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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Smithback.
    Holroyd, der ziemlich ungelenk auf seinem Pferd hockte, lachte nervös, verstummte aber sofort, als er bemerkte, dass Nora ihn ansah.
    »Kommen Sie zurecht, Peter?«, fragte sie.
    »Mein Motorrad ist mir lieber«, antwortete er und rutschte etwas unglücklich in seinem Sattel herum.
    Swire ging zuerst zu Holroyd und dann zu Black und korrigierte ihre Sitzposition und die Art, wie sie die Zügel hielten. »Sehen Sie zu, dass sich die Leine des Packpferds nicht unter dem Schwanz ihres Reitpferds verfängt«, sagte er zu Black, der das Seil nicht straff genug hielt. »Sonst glauben Sie noch, das Tier hätte Dynamit gefressen.«
    »Verstehe, verstehe«, murmelte Black und verkürzte rasch das Seil.
    »Nora wird an der Spitze reiten«, sagte Swire, »und ich bilde die Nachhut. Sie, Dr. Goddard, reiten Verbindung. Wo haben Sie übrigens reiten gelernt?«
    »Ach, hier und dort«, erwiderte Sloane lächelnd.
    »Das kann ich mir lebhaft vorstellen.«
    »Erklären Sie mir doch noch mal, wie man so ein Pferd steuert«, bat Black.
    »Zunächst mal müssen Sie die Zügel relativ locker lassen, und dann ziehen Sie sanft entweder rechts oder links. Etwa so. Das Pferd merkt, wohin es gehen soll, daran, welcher Zügel seinen Hals berührt.« Er blickte sich um. »Sonst noch Fragen?«
    Niemand wollte mehr etwas wissen. Die Luft war jetzt, am späten Vormittag, bereits brütend heiß und roch nach Mormonentulpen und Zedernharz.
    »Dann wollen wir den Gäulen mal die Sporen geben.«
    Nora drückte ihre Hacken in die Flanken des Pferdes und ritt los. Holroyd folgte ihr als Nächster.
    »Haben Sie heute schon unsere Position bestimmt?«, fragte sie ihn.
    Holroyd lächelte und klopfte auf den Laptop, der aus einer seiner abgewetzten Satteltaschen hervorlugte und hier ziemlich deplatziert aussah. Nora schaute noch einmal auf ihre Karte, bevor sie Fiddlehead in die kahle Wildnis aus Sandstein hineinlenkte.

 
17
    E iner hinter dem anderen ritten sie nun den Serpentine Canon hinauf, wobei sie immer wieder den kleinen Bach überqueren mussten, der an seinem Grund entlang floss. An beiden Seiten des Canons hatte der Wind feinen Sand an den Fuß der steilen Felswände geweht, auf dem etwas Gras und ein paar Wüstenblumen wuchsen. Ab und zu kam die Expedition auch an Wacholderbüschen vorbei, deren Zweige zu bizarren Formen verdreht waren. An anderen Stellen hatten sich Felsbrocken aus der Wand des Canons gelöst und waren mitten auf den Weg gefallen, so dass man in Schlangenlinien vorsichtig darum herumreiten musste. Zaunkönige flatterten auf, und Schwalben segelten unter den überhängenden Felsen hervor, an denen wie braune Warzen ihre Nester kleben. Ein paar weiße Wolken zogen über den Himmel, den die Expeditionsteilnehmer in dem fast vierhundert Meter tiefen Canon nur als einen schmalen Spalt hoch über ihren Köpfen wahrnahmen. Es kam Nora vor, als führe sie die ihr schweigend folgende Gruppe in eine seltsame neue Welt.
    Nora atmete tief durch. Die wiegenden Bewegungen von Fiddlehead kamen ihr vertraut und beruhigend vor. Die Stute, ein zwölf Jahre alter Fuchs, war klug und melancholisch und schien sich durch nichts aus der Ruhe bringen zu lassen. Auf dem Weg den Canon hinauf merkte Nora ziemlich rasch dass Fiddlehead zudem ausgesprochen trittsicher war. Manchmal senkte sie den Kopf und schnüffelte den Weg ab, als könne sie so feststellen, wo sie hintreten müsse. Sie war zwar nicht besonders schön, dafür aber stark und gescheit. Auch die anderen Pferde der Expedition konnte man, mit Ausnahme von Hurricane Deck, Sloanes Reitpferd Companero und Swires beiden Tieren, nicht gerade als Prachtexemplare bezeichnen; sie ähnelten alle dem Pferd von Nora: keine Schönheiten, sondern gute, solide Ranchpferde. Nora war mit Swires Wahl zufrieden, denn ihre Erfahrung hatte sie gelehrt, dass teure, hochgezüchtete Tiere für Aufgaben wie diese nur wenig geeignet waren. Auf Pferdeschauen gaben sie zwar eine fantastische Figur ab, aber in den Bergen brachen sie sich leicht den Hals. Nora dachte an ihren Vater, der in seiner polternden Art beim Pferdekauf verwöhnte Show-Tiere stets wortgewaltig abgelehnt hatte. »Country-Club-Pferde können wir auf unserer Ranch nicht gebrauchen«, hatte er dabei immer wieder gesagt, »findest du nicht auch Nora?«
    Nora drehte sich im Sattel um und betrachtete die anderen Reiter, die ihr, jeweils ein Packpferd hinter sich her führend, auf dem steinigen Pfad folgten. Black und Holroyd hingen wie

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