Thors Valhall
Thor betrat den weit geschnittenen Raum, der Toiletten, Duschen und mehrere Waschbecken besaß, um sich zu erleichtern. Sein Gesicht trug noch die schaurigen Bemalungen, doch auch sie waren inzwischen verwischt, sein Haar strähnig, obwohl sie lediglich einen Song vorgetragen hatten. Doch ihr Auftritt war schweißtreibend gewesen, voller Dynamik und Energie.
„Und, Perk? Zufrieden?“, fragte er, während er vor einem der Urinale stand.
„Der Auftritt war perfekt“, erwiderte Dylan. Er steckte seine Schminkutensilien zurück in die kleine Kosmetiktasche und drehte sich um. Er konnte erkennen, wie Thor seine Hose schloss und die Spülung betätigte, und dann näher kam, die Hände unter das Waschbecken hielt und dabei lächelte.
„Dann könnten wir ja nun zum gemütlichen Teil des Abends übergehen, was, Perk?“
„Ich hätte nichts dagegen“, säuselte Dylan. Er beugte sich ein wenig vor, spitzte den Mund und schloss dazu die Augen. Thor jetzt, in diesem Moment, zu küssen, war mehr als verlockend, dennoch hielt sich Dylan ein wenig zurück, als er seine Lippen auf Thors Mund presste. Unmöglich wollte er, dass sich die Farben des Corpsepaints auf sein Antlitz abfärbten.
Und als hätte Thor seine Gedanken geahnt, wich er dem Kuss gekonnt aus.
„Ich werde mich schnell waschen, dann können wir ins Hotel …“
Seine Hand fuhr aus. Zielstrebig griff er Dylan zwischen die Beine, ertastete das weiche Fleisch, welches sich unter der viel zu engen Lackhose abzeichnete, mit einem neckischen Zwinkern.
Dylan ließ es zu, seufzte dabei genüsslich, trotzdem zögerte er.
„Du willst wirklich schon ins Hotel?“ Er runzelte die Stirn. „Und was ist mit der After Show Party? – Das Festival endet bald, aber es werden noch ein paar DJs im Zelt auflegen.“
„Party?“, wiederholte Thor. Sein Gesicht wurde ernst, er zog seine Hand zurück. Nachdenklich stellte er sich vor eines der Waschbecken, benetzte dann sein bemaltes Gesicht mit Wasser und reichlich Seife. Schwarz-grau schlängelte sich anschließend das gefärbte Wasser dem Abfluss entgegen.
„Weiß nicht, ob ich Lust auf Party habe“, entgegnete er. Noch einmal wusch er sich das Gesicht gründlich.
„War ja klar …“ Dylan verdrehte die Augen. Was hatten sie beide für einen Spaß gehabt, letztes Jahr, während der Black-Festival-Tournee? Und nun? Thor schien jeder Erheiterung in der Öffentlichkeit aus dem Weg gehen zu wollen.
„Party ist doch nur wieder Gedrängel und Gesaufe“, erklärte Thor. Er griff nach einem Handtuch, mit dem er die Reste der Körperfarbe beseitigte. „Da solltest du derzeit auch einen Bogen drum machen.“
„Vielleicht kann ich ja auch ohne Alkohol Spaß haben?“, erwiderte Dylan.
„Kann ich mir kaum vorstellen“, antwortete Thor mit einem bissigen Unterton. Er entfernte seine Lederarmbänder, dann machte er sich daran, die Arme zu säubern, auch sie waren mit Farbe weiß-schwarz angemalt. Vielleicht hätte er doch lieber eine gründliche Dusche nehmen sollen?
Die Tür ging auf und Cay sah herein. „Bist du fertig?“, rief er vergnügt.
Dylan drehte seinen Kopf, lächelte. „Weiß noch nicht …“ Noch einmal wandte er sich an Thor.
„Du willst echt nicht mit?“
Fahlstrøm unterbrach sein Hantieren am Waschbecken, kurz blickte er Dylan an, ernst und entschlossen. „Ich ändere selten meine Meinung“.
„Dann eben nicht!“, erwiderte Dylan bissig, dennoch setzte er ein erneutes Lächeln auf. Im nächsten Moment hatte er seinen Arm um Cay gelegt. Zusammen verließen sie den Raum, und Thor blieb zurück.
Kapitel 15
Es war voll im Diskozelt, die Musik laut, zudem so gar nicht nach Thors Geschmack. Trotzdem bahnte er sich einen Weg durch die Leute, die sich lauthals unterhielten, lachten, sich zur Musik bewegten. Vielleicht war die Fülle im Raum ein Vorteil, denn kaum jemand schien ihn zu erkennen.
Als er einen Blick auf die Tanzfläche werfen konnte, stoppte er abrupt. Wie erwartet, erspähte er Dylan in der Menge, der sich auf dem Parkett der Melodie des Liedes hingab. Mit geschlossenen Augen tanzte er ein paar Schritte vor, dann zurück, den typischen Stil der Electro-Anhänger. Mit seinen schwarzen Haaren und dem schwarzen Outfit, erregte auch er kaum Aufmerksamkeit. Einige der Besucher sahen ihm ziemlich ähnlich. Offensichtlich vermutete niemand den berühmten Sänger von RACE unter den Gästen, zumal er eine Sonnenbrille trug, die seine weich geschwungenen Gesichtszüge ein wenig
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