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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Cress habe ich es zugelassen ... Oh, Götter, laßt nicht zu, daß ihm etwas geschieht.
Er lag immer noch im Unfallzelt; sie hatten keine Zeit gehabt, ihn an einen sichereren Ort zu bringen. Aber das ganze Schiff, mit seiner gesamten Ausrüstung, war geschaffen worden, um diese Reise zu überleben, also würde er ganz bestimmt auch überleben, wenn sie selbst überlebten ...
    Es schien ihr, als würde ihr Fleisch sich von den Knochen lösen und zusammenziehen. Sie verspürte ein noch nicht so akutes Unbehagen in sich, während die Temperatur im Schiff weiter anstieg. Sie stellte sich die stark belastete Außenhülle vor, mit der das Schiff sich dem Loch unaufhörlich näherte, Teil des allgegenwärtigen lockenden Rufes, während die Verdammten zu ihrer endgültigen Strafe geführt wurden. Das Schiff war aus den widerstandsfähigsten und stärksten Materialien hergestellt worden, die die Menschen kannten, und zusätzlich mit starken Schutzschirmen versehen, die es bei seinem Abstieg in den Mahlstrom beschützen sollten. Seine Form war so klein wie möglich und glich einer Münze, die Stabilisatoren sorgten dafür, daß sich die breite Seite immer in Richtung des Gravitationssoges befand, während es weitersank. Denn der Schacht des Gravitationsbrunnens des Schwarzen Loches im All war so schmal, daß das Schiff augenblicklich in tausend Stücke zerissen würde, wenn es zu trudeln anfinge. Der Tod würde sie alle während eines einzigen, blendenden Augenblick des Schmerzes zu sich holen, und ihre Schreie würden endlos durch den Brunnenschacht hallen. Die Reise durch ein schwarzes Loch stellte höchste Anforderungen an Menschen und Material – und zeigte deutlich die Grenzen der karemoughischen Technologie. Nur die Symbiose zwischen einem Computer und dem Gehirn des Astrogators konnte sie sicher und wohlbehalten zum exakt richtigen Eintauchpunkt führen.
    Was aber, wenn Mond das Schiff zwar sicher steuerte, aber den exakten Eintauchpunkt zu dem Kanal verpaßte, der sie zwei Lichtjahre vor Karemough wieder ausspeien würde? Karemough hatte das Prinzip der Reise durch Schwarze Löcher vor mehr als einem Jahrtausend wieder entdeckt, indem man sich das Wissen der Sibyllen über das Alte Imperium zunutze gemacht hatte. Das Alte Imperium hatte über einen Hyperraumantrieb verfügt, mit dem es Entfernungen hatte bewältigen können, die der Hegemonie immer noch verschlossen waren, doch auch damals schon hatte man die Schwarze Pforte als Zentrum weitreichender Kommunikation genutzt. Die Hegemonie hatte diese kosmischen Abkürzungen dazu benutzt, um wenigstens einen Teil des Weltennetzes des Alten Imperiums wieder aufzurichten. Sie hatten immer noch kein Wissen über die Kräfte, die sie manipulierten – wenn dieses Schiff den Horizont des Schwarzen Lochs nicht an der richtigen Stelle durchbrach, dann konnte es sein, daß sie in einem völlig unerforschten Raumsektor wieder herauskamen, ohne nahegelegenes Sternensystem und ohne Koordinaten für die Rückreise – oder sie kamen überhaupt nicht mehr im bekannten Universum heraus. Schon oft waren Schiffe verloren gegangen, und die blieben unwiederbringlich verloren.
    Elsevier spürte, wie ihre Augäpfel durch die geschlossenen Lider aus den Höhlen treten wollten, sie war außerstande, weiter zuzusehen, wie die flammende Oberfläche des Schwarzen Loches das Universum verschlang. Sie hörte das Stöhnen des Schiffes, dann ihr eigenes Stöhnen, als würde sie mitten entzwei gerissen. Die unerträgliche Schwärze hallte in ihr wider, dann gab ihr Bewußtsein den Kampf auf. Sie ließ all ihre Ängste und Zweifel wie in einem Funkenregen davonsprühen und überließ sich endlich glücklich dem Vergessen.
    Die Schwarze Pforte öffnete sich.

17
    Das darf nicht wahr sein.
Jerusha stand im eleganten Bau des Stadthauses in der Oberstadt und sah zu dem diamantfacettierten Fenster hinaus. Die Arme hatte sie hinter dem Rücken verschränkt. Kinder tanzten auf den kreisförmigen, ausgetretenen Mustern im Pflaster, in eine geheimnisvolle, unnahbare Kindheitsphantasie verstrickt – Kinder wohlhabender Winter und wohlhabender Außenweltler zusammen, denen die Distanzen in Raum und Zeit gleichgültig waren, die ihre Eltern voneinander trennten. Sie bemühte sich, nicht an die Distanzen zu denken, die Unterschiede, die schrecklichen ...
Das darf einfach nicht wahr sein!
    Doch selbst die noch so geflissentlichste Verleugnung konnte die Tatsache nicht aus ihrem Geist verdrängen, konnte die

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