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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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seine Hände umklammerten den Rand der Brücke, und war hypnotisiert von der Gegenwart des Todes.
    Doch der letzte Akkord erklang nicht, der ihn über den Rand fegen würde, die Lähmung fiel von ihm ab, und er hob den Kopf. Funke Dawntreader war so erstarrt wie er selbst und konnte es nicht über sich bringen, ihn zu töten.
    Er rollte sich zurück auf den schmalen Brückensteg und reagierte instinktiv. Er schnellte hoch und schuf sich rasch eine schützende windstille Zone in der Luft. Er rannte los und hatte den Jungen fast in Reichweite, bevor dieser reagieren konnte und ihn mit einer doppelten Windböe attackierte. Er konterte mit Leichtigkeit und trat gleichzeitig dem Jungen mit aller Gewalt zwischen die Beine.
    Funke brach mit einem tierischen Schmerzensschrei zusammen. Er ließ zwar die Flöte nicht fallen, doch sie nützte ihm auch nichts mehr. Er war keine Gefahr mehr für seinen Rivalen ... Starbuck wich langsam zurück und heulte triumphierend, und es tat ihm nur leid, daß der Junge zu große Schmerzen hatte, um miterleben zu können, was als nächstes mit ihm geschehen würde. Starbuck hob den Kopf, um Arienrhod anzusehen, die immer noch weit, weit entfernt am Rand stand wie ein ungreifbarer Traum. Noch einen Augenblick, dann würde der Weg zu ihr wieder geebnet sein. Seine Finger glitten über die Kontrollen an seinem Gürtel. Arienrhod bewegte sich unsicher.
    Zwei dissonante Töne wurden laut. Verblüfft spürte er, wie ihm die Füße weggerissen wurden, als der Wind ihn mit seinen unbarmherzigen Klauen packte. Nicht der Junge, nicht der Junge – er selbst
fiel .. .
    »Arienrhod!« Er kreischte ihren Namen, einen Fluch, ein Gebet, eine Anklage, und er folgte dem Hall seiner Stimme hinab in die undurchdringliche Dunkelheit des Abgrunds.
     

16
    Die Schwarze Pforte füllte den gesamten Bildschirm im Zentrum der Wand, ein schwarzer Flammenwirbel vor dem samtenen Hintergrund des Sternenfeldes. Im Zentrum dieses Sternhaufens hatte einst ein Strom kosmischen Treibguts existiert, um den Hunger des Schwarzen Lochs zu stillen, doch im Verlauf von Äonen war es fast zur Gänze konsumiert worden, und die tödlichen Exkremente der Gravitationsstrahlung des Loches waren verschwunden. Aber es hatte sich noch den Stern einfangen können, den die Tiamater den Sommerstern nannten, den es auf einer engen Kreisbahn festhielt und sich an seiner Chromosphäre gütlich tat. Der Strom von Molekülen und Staub flammte auf und gab seine potentielle Energie ab, während er seiner Vernichtung entgegengezogen wurde – wie ihr Schiff von ihm angezogen wurde ...
    Elsevier fühlte die Gier des Schwarzen Lochs, spürte die ersten sanften physischen Gefühle, die langsamen, unwiderstehlichen Bewegungen ihres Körpers zu dem Abbild an der Wand hin – und sie spürte sie auch tief in ihrem Verstand, wo sich ihre geheime Angst vor einer Entkörperlichung zu regen begann. Das feste Kissen des durchsichtigen Kokons, der sie sanft und beruhigend umgab, hielt sie zurück.
    Sie sah zwischen ihren schwebenden Beinen hindurch zum Massezentrum des Schiffs, wo das Mädchen Mond in einem weiteren funkelnden Kokon gefangen war. Mond wand sich ruhelos, wie ein Feuerfalter vor der Geburt, Lichter der sie umgebenden Konsole spiegelten sich auf ihrem rosafarbenen Fluganzug. Eine silberne Krone hing nutzlos in der Luft über ihrem silberfarbenen Haar – die Krone, die Cress hätte tragen sollen, der Symbhelm eines Astrogators. Mond blickte auf und ertappte Elsevier, daß sie sie ansah. Elsevier entgingen die Gefühle nicht, die über ihr Gesicht huschten.
    »Bist du bereit, Mond?«
    »Nein ... «
    Elsevier erstarrte, denn die Angst vor einer möglichen Auflehnung des Mädchens regte sich wieder in ihr. Sie hatte geglaubt, das Mädchen davon überzeugt zu haben, daß diese Reise nicht mehr als eine kurze Unterbrechung bei der Suche nach ihrem Vetter war. Wenn sie sich nun aber weigerte, den Transfer zu beginnen ...
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich verstehe überhaupt nichts. Ich verstehe nicht, wie ...«
    Elsevier lächelte erleichtert, da das Gesicht des Mädchens nur Furcht widerspiegelte, keine Ablehnung. Sie hatte lediglich ihr eigenes schlechtes Gewissen dort gesehen. »Das ist auch nicht nötig, Mond. Überlaß alles mir. Glaub mir, ich bin noch nicht bereit, dem Vergelter gegenüberzutreten. Du mußt einfach nur alle Daten eingeben, wie ich es dir gezeigt habe.«
    Mond wandte sich wortlos wieder dem Schirm zu, und das nur halb

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