Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin
einer Maske, nicht unähnlich derjenigen Starbucks.
Arienrhod hob einen Finger, eine winzige Geste, die sie augenblicklich zum Schweigen brachte. »Ich habe soeben beschlossen, daß Sie zukünftig knien werden, wenn Sie vor mich treten.«
Jerusha klappte den Mund zu. Sie verharrte einen Augenblick lang sprachlos, dann atmete sie einmal tief durch. »Ich bin Offizier der Hegemonie, Eure Majestät. Ich habe der Hegemonie den Gehorsamseid geleistet.« Sie sah bewußt über die aufstrebende Lehne des Throns hinweg, daran vorbei, durch sie hindurch. Die geblasenen und miteinander verschmolzenen, verzierten Glasflächen, die schimmernden Spiralen und Vorsprünge flimmerten mit dem hypnotischen Zwang des Labyrinths vor ihren Augen, dessen bizarre künstlerische Gestaltung aus der unglaublichen Vermengung verschiedener Kulturen in Karbunkel resultierte.
»Aber die Hegemonie hat Ihre Einheit hier stationiert, um mir zu dienen , Inspektor.« Arienrhods Stimme lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf sie. »Ich fordere lediglich die Ehrerbietung, die ein unabhängiger Herrscher ... « – die Betonung lag deutlich auf
unabhängig – »...
von den Repräsentanten eines anderen erwarten kann.«
»Fordere und scher dich zum Teufel!« Jerusha hörte, wie Gundhalinu diese Worte fast unhörbar hinter ihr ausstieß, sie sah, wie sich der Blick der Königin blitzschnell auf ihn richtete, um ihn in ihrem Gedächtnis zu verankern. Starbuck trat eine Stufe vom Thron herab, die Waffe schwang immer noch, fast lässig, an seiner Hand. Doch wieder hob die Königin die Hand, er blieb stehen und verharrte schweigend.
Auch Jerusha zögerte, sie spürte das Gewicht des Stunners schwer an ihrer Seite, ebenso wie Gundhalinus indigniertes Zittern hinter sich.
Meine Pflicht ist es, den Frieden zu bewahren.
Sie wandte sich zu Starbuck, dann zu Gundhalinu. »Nun gut, BZ«, sagte sie so leise wie er, aber doch nicht leise genug, »wir knien. So unberechtigt ist die Forderung nicht.«
Gundhalinu sagte etwas in einer Sprache, die sie nicht verstand, seine Augen wurden dunkel. Neben dem Thron schloß sich Starbucks Faust enger um die Waffe.
Jerusha wandte sich wieder zur Königin, spürte die Blicke der Zuschauer, die plötzlich gar nicht mehr unbeteiligt waren, schwer auf sich ruhen, als sie auf ein Knie niedersank und den Kopf beugte. Nach einer Sekunde hörte sie hinter sich ein Rascheln und das Ächzen von Leder, als Gundhalinu sich ebenfalls niedersinken ließ. »Eure Majestät.«
»Sie dürfen sich erheben, Inspektor.«
Jerusha stand wieder auf. »Sie nicht!« Die Stimme der Königin schwoll zornig an, als Gundhalinu sich ebenfalls erheben wollte. »Sie knien, bis ich Ihnen die Erlaubnis erteile, sich zu erheben, Außenweltler!« Noch während sie sprach, trat Starbuck wie die fleischgewordene Verlängerung ihres Willens an seine Seite und zwang ihn mit seinen kräftigen Armen, die von fließendem schwarzen Stoff umhüllt waren, wieder auf die Knie. Starbuck murmelte auch etwas in der unbekannten Sprache. Jerusha ballte die Hände zu Fäusten, entkrampfte sie dann aber wieder.
»Lassen Sie ihn los, Starbuck«, sagte sie spröde, »bevor ich Sie wegen Angriffs auf einen Offizier festnehmen lasse!«
Starbuck lächelte – sie sah seine Augen spöttisch blinzeln, sein Gesichtsausdruck veränderte sich unter der Maske. Er bewegte sich erst, als ihn die Königin zurückwinkte.
»Stehen Sie auf, BZ«, sagte Jerusha leise, bemüht, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. Sie streckte die Hand aus, um ihm aufzuhelfen, zitterte dabei aber vor unterdrückter Wut. Er sah sie nicht an, doch die Haut über seinen Wangen brannte
flammend
rot.
»Wäre er mein Mann, ich würde ihn für diese Arroganz disziplinarisch bestrafen.« Arienrhod betrachtete sie ausdruckslos.
Strafe genug.
Jerusha wandte den Blick von seinem Gesicht ab und hob den Kopf. »Er ist ein Bürger von Kharemough, und als solcher ist er keinem verpflichtet, nur sich selbst.« Sie bedachte Starbuck, der immer noch an der Seite der Königin stand, mit einem warnenden Blick.
Die Königin lächelte, doch diesmal schwang ein Hauch Bewunderung darin mit. »Vielleicht sendet Kommandant LiouxSked Sie doch nicht nur als wahllose Gesandtin zu mir.«
Was beweist, daß du nicht allwissend bist.
Nun verzog auch Jerusha den Mund zu einem leicht gönnerhaften Lächeln. »Wenn ich dann um Eure Aufmerksamkeit bitten dürfte, dann würde ich gerne darauf hinweisen, daß ...« – sie bewegte sich
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