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Tierische und andere Offerten

Tierische und andere Offerten

Titel: Tierische und andere Offerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Stecher , andere
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und besucht die dritte. Als das Haus in Sichtweite kommt, starten die Brüder einen Wettlauf. Paule kommt als Erster an, aber nur weil Robert stolpert und auf dem Bauch über den Gehweg schlittert, dicht vor einer Pfütze. Sein schmutziges und nasses Aussehen bringt Paule zum Lachen. Robert antwortet mit einem wütenden Boxhieb. Schon stehen sie sich gegenüber wie zwei Kampfhähne, da geht die Haustür auf und Mutter Hinze erscheint, die Fäuste entrüstet in die Hüfte gestemmt.
    »Wollt ihr wohl, ihr Raufbolde! Rein mit euch und die nassen Sachen aus!« Mit hängenden Köpfen trotten sie hinter der Mutter her ins Haus. Die strenge Stimme verheißt nichts Gutes. Und wirklich, bald darauf folgt die erwartete Standpauke. Beide warten mit zerknirschten Mienen auf das Ende. Das hat es allerdings in sich. Mit erhobenem Finger verkündet die Mutter: »Ihr esst jetzt Mittag, macht eure Hausaufgaben und raus geht es nicht mehr bei diesem Wetter.«
    »Aber Mutti«, versucht Paule einen Einwand vorzubringen. Mutter Hinze lässt ihn gar nicht erst aussprechen.
    »Was ich gesagt habe, gilt! Und damit basta! Ich geh jetzt schnell mal auf ein Stündchen zur Nachbarin. Das Essen ist in der Backröhre.« Beide frohlocken, denn sie wissen, dass das Stündchen immer den ganzen Nachmittag dauert, bei der schwatzhaften Nachbarin. Und dann still verdrücken. Es gilt nur, rechtzeitig zurück zu sein. Ist eben die Zeit zum Spielen heute kürzer. Aber immer noch besser, als Stubenarrest einzufangen.
    Es gibt heute Milchreis mit Bratapfelstücken. Robert und Paule sind noch beim Essen, als die Haustür ins Schloss fällt. Jetzt aber schnell. Die Teller noch in die Spülmaschine, rein in die Gummistiefel und die Wetterjacke übergeworfen.
    Verdammt, die Hintertür ist abgeschlossen! Vorne geht es auch nicht. Wenn Mutter zufällig einen Blick aus dem Fenster der Nachbarin wirft, und das wird sie öfter tun, dann ... Robert kommt der rettende Gedanke. Das Fenster der Waschküche geht nach hinten raus in den Garten. Schon sind sie draußen, lassen aber das Fenster einen Spaltbreit offen, für die unbemerkte Rückkehr. Wie Diebe schleichen die Brüder durch den Garten. So, jetzt noch durch den Zaun. Ein Glück, dass Vater die schon lang angemahnten losen Latten immer noch nicht festgenagelt hat.
    Der Weg ist frei. Sie laufen den Feldweg entlang, der hinter die Gärten direkt zum Fluss führt, dessen Rauschen schon zu hören ist. Wenig später liegt die Wiese vor ihnen. Das Floß befindet sich noch an Ort und Stelle. Aber da ist jemand und versucht, es ins Wasser zu schieben. Das ist doch die Höhe. Ihr Floß, das sie zusammengebaut haben aus alten Pfosten und Brettern. Atemlos und wütend erreichen die Brüder den Platz und müssen feststellen, dass es sich bei dem Übeltäter um die Nachbarstochter Melanie handelt. Eigentlich stehen sie gar nicht auf Mädchen, aber Melanie ist eine Ausnahme – überhaupt nicht zickig und fast wie ein Junge, für jedes Abenteuer zu haben. Und sie hat auch beim Floßbau geholfen.
    Melanie geht mit Robert in eine Klasse. Sie ist ein hübsches Mädchen mit kurzen blonden Haaren. Davon ist allerdings jetzt nichts zu sehen, denn die Kapuze des Regenumhanges verdeckt alles.
    »He, ich denke du kannst heute nicht!«, ruft Paule verwundert.
    »Wird Zeit, dass ihr kommt!«, schnauft das Mädchen und richtet sich auf. »Schaut mal, dort drüben auf der Grasinsel. Seht ihr das?« Robert und Paule blicken in die gewiesene Richtung, eine kleine Bodenerhebung ragt aus dem Wasser und bildet tatsächlich so etwas wie eine Insel. Ein größerer Ast ist dort angeschwemmt worden.
    Robert zuckt mit den Schultern. »Na und? Die Insel gibt es schon seit ein paar Tagen und jetzt ist der Ast angeschwemmt.«
    Richtig ärgerlich stampft Melanie mit dem Fuß auf. »Ihr blinden Hühner! Da läuft etwas rum!«
    Ja, richtig. Die Brüder sehen es auch. Genau ist es aber nicht zu bestimmen und jeder tippt auf etwas anderes. Ein richtiger Streit ist schon entbrannt, den Robert entschieden beendet. »Was streiten wir hier herum? Wir haben doch das Floß. Los, rüber und dann wird sich schon herausstellen, was es ist.«
    Aber wenn das Tier nun gefährlich ist?«, versucht Paule einen Einwand. Roberts Blick ist genauso vielsagend wie Melanies spöttisches Grinsen. Mit vereinten Kräften wird das Floß ins Wasser geschoben.
    Schnell springen sie drauf, ergreifen die Holzstangen und bringen das Gefährt, das schon mit der Strömung abzutreiben

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