Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
„Ganz gut.“
Ohne sie anzusehen, nickte er. „Gut.“
Bess schlüpfte aus ihren Sandalen und trat an den Rand des Wassers. Die kühlen Wellen kitzelten ihre Zehen, während sie hinaus aufs Meer schaute. Sie dachte, dass es irgendetwas zu sagen geben sollte, irgendeine Unterhaltung, aber ihr fiel nichts ein. Eddie schien auch nicht erpicht darauf, zu sprechen. Also standen sie gemeinsam am Wasser und beobachteten den Lauf der Wellen.
Sie standen da für eine sehr lange Zeit.
„Danke, Eddie“, sagte Bess schließlich.
„Kein Problem“, erwiderte er und schaute sie an. Sie schaute zurück. „Jederzeit wieder.“
* * *
Jetzt
Keinen ihrer Söhne schien es zu interessieren, als Bess ihnen erzählte, dass sie einen Untermieter hatte. Sie hatten in der Vergangenheit schon öfter Austauschstudenten bei sich beherbergt, und das hier schien nicht groß etwas anderes zu sein. In dieser Hinsicht ähnelten sie ihrem Vater; sie kümmerten sich nicht viel um Dinge, die nichts mit ihnen persönlich zu tun hatten. Connor hatte nur gegrunzt und aus dem Fenster gestarrt, und von Robbie auf dem Rücksitz hatte sie auch nicht viel mehr gehört.
Bess hörte auf, weiter davon zu erzählen, auch wenn ihr Mund darauf brannte zu sprechen. Doch sie wusste, dass ihr Ton oder ihre Worte sie irgendwann verraten würden, wenn sie weiter darüber redete. Wenn die Situation anders gewesen wäre, hätte sie die Wahrheit über Nicks Anwesenheit in ihrem Leben erzählt. Aber die Situation war nicht anders; Nick sah immer noch aus wie einundzwanzig und war nicht wirklich lebendig. Es wäre etwas zu viel verlangt, dass ihre Jungs ihn als ihren Liebhaber akzeptierten.
Sie wollte nicht zugeben, dass sie Angst davor hatte, die Wahrheit zu sagen. Wenn Andy derjenige mit einer Geliebten war, würde sie im Vergleich sehr viel besser dastehen, oder etwa nicht? Wenn mit dem Finger auf jemanden gezeigt würde, dann auf Andy, nicht auf sie. Beschämt stellte sie fest, wie wichtig ihr das war.
Je näher sie dem Strandhaus kamen, desto aufgeregter klopfte ihr Herz. Als sie in das Carport fuhren, fing sie an zu schwitzen. Ihr Rücken schmerzte von der steifen Haltung, hinter dem Lenkrad zu sitzen. Ihr Magen hob und senkte sich in freudiger Erwartung.
Liebe und Fischvergiftung fühlen sich seltsam ähnlich an.
Connor und Robbie stiegen aus dem Auto und schnappten sich ihre Taschen aus dem Kofferraum, bevor Bess überhaupt ihre Tür geschlossen hatte. Sie hatte beiden eigene Haustürschlüssel gegeben, und Connor öffnete die Tür. Dann verschwanden beide im Haus und ließen die Tür sperrangelweit offen und ihre Mutter verdutzt am Auto stehen.
Je länger sie mit dem Hineingehen wartete, desto mehr baute sich die Erwartung in ihr auf. Desto mehr konnte sie sich davon überzeugen, dass er noch da war, dass alles gut würde. Wenn sie nicht hineinging, würde sie niemals herausfinden müssen, ob er sie verlassen hatte, während sie weggewesen war.
„Mom!“ Robbies Stimme schwebte die Treppe hinunter. „Kannst du mein Kissen mitbringen?“
Bess schloss den Kofferraum wieder auf und nahm Robbies Kissen heraus. Jetzt hatte sie keine Ausrede mehr, hier draußen herumzulungern, also ging sie hinein. Direkt vor ihr in dem kleinen Flur lag die Treppe nach oben. Zu ihrer Rechten war die Tür zur Waschküche und daneben die Tür zu Nicks Zimmer. War sie offen gewesen, als sie gefahren war? Sie konnte sich nicht erinnern.
„Ich nehme das große Zimmer.“
„Auf keinen Fall!“
„Ich bin älter!“
„Mom!“
„Ich komme!“ Sie ging die Treppe hinauf, gab Robbie sein Kissen und ging in ihr Zimmer, um ihre Handtasche wegzustellen. Ihr Herz spannte sich an, als sie das Zimmer betrat. Der Raum war leer und still.
Kein Nick.
Er war weg. Sie wusste es. Sie hatte ihn zwei Tage allein gelassen, und das war nicht genug gewesen, um ihn hierzubehalten. Wieder war er fortgegangen …
Das Raunen von Stimmen im Wohnzimmer drang an ihr Ohr, und eine Welle der Erleichterung toste einen Augenblick um sie herum und durch sie durch. Dann machte sie sich auf den Weg zu den anderen. Connor hatte den Kühlschrank bereits nach etwas zu trinken durchsucht. Robbie packte die Spielekonsole aus, die Bess den Jungs für den Sommer gekauft, aber noch nicht angeschlossen hatte.
Und Nick … oh, Nick stand mitten im Wohnzimmer und trug eine Jeans, ein weißes T-Shirt und darüber ein Hemd mit Button-down-Kragen. Sie hatte ihm die Sachen in Erinnerung an seinen damaligen
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