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Thursday Next 04 - Es ist was Faul

Thursday Next 04 - Es ist was Faul

Titel: Thursday Next 04 - Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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aufmerksam gemacht. Eben war sie noch die verwöhnte Geliebte des Admirals, und im nächsten Augenblick war sie eine bankrotte Säuferin in Calais. Es muss ein ziemlicher Schock für sie gewesen sein.
    Meine Mutter beugte sich zu mir herüber. »Ganz unter uns, ich glaube, Emma ist eine richtige
Schlam –
Hallo, Emma! Wie nett von Ihnen, dass Sie uns Gesellschaft leisten!«
    In der Tür stand eine hochgewachsene, rotgesichtige Frau in einem Brokatkleid, das bessere Tage gesehen hatte. Trotz ihrer notorischen Trunksucht besaß sie immer noch einen gewissen Liebreiz. In ihrer Jugend musste sie von fabelhafter Schönheit gewesen sein.
    »Guten Tag, Lady Hamilton«, sagte ich und erhob mich. »Wie geht's Ihrem Mann?«
    »Der ist immer noch tot.«
    »Meiner auch.«
    »So'n Mist!«
    »Ja«, sagte ich und fragte mich, ob sie wohl noch schlimmere Wörter kannte. »Darf ich Ihnen Hamlet vorstellen?«
    »Emma Hamilton«, säuselte sie, als sie den fraglos gut aussehenden Dänen erblickte.
»Lady
Emma Hamilton.«
    »Hamlet«, erwiderte er und küsste die Fingerspitzen, die sie ihm hinhielt.
»Prinz
Hamlet.«
    Sie klimperte aufgeregt mit den Wimpern. »Ein Prinz? Kennt man das Land, wo Sie herkommen?«
    »Ich denke schon. Dänemark, wenn's beliebt.«
    »Mein …
verstorbener
Lebenspartner hat Kopenhagen im Jahre 1801 ziemlich gnadenlos bombardiert. Er sagt, die Dänen hätten sich tapfer gewehrt.«
    »Wir Dänen haben nichts gegen eine kleine Rauferei, Lady Hamilton«, sagte der Prinz nicht ohne Charme. »Ich bin allerdings nicht aus Kopenhagen, sondern aus Helsingör. Das liegt ein Stück weiter oben am Meer. Wir haben ein kleines Schloss da. Ungefähr sechzig Räume und eine Garnison von zweihundert Mann. Ein bisschen öde im Winter.«
    »Gespenster?«
    »Zumindest einen Geist kenne ich. Was hat Ihr
verstorbener
Lebenspartner denn sonst so gemacht? Ich meine, wenn er nicht gerade die Dänen beschossen hat?«
    »Ach, nicht viel«, sagte sie beiläufig. »Er hat sich mit den Franzosen und Spaniern herumgeschlagen und Körperteile über halb Europa verteilt. Das war damals so Mode.«
    Es entstand eine Pause, in der sie sich gierig ansahen. Emma fächelte sich frische Luft zu. »Herrje!«, sagte sie. »Beim Thema Körperteile wird mir richtig heiß!«
    »Jetzt reicht's!«, rief meine Mutter empört und sprang auf. »Ich dulde in meinem Haus keine schlüpfrigen Reden!«
    Hamlet und Emma starrten sie verblüfft an. Ich zog sie beiseite und sagte leise: »Mum, reg dich doch nicht auf! Sie sind schließlich beide erwachsen und unverheiratet. Ganz abgesehen davon könnte Hamlets Interesse Emma vielleicht von
jemand anderem
ablenken.«
    »Jemand … anderem?« Man hörte förmlich, wie die Rädchen in Mutters Kopf ratterten. Nach einer langen Pause holte sie plötzlich tief Luft, drehte sich zu ihren Hausgästen um und erklärte strahlend: »Meine Lieben, wollt ihr nicht im Garten spazieren gehen? Es weht ein kühlendes Lüftchen, und die Hollywoodschaukel ist
sehr
gemütlich.«
    »Sollte man nicht auch etwas trinken?«, fragte Emma Hamilton hoffnungsvoll.
    »Vielleicht«, sagte meine Mutter vorsichtig. Sie hatte offenbar nicht die Absicht, Lady Hamilton an den Sherry zu lassen.
    Emma gab keine Antwort. Sie bot Prinz Hamlet nur ihren Arm an, der ihn höflich ergriff und sie eben durch die Terrassentür führen wollte, als sie ihn zurückhielt. »Lassen Sie uns durch die Küche gehen, mein Lieber. Diese
französischen
Türen mag ich nicht besonders.«
    »Hab ich's nicht gesagt, sie ist ein reizendes Mädchen«, erklärte meine Mutter befriedigt. »Magst du ein Stückchen Kuchen?«
    »Ja, bitte.« Ich fand es sehr angemessen, dass meine Mutter den Lieblingskuchen der früh verwitweten Queen Victoria gebacken hatte.
    »Bedien dich selbst«, sagte meine Mutter und gab mir das Messer.
    »Sag mal«, fragte ich vorsichtig, während ich den Battenberg anschnitt, »ist vielleicht Landen wiedergekommen?«
    »Das ist dein genichteter Gatte, nicht wahr?«, sagte sie freundlich. »Nein, ich fürchte, der hat sich nicht blicken lassen.« Sie lächelte mich ermutigend an. »Du solltest am Treffen der Anonymen Angehörigen der NichtungsOpfer teilnehmen«, sagte sie. »Wir treffen uns morgen Abend.«
    Genau wie meine Mutter hatte auch ich einen Ehemann, der aus dem Hier und Jetzt gelöscht worden war. Aber im Gegensatz zu meiner Mutter, deren Ehemann ab und zu aus dem Zeitstrom auftauchte und zu ihr zurückkehrte, hatte ich einen Ehemann, der nur in

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