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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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ausmachen konnte. Sie wollte sich sofort von Gundhalinu losreißen, doch er hielt sie unerbittlich fest. Er zog sie kopfschüttelnd weiter die Straße entlang, bis sie erkannte, daß sich mindestens hundert rotköpfige Sommer in der Menge befanden.
    Händler boten schreiend ihre Waren feil, Menschen tanzten, einander an den Händen gefaßt, wie lebendige Ketten; Schauspieler und Musiker stiegen auf die höchsten Kisten, um das Wohlgefallen der Menge zu erringen. Es war mitten in der Nacht, aber niemand schien sie von der Mitte des Tages unterscheiden zu können – am allerwenigsten Mond selbst. Der Premierminister war angekommen, und nun würde der Trubel bis zur Nacht der Masken nur noch wilder werden.
    Außenweltlerhändler verkauften ihre letzten Lagerbestände fast umsonst, oder gaben sie einfach so weg, Kleiderstapel und Nahrungsmittel und unbekannte Exotika unter Schildern mit Aufschriften wie: NEHMT WAS EUCH GEFÄLLT! Winter in meterlangen Familientotems paradierten im Straßenzentrum entlang. Sie alle schimmerten in holographischem Feuer. Mond keuchte, als ein Flammenschlucker unerwartet neben ihr auftauchte und ihren Namen in flammenden Lettern in die Luft schrieb. Faustkämpfe und Schlimmeres brachen in den Straßen aus, wenn die zügellose Elektrizität des Balls sich plötzlich in einem Ausbruch von Gewalt Luft machte. Mond mußte sich abmühen, um Gundhalinu im Gewühl nicht zu verlieren, als neben ihnen ein Kampf ausbrach und er instinktiv darauf zuschritt. Doch ein Bereitschaftsblauer mit leuchtendem Helm war bereits darauf aufmerksam geworden, daher änderte Gundhalinu von der Notwendigkeit getrieben wieder die Richtung.
    Während sie weiter die Straße hinaufgingen, fühlte sich Mond vom Geist der Menge angesteckt, sie wurde zuversichtlich und optimistisch und von der allgegenwärtigen Tatsache überwältigt, endlich angekommen zu sein –
dies
war die Stadt,
dies
war Karbunkel, und es war ein Ort unvorstellbaren Entzückens. Sie war gerade noch rechtzeitig gekommen, es war die Zeit der Veränderung, wenn die Wahrscheinlichkeiten einstürzten und alles möglich wurde. Sie war gekommen, um Funke zu finden und die Veränderung zu verändern, und das würde sie auch tun.
    Mehr und mehr konnte sie feststellen, wie sie Gundhalinu führte, den sie gegen den Menschenstrom zog, seine eigenen Sinne und seine Entschlußfähigkeit sanken, während ihre geschärft wurden. Sie sah sich nach seinem schwitzenden Gesicht um und schien plötzlich aus großer Höhe herabzustürzen, als sie ihn husten hörte und sich daran erinnerte, daß er Ruhe und eine medizinische Behandlung weggeworfen hatte, um ihr zu helfen. Doch er schüttelte nur den Kopf, als sie langsamer wurde, und trieb sie wieder an. »Sind fast da.«

    Endlich erreichten sie die Zitronenallee. Mond fand ein Geschäft, das immer noch geöffnet hatte, und fragte den Inhaber nach Fate Ravenglass. Er studierte überrascht ihr Gesicht. Sie zog den Kragen ihrer Tunika enger um ihre Tätowierung. »Fate wohnt direkt nebenan, kleines Fräulein – aber Sie werden sie nicht antreffen. Sie sieht überall in der Stadt nach ihren Masken. Kommen Sie morgen wieder, vielleicht haben Sie dann mehr Glück. «
    Aber sie muß da sein! Wie kann sie denn weggehen ...?
Mond nickte. Sie war sprachlos vor Enttäuschung.
    Gundhalinu lehnte sich an die abblätternde Mauer. »Haben Sie .. . etwas gegen Husten?«
    Der Ladenbesitzer zuckte die Achseln. »Nicht mehr viel. Ein Amulett für gute Gesundheit.«
    Gundhalinu gab ein mißbilligendes Grunzen von sich und stieß sich von der Wand ab. »Komm, fragen wir in der Gegend der Höllen.«
    »Nein.« Mond schüttelte den Kopf, griff nach seinem Arm und hielt ihn fest. »Erst ... erst müssen wir einen Schlafplatz finden. Wir kommen morgen wieder her.«
    Er zögerte. »Sicher?«
    Sie nickte, log, aber sie wußte, sie war völlig in der Stadt verloren, wenn sie ihn jetzt verlor.
    Bei seiner früheren Mieterin fanden sie schließlich eine Bleibe. Sie war eine üppige, mütterliche Frau, die hart mit ihm ins Gericht ging, als sie sich überzeugt hatte, daß er mehr als ein Geist war. Sie gab ihnen das Zimmer ihres erwachsenen Sohnes. »Ich weiß, Sie werden nichts stehlen, Inspektor Gundhalinu.«
    Gundhalinu grinste trocken, als die Tür hinter ihr ins Schloß fiel und sie endlich ungestört waren. »Sie scheint sich nicht besonders darüber aufzuregen, ob ich dich aus unmoralischen Gründen hierher gebracht habe.«
    Mond senkte den

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