Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)
Theo dachte an seinen Hund, und er dachte an die Quinns und ihre geliebte Farm, und je mehr er nachdachte, desto sicherer war er sich. Er sah Hardie an, fixierte Ryan und biss die Zähne zusammen.
» Ich bin dabei.«
» Dann ist ja alles klar!« Ryan klopfte ihm auf die Schulter.
Um Punkt sieben Uhr am Donnerstagabend setzten sich die drei Boones plus Judge zum Essen. Wie jeden Donnerstag gab es Brathähnchen von einem türkischen Imbiss, zu dem sie Kichererbsenpüree, Fladenbrot und diesmal auch Couscous aßen.
Nicht gerade Theos Leibspeise. Im Gegensatz zu ihm liebte Judge Hähnchen. Es schien ihm von Stunde zu Stunde besser zu gehen, er bewegte sich mehr und schlief weniger.
» Theo, wo warst du denn heute Nachmittag?«, erkundigte sich Mrs. Boone .
Damit hatte Theo gerechnet. Irgendwer in der Kanzlei verfolgte normalerweise sein Kommen und Gehen, und das war üblicherweise Elsa. Selbst wenn sie am Telefon war, zwei Anrufer in der Warteschleife hatte, mit einem gerade hereinkommenden Mandanten redete und auf dem Bildschirm ihre E-Mails checkte– natürlich alles gleichzeitig–, wusste sie immer genau, wann sich Theo zur Hintertür hinausschlich. Er schluckte erst einmal.
» Hardie und ich sind mit dem Rad zum Umweltbeirat von Stratten County gefahren.«
» Wirklich?«, fragte seine Mutter interessiert.
Sein Vater runzelte die Stirn. » Was wolltet ihr denn da?«
» Hardies Vater war da und hat mich gebeten vorbeizukommen. An einer Wand hängt eine riesige Vergrößerung des Fotos von mir und Judge, wie wir gestern Abend aus dem Gericht kommen.«
» Du bist also der Held?«, fragte seine Mutter.
» Sozusagen, ich und Judge.«
» Hast du Sebastian Ryan kennengelernt?«
» Ja, ein richtig netter Typ. Hardie und ich sollen Kinder und Jugendliche gegen die Umgehungsstraße mobilisieren.«
Mrs. Boone lächelte immer noch, behielt aber Mr. Boone genau im Auge, als erwarte sie heftige Kritik. Theo war froh, dass seine Mutter bei diesem Gespräch dabei war.
» Was für Kinder und Jugendliche?«, hakte Mr. Boone nach.
» Die Schüler der Jackson Elementary School und die Fußballspieler.« Theo nahm einen großen Bissen, als wäre ein solches Engagement für ihn an der Tageordnung.
» Das ist eine tolle Idee, Theo«, sagte Mrs. Boone . » Wie wollt ihr vorgehen?«
» Das steht noch nicht fest.«
» Warum willst du dich unbedingt in diese schmutzige Geschichte einmischen?«, fragte sein Vater bedächtig, aber nachdrücklich.
Theo hatte seine Antwort mehrfach eingeübt. Er trank einen Schluck Wasser und räusperte sich. » Weil ich es nicht richtig finde, dass die Quinns eine Farm verlieren sollen, die seit über hundert Jahren in der Familie ist. Es ist falsch, wenn der Staat Privateigentum für unnötige Projekte beschlagnahmt. Es ist gefährlich, große Straßen neben Schulen und Fußballkomplexen zu bauen, vor allem, wenn niemand die Umweltverträglichkeit geprüft hat. Es ist falsch, wenn Politiker ihren Freunden dabei helfen, mit solchen Projekten das große Geld zu machen. Es gibt viele Gründe, Dad!«
» Und alle mehr als berechtigt, wenn ich das ergänzen darf«, warf Mrs. Boone mit einem herausfordernden Blick auf ihren Ehemann ein.
Theo war noch nicht fertig. » Und vor allem bin ich sauer auf die Männer, die Judge misshandelt haben. Wenn du dabei gewesen wärst, als sie ihn halb totgeschlagen haben, würdest du vielleicht anders darüber denken.«
» Hör auf, mich zu belehren, Sohn.«
» Ich belehre gar niemanden.«
» Das tut er wirklich nicht«, schaltete sich Mrs. Boone ein. Damit war klar, wer auf welcher Seite stand. Zwei gegen einen. Mr. Boone stand eine vernichtende Niederlage bevor.
» Ich finde es bewundernswert, dass Theo sich engagieren will«, fuhr sie fort. » Den meisten Dreizehnjährigen wäre die Sache völlig egal.«
Gib’s ihm, Mom!, dachte Theo und schnitt sich ein Stück Hähnchen ab. Er hängt in den Seilen, gleich liegt er am Boden.
Aber die beiden schienen stillschweigend einen Waffenstillstand zu schließen, und die Boones aßen wortlos weiter.
» Dad, bist du damit einverstanden, dass ich mitmache?«, fragte Theo schließlich.
» Natürlich ist er das, Theo«, erwiderte seine Mutter wie aus der Pistole geschossen. » Wenn man etwas nicht richtig findet, muss man sich wehren. Stimmt’s, Woods?«
Woods Boone stand auf verlorenem Posten, und er wusste es. Er kapitulierte mit einem schwachen » Von mir aus«.
Zwanzig
Am Freitag nach dem Mittagessen
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