Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
irgendein Mädchen, das du gerade erst kennengelernt hast. Und ich weiß, dass du es albern findest, sich wegen eines Konzerts so aufzuregen, und vielleicht hast du recht, aber eigentlich geht es ja auch gar nicht um das Konzert. Es geht um die Wahl, die du getroffen hast. Du hast jemand anderen mir vorgezogen.
Bess strich eine Zeile nach der nächsten durch. Sie kaute auf dem Ende ihres Stifts. Letztlich packte sie alle beschriebenen Seiten wieder in den Karton mit dem Briefpapier und schob diesen zurück in die Schublade.
23. KAPITEL
Jetzt
„Fertig?“ Bess hatte sich ein leichtes Sommerkleid und eine passende Strickjacke angezogen. Spitzen-BH, hauchdünner Slip. Sie trug ihre Sandalen lieber in der Hand, anstatt in ihnen den Strand entlangzugehen, den Nick und sie nun endlich ansteuern wollten.
Er stand schon wieder am Fenster und schaute aufs Meer. „Ja.“
Die Läden würden kaum geöffnet haben, wenn sie im Ort ankämen, aber die Sonne war in der Zeit, die sie in der Dusche verplempert hatten, höher gestiegen als Bess gedacht hatte. Sie hatte den Überblick darüber verloren, wie oft sie sich geliebt hatten.
Bess schloss die Tür hinter sich zu und steckte die Schlüssel in ihre Tasche. Dann folgte sie Nick den schmalen Sandweg zwischen den Dünen hindurch zum Strand. Der Sand war heiß unter ihren Füßen, aber er fühlte sich gut an. Sie hob ihr Gesicht dem Wind entgegen, der frisch um ihre Wangen wehte und ihr Haar zerzauste.
„Ich glaube, ich werde mir einen Sonnenhut kaufen.“
Nick, der die Hände in den Hosentaschen vergraben hatte, schaute sich zu ihr um. „Dann bekommst du aber keine Sommersprossen.“
„Und hoffentlich auch keinen Hautkrebs.“
Er drehte sich um, sodass er rückwärts vor ihr herlief. „Ich mochte deine Sommersprossen.
Sie lachte. „Ja, sicher, weil Sommersprossen so sexy sind.“
„Natürlich sind sie das. Vor allem auf deiner Nase.“
Bess lachte wieder. „Wenn du es sagst.“
Sie gingen näher ans Wasser heran, um auf dem feuchten, festen Sand zu laufen und den hier und da verstreuten Handtüchern und Sonnenschirmen der wenigen Mutigen aus dem Weg zu gehen, die sich in die Fluten wagten. Das Meer war um diese Jahreszeit immer noch ziemlich frisch.
Nick bückte sich, um eine schwarze fächerförmige Muschelschale aufzuheben. Sie war perfekt, keine abgebrochenen Ecken oder Risse. Sie passte genau in seine Hand, und er strich einmal mit dem Daumen darüber, bevor er sie Bess reichte.
Im Strandhaus standen überall Gläser, in denen Muscheln aller Sorten und Farben gesammelt wurden, aber diese hier steckte Bess dennoch in die Tasche ihrer Strickjacke. Es war das erste Geschenk, das sie jemals von Nick bekommen hatte und das sie anfassen und behalten konnte.
Sie lächelte immer noch, als er auf die Knie fiel.
„Nick?“
Er krümmte sich, seine Schultern zuckten. Eine Hand grub im Sand, während die andere sich auf seinen Magen legte. Eine Welle rauschte heran und wirbelte um seine Finger, hinterließ eine Strähne Seetang und ein paar Luftblasen, die platzten und zerbrachen.
Bess kniete sich neben ihn und legte ihre Hand auf seine Schulter. „Nick, was ist los?“
Nick schüttelte den Kopf. Seine dunklen Haare fielen nach vorne, verbargen sein Gesicht. Er stöhnte. Eine weitere, größere Welle erreichte sie, durchnässte seine Hosenbeine und spritzte auf Bess’ Kleid. Sie legte ihre Arme um seine verspannten Schultern.
Nick drückte sich vom Sand ab und krabbelte ein paar Zentimeter rückwärts. Er hielt an, zitterte, drückte sich dann noch einmal hoch. Die Spur, die er hinterließ, sah aus wie von Krebsen gezogen. Bei seinem ersten Versuch war ihre Hand von seiner Schulter gefallen, und jetzt folgte Bess ihm. Ihr Kleid strich über den nassen Sand und klatschte um ihre nackten Beine. Es kratzte, aber sie ignorierte es.
„Nick“, murmelte sie. „Sag mir, was los ist.“
Er schaute sie an, sein Gesicht war ganz blass. „Es tut weh.“ Er löste die Hand von seinem Magen und richtete sich immer noch kniend auf.
Bess half ihm, auf die Füße zu kommen. Sie standen einander gegenüber, seine Hände in ihren, die Köpfe gebeugt, als wenn sie etwas anschauten, was sie im Sand gefunden hatten. Bess beobachtete, wie seine Finger sich um ihre schlossen.
Auf seinen Fingerknöcheln klebte Sand. Eine kleine weiße Narbe teilte sein Daumengelenk. Dunkelblaue Adern zeichneten eine Landkarte auf seinem Handrücken. Diese Hände waren real und fest.
Sie
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