Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
verwurzelt, um sich jemals wieder zu befreien.
    »Mach schon!«, drängte Alebin. »Es eilt.«
    Der Bucklige nickte und griff mit fahrigen Bewegungen nach hinten. Er schwitzte vor Angst; aufdringlicher Gestank machte sich im Saal breit.
    Endlich erhaschte er eines der größeren Blätter. Er tastete sich bis zur Wurzel vor – und riss die Zabang mit einem einzigen, gewaltigen Ruck aus seinem Körper. Doolin schrie und schrie und schrie, während sich aus dem Inneren seines Körpers dünne Pflanzenfäden lösten und Stücke von Fleisch mit sich rissen. Das Blatt jammerte, und der Bucklige jammerte. Beide sangen im Duett ein Lied des Schmerzes.
    Doolin fiel auf den Boden und kam auf dem Blatt zum Knien. Seine Hände krampften sich ins rasch welkende Grün, jenes Teilglied eines mit rudimentärer Intelligenz gesegneten Pflanzenwesens. Mit fahrigen Bewegungen zerrieb er das Blatt, bis nur eine klebrige, grüngelbliche Paste übrig war, die den Boden des Thronsaales in einem Durchmesser von fast zwei Metern bedeckte.
    Es war immer wieder faszinierend, wie sich der Rest der Zabang vom Rücken des Buckligen zu lösen versuchte. Die Pflanze gehorchte ihren Instinkten. Von Panik erfasst, setzte sie große Mengen feinster Blütenpollen in die Luft. So viele, dass ein Händler auf manchen Märkten des Elfenreichs ein Vermögen damit hätte machen können.
    Die Zabang wollte fliehen. Sie wollte sich selbst entwurzeln, dem Schmerz entgehen und sich retten. Mit ihrer magischen Kraft riss sie Grenzen zwischen den Räumen nieder; ihre wenig ausgegorenen Sinne griffen tief in die Substanz der Dinge ein und veränderten sie, bis ein Loch entstand. Ein Loch zwischen
hier
und
dort
.
    »Tu es!«, befahl Alebin dem zögernden Doolin. »Sofort!«
    Der Bucklige, dessen Geist um so viel größer als sein hinfälliger Körper war, konzentrierte sich auf das entstandene Nicht-Ding. Er ließ seine Gedanken schweifen, trat in Verbindung mit dem nach wie vor im Schmerz verhangenen Symbionten auf seinem Rücken und zwang ihn, sich auf zwei ganz bestimmte Orte zu konzentrieren.
    Doolin suchte und fand Bandorchu, Doolin suchte und fand Fanmór. Alebins Gegner, die jeweils den Herrschaftsanspruch auf Lyonesse erhoben.
    »Ich habe sie beide erreicht«, sagte der Bucklige ächzend. »Sie können dich sehen und hören.«
    Alebin erhob sich von seinem Thron und ging gemessenen Schritts zu ihm hinab. Die Bestie glitt an seine Seite. Sie wandelte sich immer mehr zum instinktbehafteten Tier, das Alebin als seinen Herrn anerkannte. Der Geist der Torfmuhme war im Nirgendwo verloren und würde niemals zurückkehren.
    Siegessicher blickte er auf die Masse des zerriebenen Blattes. Die schlierendurchzogenen Gesichter Bandorchus und Fanmórs starrten ihm entgegen.
    »Du besitzt also eine Zabang-Pflanze«, sagte der Riese statt eines Grußwortes, »und du hast darüber hinaus einen Meister in deinem Gefolge, der sie beherrscht.«
    »Überrascht,
mein König?
«
    »Nein. Um ehrlich zu sein, rechnete ich damit, dass du dich bei mir melden würdest. Aber ich muss dich enttäuschen, Verräter: Für dich gibt es keine ehrenvolle Kapitulation. Du hast jedweden Kredit verspielt. Übergib mir augenblicklich meinen Sohn und Enkel. Sonst …«
    »Sonst?« Alebin gab sich amüsiert.
    »Du siehst, was rings um Lyonesse geschieht. Über kurz oder lang werden sich Öffnungen in deinem Abwehrwall auftun.«
    Sehr gut. Der König reagierte so, wie er es erwartet hatte. Umso größer würde der Schock sein, den Alebin ihm bereiten würde.
    »Hast du mir auch etwas zu sagen, Bandorchu?«, wandte er sich der bislang stumm gebliebenen Dunklen Frau zu.
    »Warum? Willst du uns gegeneinander ausspielen?« Bandorchu beugte sich ein wenig vor. Sie schien so nahe, als könne sie sich jeden Augenblick durch das Loch schieben, das die Zabang-Pflanze gerissen hatte. »Wartest du auf unsere Angebote? Ich muss dich enttäuschen, mein rothaariger Freund. Fanmór hat ausnahmsweise recht. Es geht längst nicht mehr darum,
ob
wir dein kleines Reich erobern, sondern
wann
es so weit sein wird.«
    »Demnach hast du kein Interesse am Wohlbefinden der drei Geiseln?«
    »Die Frau interessiert mich nicht.« Bandorchu zeigte ihr Raubtierlächeln. »David und Talamh wären in der Tat wertvolle Schätze, die ich lieber früher als später in meinen Händen hielte. Doch ich habe in der Schattenwelt die Langmut als guten Freund kennengelernt. Ich bekomme stets, was ich mir wünsche.«
    »Ach?« Alebin hatte mit

Weitere Kostenlose Bücher