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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Loch hinunter in die Unterwelt, das man in jedem Kiva fand. Außerdem gab es zwei sich gegenüberliegende Feuerlöcher und im Osten die Öffnung für die Geister, einen schmalen Schlitz in der Wand, der sich bis zur Decke hinaufzog. Auch diese hatte Nora schon in anderen Kivas gesehen, wohingegen das Wandgemälde und die Schädel, wie so vieles in Quivira, einmalig waren.
    Nora blickte hinüber zu Sloane, die bereits ihre Kamera und die drei Blitzgeräte aufgebaut hatte.
    »Ich glaube, ich hole jetzt die anderen«, sagte Nora. »Wenn Sie sich von der Wand fernhalten, können Sie eigentlich nichts kaputtmachen.«
    Sloane nickte knapp, während sie eine Planfilmkassette in die Kamera schob. Irgendwie hatte Nora den Eindruck, als sei die junge Frau enttäuscht. Kurz drückte sie auf den Auslöser der Kamera, und schon tauchten die Blitze einen grässlichen Augenblick lang den grinsenden Reigen von Totenköpfen in ein grellweißes Licht.
    Nora rief die anderen, die nun nacheinander hinab in das Kiva geklettert kamen und sich erstaunt umsahen. Black betrachtete interessiert das Wandgemälde und wies Nora auf zwei große Kreise hin, die sich an seinem nördlichsten Punkt befanden. Der erste Kreis war in blauer und weißer Farbe gemalt und sah aus wie eine verkleinerte Fassung der Verzierung an der Außenwand des Kivas. In seinem Inneren waren in dem für die Anasazi typischen, geometrischen Stil Wolken, Blitze und Regen eingeritzt. Der zweite Kreis war gelb und umschloss eine von Lichtstrahlen umkränzte Sonnenscheibe, die so glänzte, als bestünde sie aus reinem Gold. Als Nora sie genauer untersuchte, stellte sie fest, dass die Farbe aus zerstoßenem, mit Pigmenten vermischtem Katzengold bestand.
    Sloane hatte den Standort ihrer Kamera verändert und winkte Nora und Black zu, dass sie aus dem Bereich des Objektivs treten sollten. Während Sloane sich über die Mattscheibe der Kamera beugte und den Fokus scharf stellte, hörte Nora, wie sie überrascht einatmete. Sie ließ die Kamera einfach stehen, ging rasch hinüber zu der Sonnenscheibe und betrachtete sie eingehend.
    »Was haben Sie denn?«, fragte Nora.
    Sloane wandte sich von der Wand ab und grinste. »Ach nichts. Ich wollte mir das Bild bloß mal aus nächster Nähe ansehen.« Sie ging zurück zur Kamera, machte eine Aufnahme der Scheibe und wandte sich dann einem neuen Motiv zu.
    »Ich denke, dass wir hier eine Darstellung der beiden Hälften dieser Stadt vor uns sehen«, sagte Black. Sein großes, faltiges Gesicht wurde vom Licht der Lampe gespenstisch erhellt.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Die Anasazi gliederten ihre Gesellschaft - wie viele andere Kulturen übrigens auch - gern in zwei Hälften. Es gab Sommer- und Wintergesellschaften, Männer- und Frauengesellschaften, Erd- und Himmelsgesellschaften.« Er deutete auf die beiden Kreise. »Hier sehen wir zwei Scheiben: eine blaue, ähnlich der, die wir an der Außenwand des Kivas gefunden haben, und eine goldene. Das legt den Schluss nahe, dass diese Stadt in eine Regen- und eine Sonnengesellschaft geteilt war. Wenn dem so ist, dann repräsentiert der erste Kreis ein Regen-Kiva, während der zweite für ein Sonnen-Kiva steht.«
    »Eine interessante Theorie«, sagte Nora verblüfft.
    »Und ob. Ich schätze, dass wir uns hier im Regen-Kiva befinden.«
    Ein weiterer greller Blitz zeigte an, dass Sloane ihre dritte Aufnahme gemacht hatte.
    »Und?«, fragte Smithback, der sich den beiden genähert und ihre Unterhaltung mit gehört hatte. »Da kommt doch noch was nach.«
    »Wie bitte?«
    »Nun, wenn wir hier im Regen-Kiva sind, dann muss es doch auch ein Sonnen-Kiva geben. Aber wo ist es?«
    Es folgte eine Stille, die nur von dem leisen Knistern unterbrochen wurde, mit dem Sloanes Blitze zündeten. Schließlich räusperte sich Black und sagte: »Das ist tatsächlich eine sehr gute Frage.«
    »Falls überhaupt noch so ein Großes Kiva existiert, muss es sich in einer anderen Ruinenstätte befinden«, meinte Nora. »Hier in Qui-vira gibt es jedenfalls nur dieses hier.«
    »Da haben Sie Recht«, murmelte Aragon von hinten. »Trotzdem habe auch ich, je länger ich hier bin, das Gefühl, dass... dass es in dieser Stadt etwas gibt, das wir aus irgendeinem Grund nicht sehen können.«
    Nora drehte sich zu dem Mexikaner um. »Das verstehe ich nicht.«
    Als Aragon ihren Blick erwiderte, wirkten seine Augen im Laternenlicht dunkel und tief eingesunken. »Haben Sie nicht auch das Gefühl, dass uns einige entscheidende Steinchen

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