, wie du mir gesagt hast, dass ich das nicht alleine durchstehen muss? Du hattest recht. Wir sitzen alle im selben Boot. Du musst nicht alleine trauern.« Er nahm meine Wangen in seine Hände und zwang mich, ihn anzusehen. Mitgefühl loderte in seinen Augen.
Mein Blick wanderte zu seinem Kinn. »Ich weiß. Aber das ist was anderes. Ich habe meinen Dad umgebracht.«
Sein Finger hob mein Gesicht. »Sherry, jetzt hör mir bitte gut zu. Der Weeper, den du getötet hast, war nicht dein Dad. Dein Dad war schon lange verschwunden, irgendwo tief vergraben. Dieser Weeper hätte dich umgebracht. Das hätte dein Dad niemals getan. Du hattest keine andere Wahl. Dein Schuss war nicht einmal tödlich. Es war ein Unfall. Selbst als du um dein Leben gekämpft hast, wolltest du nicht auf ihn schießen.«
Ich wehrte mich gegen seine Hände, versuchte ihm zu entkommen, doch er ließ mich nicht los. »Trotzdem war er immer noch mein Dad. Du hast es doch selbst gesagt – er war irgendwo tief da drinnen. Wir hatten das Heilmittel, wir hätten ihn retten können! Jetzt ist er tot – und das ist nur meine Schuld.« Meine Stimme versagte.
Joshua zog mich an sich und drückte meine Arme auf meine Brust, sodass ich mich nicht gegen ihn wehren konnte. »Glaubst du, dass es sich dein Dad jemals verziehen hätte, wenn er dir etwas angetan hätte? Glaubst du nicht, dass er sich geopfert hätte? Er hätte
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