Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
Vom Netzwerk:
meinen Augen, die Luft war abgestanden. Vorsichtig betrat ich den Flur. Die Familienfotos hingen noch immer an der Wand. Ich spähte ins Wohnzimmer, wo der Kratzbaum auf Muffins Rückkehr wartete. Von Dad keine Spur.
    »Er muss hier gewesen sein«, sagte Joshua. »In der Küche sind leere Konservendosen.« Ich eilte zu ihm. Auf dem Küchentisch standen leere Dosen, in denen sich einmal Bohnen und Spaghettisoße befunden hatten. Daneben lag ein schmutziger Löffel. Offenbar hatte Dad irgendwo Vorräte aufgestöbert. Als wir den Bunker vor Wochen verlassen hatten, war nichts Essbares mehr im Haus gewesen.
    »Vielleicht ist er noch irgendwo in der Nähe«, sagte ich und ging in den Garten, wo sich der Eingang zum Bunker befand. Am oberen Ende der Stufen zögerte ich. Ich hatte 1 141 Tage in diesen Mauern verbracht, und jetzt kamen sie mir wie ein Gefängnis vor. In den letzten Tagen hier – bevor ich mich mit Dad auf die Suche nach Lebensmitteln gemacht hatte – war ich sogar überzeugt davon gewesen, dass der Bunker unser Grab werden würde. Ich schlich die Stufen hinunter. Joshua folgte mir.
    Alles war so, wie ich es in Erinnerung hatte. Unsere Betten standen an der Wand, genau wie die behelfsmäßige Küche und die Tiefkühltruhe, in die wir Grandpa nach seinem Tod gesteckt hatten. Mein Blick huschte zum Vorhang vor der Speisekammer. Dahinter war rasselndes Atmen zu hören.
    Ich trat näher. »Sherry?«, flüsterte Joshua.
    Ich hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. Vorsichtig näherte ich mich der Speisekammer. »Dad?«
    Keine Antwort. Ich zog die Waffe und griff nach dem Vorhang.
    Dad kauerte vor einem Regal am hinteren Ende des winzigen Raums. Er hatte die Arme um seine Beine geschlungen, und seine Hände … waren keine Hände mehr. Es waren Klauen.
    » Geh weg, Sherry. Sofort.« Joshua packte meinen Arm und wollte mich zu sich ziehen, doch ich konnte mich nicht von der Stelle rühren.
    »Dad? Ich bin’s, Sherry.«
    Langsam hob er den Kopf. Nur mit Mühe konnte ich ein Keuchen unterdrücken. Seine Augen waren milchig, Hautfetzen lösten sich von seinen Wangen und klebten an dem Fell, das ihm auf Hals und Kinn wuchs.
    Er sah direkt durch mich hindurch. Dann schüttelte er sich, und für einen Augenblick huschte ein Funke des Wiedererkennens über sein Gesicht. »Sher …« Mein Name ging in einem Stöhnen unter. Knurrend sprang er auf Joshua und mich zu. Ich fiel mit meinem ganzen Gewicht auf den Rücken. Joshua geriet ebenfalls ins Taumeln, knallte mit dem Kopf gegen eine Tischkante und fiel hin. Er stöhnte auf, blieb jedoch liegen.
    Panik schoss durch meine Adern, als ich mich aufsetzte. »Dad, ich bin’s. Bitte hör mir zu. Wir können dir helfen.«
    Doch Dad war nicht da – nur der Weeper, der sich auf mich warf. Mein Gesicht wurde gegen den schmutzigen Teppich gedrückt. Klauen bohrten sich in meine Schultern, heißer, sengender Schmerz fuhr durch meinen Körper. Ich drückte den Rücken durch und wollte mit den Armen ausholen, doch die Kreatur hielt mich am Boden fest. Die Krallen schnitten wie Rasierklingen in meinen Rücken, gruben sich tief in meine Haut. Ich schrie vor Schmerz auf.
    Warme Flüssigkeit tropfte auf meinen Hals. Ein zäher Tropfen rann in meine Kehlgrube. Dad – es  – sabberte mich voll.
    Ich schrie und versuchte, mich hochzudrücken, kam jedoch nicht gegen sein Gewicht an. Er bohrte seine Klauen noch tiefer in meinen Rücken. Ich spürte seinen heißen Atem an meinem Hals. Er war kurz davor, mir die Kehle zu zerreißen. Ich holte aus und ließ den Pistolengriff gegen sein Kinn krachen, dass es knackte. Mit einem Heulen ließ er von mir ab. Ich rollte mich auf den Rücken und setzte mich auf. Bevor ich auf den Beinen war, griff er erneut an. Mein Hinterkopf schlug auf dem Boden auf. »Dad, nicht!«, schrie ich.
    Mit einer Hand hielt ich sein Gesicht von meiner Kehle fern, doch er war zu stark. Meine andere Hand, die noch die Waffe umklammerte, klemmte zwischen meinem Rücken und dem Boden, sodass ich sie unmöglich befreien konnte. Ich stieß mit dem Knie zu. Die Klauen rissen mir die Haut auf, als wir auf dem Boden herumrollten. Meine Arme brannten, warme Flüssigkeit durch tränkte mein Shirt. Endlich konnte ich den Arm mit der Waffe befreien, hatte aber bis auf tausend Nadel stiche kein Gefühl mehr darin. Das Ungeheuer knurrte und packte mich noch fester. Unsere Körper stießen aneinander. Plötzlich erklang ein Schuss. Die Klauen ließen von mir ab, und die

Weitere Kostenlose Bücher