Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
sich sah sie eine breite, sandige Stelle, die sich gut als Lagerplatz eignete. Sie war hoch genug, um Sicherheit vor einer plötzlichen Sturzflut zu bieten, und ringsum wuchs viel frisches Gras für die Pferde. Der Hard Twist Canon machte seinem Namen alle Ehre und führte hier um eine so scharfe Kurve herum, dass man fast den Eindruck bekam, als würde er abrupt an einer hohen Steinwand enden. Nora ritt bis zu der Biegung. Der Weg dahinter sah nicht sonderlich einladend aus, weil der in der Hitze brütende Canon hier deutlich schmäler wurde und am Boden mit großen Felsbrocken übersät war. Bisher war der Ritt ziemlich einfach gewesen, aber Nora wusste, dass das von nun an anders werden würde.
    Sie wendete ihr Pferd und wartete, bis die anderen zu ihr aufgeschlossen hatten. »Wir schlagen hier unser Lager auf!« rief sie über die Schulter nach hinten.
    Die Gruppe brach in verhaltenen Jubel aus. Nachdem Swire Black von seinem Pferd geholfen hatte, humpelte der Wissenschaftler schimpfend und steifbeinig durch den Canon. Holroyd schaffte es, selbst aus dem Sattel zu klettern, brach aber, kaum dass er von seinem Pferd herunter war, zusammen. Nora half ihm bis zur nächsten Pappel und ließ ihn sich, mit dem Rücken an den Stamm gelehnt, hinsetzen.
    »Mir gefällt dieser Canon irgendwie nicht«, sagte Sloane, die neben Nora getreten war. »Vielleicht sollte ich ihn mal ein wenig erkunden.«
    Nora schaute Emest Goddards Tochter an. Ihr dunkler Pagenkopf war ein wenig vom Wind zerzaust, aber das machte sie nur noch schöner. Das goldene Wüstenlicht ließ ihre bernsteinfarbenen Augen wie die einer Katze aufleuchten. Während des Rittes hatte Nora öfters bemerkt, wie Black und auch andere Sloane, deren Körperformen sich unter ihrem eng anliegenden, vom Schweiß leicht feuchten Baumwollhemd deutlich abgezeichnet hatten, verstohlen beäugt hatten.
    Nora nickte. »Ja, das ist eine gute Idee. Ich werde mich inzwischen ums Aufschlagen des Lagers kümmern.«
    Nachdem sie jedem eine Aufgabe zugewiesen hatte, half Nora Swire beim Abpacken und Absatteln der Pferde. Sie legten die Tragekörbe, Sättel und anderen Ausrüstungsgegenstände in den Sand und achteten dabei darauf, dass die technischen Geräte, die alle in wasser- und staubdichten Säcken verpackt waren, an einer besonders geschützten Stelle lagerten. Aus dem Augenwinkel sah Nora, wie Bonarotti mit Machete, Klappspaten, Fahrtenmesser und seinem riesigen Revolver bewaffnet den Canon hinaufstiefelte. Seine nach wie vor makellos saubere Kleidung wirkte wundersamer weise noch immer so, als wäre sie vor kurzem frisch gebügelt worden.
    Sobald die Pferde abgepackt waren, schwang sich Swire wieder auf den Rücken von Mestizo. Während des Rittes hatte er ständig mit seinen Pferden geredet oder ihnen etwas vorgesungen und dabei aus den Ereignissen des Tages kleine, spontane Verse gedichtet. Jetzt, während er das verschwitzte Tier zum Bach ritt, hörte Nora, wie er eine weitere Strophe sang:
    »Ach, mein armer kleiner Wallach,
    Siehst du die hübsche Stute? Will nicht in deinen Stall, ach Die Süße, die Gute. Aber selbst wenn sie bliebe, War's nix mit der Liebe, denn dir, kleiner Wallach, Fehlen nun mal die Triebe.«
    Nachdem er alle Pferde hinüber zum Gras gebracht hatte, schnürte er den Leitpferden die Vorderbeine zusammen und hängte ihnen Kuhglocken um den Hals. Dann nahm er Mestizo seinen Sattel ab und band ihn an ein zehn Meter langes Seil, das er an der anderen Seite mit einem Pflock im Boden sicherte. Schließlich legte er sich auf einen Felsen, rollte sich ein Zigarette und holte ein speckiges kleines Notizbuch hervor, in das er, während er den Pferden beim Grasen zusah, etwas hineinschrieb.
    Nora wandte sich ab und betrachtete zufrieden das Lager. Die Hitze des Tages hatte nachgelassen, und ein kühler Wind wehte vom glucksenden Bach herauf. Wildtauben gurrten sich von den gegenüberliegenden Felswänden etwas zu, der schwache Rauch von brennendem Wacholderholz zog durch den Canon, und Grillen zirpten in der hereinbrechenden Dämmerung. Nora setzte sich auf einen Stein, und obwohl sie das letzte Licht des Tages eigentlich zum Schreiben ihres Tagebuchs hätte verwenden sollen, gab sie sich dem Genuss des Augenblicks hin. Black hockte am Feuer und massierte seine Knie, während die anderen herumstanden und darauf warteten, dass das Kaffeewasser kochte. Jetzt, da das Lager aufgeschlagen war, gab es nichts mehr für sie zu tun.
    Schließlich hörten sie das

Weitere Kostenlose Bücher