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Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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nichts getan», verteidigte sich Pete, aber Karen schrie: «Woher willst du das wissen? Du hast ihn umgetreten! Das sieht dir ähnlich, ein paar Bier, und du wirst zu einem scheiß Schläger!»
    Pete sagte, dass das Bier nichts damit zu tun hat, aber Karen wollte nichts davon hören und beschimpfte ihn, und ich saß nur mit geschlossenen Augen und gesenktem Kopf in meinem Stuhl und wünschte, sie wären nie gekommen. So hatte ich mir den Besuch nicht vorgestellt – alle schrien und stritten. Ich fühlte mich, als wäre ich wieder ein Kind.
    Dann hörte ich Karen sagen: «Na los, mach schon!» Eine Weile lang sagte niemand etwas, aber dann sagte Pete: «Hey, tut mir leid, dass ich dich getreten habe. Ich habe es nicht so gemeint.»
    Am liebsten hätte ich gesagt: «Ach ja, und das, was du gesagt hast, hast du auch nicht so gemeint, oder wie?», aber ich wollte ihn nicht daran erinnern. Natürlich wusste ich,dass es Pete eigentlich gar nicht leidtut. Ich bin ja nicht blöd. Aber es war schön, dass sie alle nett zu mir waren, wenn Sie wissen, was ich meine. Als ich die Augen wieder aufmachte, kniete Cheryl neben mir und hatte einen Arm um mich gelegt, und Karen stand gebückt vor mir. Alle waren sehr rücksichtsvoll, als würden sie mich wirklich mögen.
    Ich war immer noch ein bisschen traurig, aber nicht mehr so schlimm. Es war wie früher als Kind, wenn man hingefallen war oder sich gestoßen hatte und es wie verrückt wehtat, aber dann die Mama kam und etwas Butter draufgemacht hat und es nach einer Weile nicht mehr so wehtat, und man sich ganz behaglich fühlte, weil sich jemand um einen kümmerte.
    «Wieder alles gut?», fragte Cheryl, und ich nickte und schaute weg, weil ich ihr genau in den Ausschnitt gucken konnte und außerdem eine ihrer Brüste mein Bein berührte, was mir vorher gar nicht aufgefallen war.
    «Wie geht es deinem Kopf?», fragte Karen. Ich hob meine Hand und berührte die Beule. Es tat weh, und das sagte ich auch. Karen schaute sich die Beule an und sagte: «Es blutet aber nicht. Gut, dass du einen dicken Schädel hast», und ich sagte: «Soll ich Butter draufmachen?», und da lachten alle, als hätte ich einen Witz gemacht. Deshalb lächelte ich schnell, als hätte ich es lustig gemeint.
    Dann sagte Pete: «Riecht es hier verbrannt?» Wir schnupperten alle. Ich konnte auch etwas riechen. «Hast du die Hotdogs in den Ofen getan?», fragte Karen, und ich dachte nicht mehr an meinen Kopf und rannte in die Küche.
    Drinnen roch es total verbrannt. Der Geruch wurde noch stärker, als ich den Ofen ausschaltete und aufmachte. Mit einem Geschirrhandtuch nahm ich das Backblech raus. DieHotdogs waren total verkohlt, besonders die, die hinten auf dem Blech lagen. Vorne waren sie einigermaßen in Ordnung. Ich nahm ein Messer, kratzte die schlimmsten Stellen ab, legte sie auf einen Teller und brachte sie raus.
    Pete schaute sie an und meinte: «Der Kohlenmann war da», aber Cheryl sagte, dass sie es mag, wenn die Hotdogs gut durch sind, und Karen stimmte ihr zu. Als Pete dann von einem abbiss und sich den Mund verbrannte, lachten Karen und Cheryl und sagten, es würde ihm recht geschehen, wenn er so gierig ist. Ich musste daran denken, was er über mich und den Pub gesagt hatte, und lachte auch. Aber nicht zu sehr, sonst würde er noch wütend werden und mich wieder treten. Er trank seine Bierflasche aus und schüttelte sie. «Tja, das war’s dann wohl», meinte er und rülpste. Mir gefiel das nicht, aber Karen und Cheryl schien es nichts auszumachen. Wir anderen hatten noch etwas Bier übrig, und Pete schaute auf Cheryls Glas und sagte: «Du willst deins nicht mehr, oder?» Er wollte sich das Glas nehmen, doch Karen schlug ihm auf die Hand. «Finger weg», sagte sie. «Sie trinkt es noch. Du hattest sowieso mehr als wir.» Obwohl sie recht hatte, schaute er nun mich an und sagte: «Was ist mit dir, Nigel? Willst du deins noch?»
    Erst wollte ich nein sagen, doch dann dachte ich, dass ich kein Bier mehr kriegen würde, wenn ich ihm meins gebe, und irgendwie hatte ich noch Lust auf welches. Aber ich kam nicht dazu, etwas zu sagen, weil Karen meinte: «Ja, er will seins auch noch.»
    Pete seufzte und sagte: «Schon in Ordnung, ich hab ja nur gefragt.» Er sah genervt aus. Dann schaute er auf seine Uhr und meinte: «Bald machen die Pubs wieder auf.» Mir wurde kalt. Es konnte nur bedeuten, dass er gehen will.
    «Öffnen sie am Feiertag nicht später?», fragte Karen, aber Pete meinte: «Nicht alle. Manche

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