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Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baruch de Spinoza
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das im Anfang des zweiten Kapitels Gesagte); was sie aber einfach, ohne Benutzung von Zeichen zur Bestätigung schriftlich oder mündlich lehrten, das haben sie aus ihrer natürlichen Erkenntniss gesprochen und geschrieben; man sehe hierüber 1. Korinth. XIV. 6. Auch stört es mich hierbei nicht, dass alle Briefe mit apostolischer Billigung anfangen; denn die Apostel haben nicht blos, wie ich gleich zeigen werde, die Kraft zum Prophezeien, sondern auch die Macht zum Lehren empfangen. In diesem Sinne räume ich ein, dass sie als Apostel ihre Briefe geschrieben haben, und deshalb hat Jeder mit seiner apostolischen Sendung begonnen. Vielleicht haben sie auch, um den Sinn der Leser leichter für sich einzunehmen und ihre Aufmerksamkeit zu erwecken, vor Allen bezeugen wollen, dass sie Diejenigen seien, die allen Gläubigen aus ihren Predigten bekannt geworden und durch klare Zeichen bewiesen hätten, dass sie die wahre Religion und den Weg des Heils lehrten. Denn Alles, was diese Briefe über die Berufung der Apostel und den heiligen und göttlichen Geist, den sie hatten, sagen, bezieht sich auf ihre früheren Predigten, mit Ausnahme der Stellen, wo der heilige Geist und der Geist Gottes nur den gesunden, frommen und Gott gerechten Sinn bedeutet, wie ich im ersten Kapitel dargelegt habe.
     
    So sagt z.B. Paulus 1. Korinth. VII. 40: »Selig ist sie, wenn sie so bleibt, nach meinem Ausspruch; ich glaube aber auch, dass Gottes Geist in mir ist.« Er versteht hier unter »Geist Gottes« seine eigene Seele, wie der Zusammenhang der Rede zeigt; denn er will sagen: »die Wittwe, welche nicht zum zweiten Mal heirathen will, halte ich selig nach meiner Meinung, der ich ledig zu bleiben beschlossen habe und mich selig halte.« Es findet sich mehr dergleichen, was indess hier anzuführen nicht nöthig ist.
     
    Sind sonach die Briefe der Apostel nur von dem natürlichen Licht diktirt, so ist zu untersuchen, wie die Apostel aus der blossen natürlichen Erkenntniss Dinge lehren konnten, die nicht darunter fallen. Geht man indess auf das in Kap. 7 dieser Abhandlung über die Schriftauslegung Gesagte zurück, so verschwindet die Schwierigkeit. Denn Vieles in der Bibel übersteigt unseren Verstand; danach kann man sicher darüber sich auslassen, sobald man nur keine anderen Grundlagen zulässt, als die in der Schrift selbst enthalten sind; also konnten die Apostel aus dem, was sie gehört, gesehen und durch Offenbarung empfangen hatten, Vieles folgern und abnehmen und den Menschen, wenn sie wollten, lehren. Ferner ist zwar die Religion, wie sie die Apostel predigten, indem sie die Geschichte Christi einfach erzählten, aus der blossen Vernunft nicht zu entnehmen; aber ihr wesentlicher Inhalt, der hauptsächlich aus sittlichen Regeln besteht, wie die ganze christliche Lehre, kann Jeder mit dem natürlichen Licht leicht erreichen. Endlich brauchten die Apostel keines übernatürlichen Lichts, um die Religion, die sie vorher durch Zeichen bekräftigt hatten, der allgemeinen Fassungskraft der Menschen so anzubequemen, dass sie von Jedem leicht im Geiste angenommen wurde; auch bedurften sie dessen nicht, um die Menschen darin zu erhalten, und dies ist die Absicht dieser Briefe; sie sollen die Menschen auf den Weg weisen und erhalten, den jeder Apostel für den besten zu ihrer Befestigung im Glauben errichtete. Hier gilt das früher von mir Gesagte, dass die Apostel nicht blos die Kraft empfangen hatten, die Geschichte Christi als Propheten zu predigen, d.h. mit Zeichen zu bekräftigen, sondern auch die Berechtigung zu lehren und auf dem Weg zu erhalten, den sie für den besten erachteten. Beide Gaben bezeichnet Paulus 1. Timoth. I. 11 deutlich in den Worten: »Vermöge dessen ich geordnet bin zum Verkünder und Apostel und Lehrer der Völker,« und daselbst II. 7: »Dessen Verkünder und Apostel ich verordnet bin (ich sage durch Christum die Wahrheit, und lüge nicht), ein Lehrer der Völker mit Glauben (NB.) und Wahrheit.« Hier, sage ich, nennt er deutlich beide Berufungen, zum Apostelamt und zum Lehramt. Dagegen spricht er von der Macht zu lehren Jedermann und jederzeit im Briefe an Philem. 8 mit den Worten: »Obgleich ich in Christo viel Freiheit habe, Dich zu dem anzuweisen, was sich gehört, so doch« u.s.w. Hätte Paulus das, was dem Philemon zu lehren war, als Prophet von Gott empfangen, so musste er es auch als Prophet lehren, und es hätte ihm nicht freigestanden, Gottes Anweisung in Bitten zu verwandeln. Er spricht deshalb

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