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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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des Mosaiks noch fehlen? All der Reichtum hier, die Knochen, die wehrhafte Bauweise der Stadt... Es muss doch einen Grund für das alles geben.« Er schüttelte den Kopf. »Ich dachte eigentlich, dass wir die Antwort in diesem Kiva finden würden, aber jetzt bin ich mir dessen nicht mehr so sicher. Und ich spüre ganz deutlich, dass das hier einem verborgenen Zweck untergeordnet ist. Und zwar einem unheilvollen.«
    Black, der immer noch über Smithbacks Frage nachdachte, ging nicht auf Aragon ein. »Wissen Sie, Bill«, sagte er, »Ihre Frage wirft noch eine zweite auf.«
    »Und die wäre?«, wollte Smithback wissen.
    Black lächelte, und Nora bemerkte ein intensives Leuchten in seinen Augen, das ihr bisher noch nie aufgefallen war. »Der Türkis war der Stein, den die Anasazi bei der Regenzeremonie verwendet haben. Das wissen wir von Chaco Canon. Und diese Theorie wird auch durch die Funde, die wir bisher hier gemacht haben, bestätigt. Allein hier in diesem Kiva dürften sich mehrere hundert Pfund Türkis befinden. Das ist unglaublich viel in einer Kultur, in der schon eine einzige Perle aus diesem Halbedelstein ein kleines Vermögen wert war.«
    Smithback nickte. Nora blickte zwischen den beiden Männern hin und her und fragte sich, worauf Black hinauswollte.
    »Ich frage Sie also: Wenn Türkis das Material war, das bei der Regenzeremonie verwendet wurde, was für ein Material haben die Anasazi dann wohl für die Sonnenzeremonie gebraucht?« Er deutete auf das im Lampenlicht schimmernde Bild der Sonnenscheibe. Auch Bonarotti und Swire hatten sich jetzt zu der Gruppe gesellt und hörten gespannt zu. »Woran erinnert Sie das, Bill?«
    Smithback pfiff leise durch die Zähne. »An Gold?«, erwiderte er fragend. Black antwortete mit einem Lächeln.
    »Jetzt hören Sie aber auf«, fuhr Nora ungeduldig dazwischen. »Fangen Sie nicht schon wieder mit diesem Unsinn an. Das hier ist das einzige Große Kiva in der Stadt. Und der Gedanke an ein Sonnen-Kiva, an irgendein anderes Kiva voller Gold, ist einfach absurd. Es erstaunt mich, dass ausgerechnet Sie sich an solchen wilden Spekulationen beteiligen. Aaron.«
    »Ist das denn wirklich eine wilde Spekulation?«, fragte Black und begann seine Argumente an den Fingern abzuzählen: »Erstens haben wir die Indianerlegenden, in denen von Gold die Rede ist. Zweitens gibt es die Berichte von Coronado, Fray Marcos und anderen. Und jetzt stehen wir hier vor dieser Scheibe aus Goldglimmer, die richtigem Gold erstaunlich ähnlich sieht. Wie Enrique Ihnen sicherlich bestätigen wird, erinnern die Verzierungen in den Gebissen der Schädel an die Azteken, und von denen wissen wir genau, dass sie tonnenweise Gold besaßen. Alle diese Tatsachen zusammengenommen führen mich zu der Frage, ob an den alten Legenden nicht vielleicht doch etwas Wahres dran sein könnte.«
    »Denken Sie, was Sie wollen. Ich jedenfalls glaube das erst, wenn Sie mir Ihr Sonnen-Kiva zeigen«, entgegnete Nora entnervt. »Aber bis dahin verschonen Sie uns bitte mit diesem Gerede vom Gold der Azteken.«
    Black grinste. »Ist das eine Herausforderung?«
    »Fassen Sie es eher als einen Appell an Ihre Vernunft auf.«
    Hinter sich hörte Nora ein heiseres, sonores Lachen. Sie drehte sich um und sah, wie Sloanes Blick von ihr hinüber zu Black und wieder zurück wanderte. Ihre bernsteinfarbenen Augen funkelten, als amüsiere sie sich über einen Witz, den nur sie allein verstand.

 
31
    I n der Nacht hatte Nora schlimme Träume, aber als sie in aller Früh erwachte, verflüchtigte sich die Erinnerung daran ziemlich rasch. Der drei viertel volle Mond ging gerade unter und füllte das Tal mit dunklen Schatten. Im Osten begann der Himmel die ersten, zarten
    Farben der Morgendämmerung anzunehmen. Hellwach richtete Nora sich auf und schaute sich um, Swire war bereits auf. Mehrmals am Tag durchquerte er den Slot-Canon, um nach den Pferden zu sehen, die sie im jenseitigen Tal hatten zurücklassen müssen. Der Rest der Gruppe schlief noch. Auch Aragons Zelt, in dem nun schon zwei Nächte hintereinander bis lange nach Mitternacht das Licht gebrannt hatte, war dunkel.
    In der Kühle des Morgens zog Nora sich rasch an. Sie steckte ihre Taschenlampe in die hintere Hosentasche und ging hinüber zum Kochfeuer, wo sie die Asche von der Glut schob und mit ein paar trockenen Zweigen die Flammen wieder zum Leben erweckte. Dann nahm sie die stets griffbereite Kaffeekanne aus blau gesprenkeltem Emaille, füllte sie mit Wasser und stellte sie

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