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Tierische und andere Offerten

Tierische und andere Offerten

Titel: Tierische und andere Offerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Stecher , andere
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drohte, in die richtige Richtung. Langsam bewegt sich die Fuhre auf die Insel zu. Aber seltsam, je näher sie kommen, desto rätselhafter wird alles. Das, was aus einiger Entfernung noch Ähnlichkeit mit einem Hasen hatte, stellt nun was ganz anderes dar. Na ja, die Größe von einem kleinen Kuscheltier hat es jedenfalls. Aber sonst? Ein plumper Körper mit kurzen Beinen und einem kurzen Schwanz. Das dichte Fell ist gelblich-braun gefärbt und an dem flachen, spitzschnäuzigen Kopf ziehen schwarz-weiße Streifen entlang. Aufgeregt rennt es hin und her, die Äuglein stets auf die Ankömmlinge gerichtet. Als das Floß anstößt, weicht das Tier auf die entgegengesetzte Seite aus und beargwöhnt sie brummend und fauchend.
    Was ist das bloß?
    Die drei beraten sich flüsternd. Sollen sie das Wesen mitnehmen oder lieber die Finger davon lassen? Paule hält das Floß, während Melanie und Robert zögernd die Insel betreten. Ihnen ist mulmig zumute. Da gibt sich Robert einen Ruck.
    »Los, Leute! Den Kleinen nehmen wir mit. Der kann wahrscheinlich nicht schwimmen. Und wer weiß, wann das Wasser mal zurückgeht. Der verhungert womöglich noch.«
    »Warte!«, wirft Melanie ein. »Wir brauchen einen Plan. Du gehst links herum, ich rechts. Dann haben wir ihn in der Mitte.«
    Das Tier bewegt den Kopf hastig hin und her, als sie ihm näherkommen. Ansonsten bleibt es in seiner vorherigen Haltung. Schon beugt sich Robert hinab, da macht das Wesen laut quiekend einen Satz aus ihrer Reichweite. Das Mädchen und der Junge stoßen mit den Köpfen zusammen. »Au!«, schreit Robert. Das ist aber nicht der Schmerz des Zusammenstoßes, denn er schüttelt seinen Finger, der blutet. »Verdammt, das Vieh hat mich gebissen!«
    Melanie wickelt ihr Taschentuch um die leicht blutende Wunde. »Mensch, tu nicht so, das vergeht wieder. Aber so kriegen wir den Kerl nicht. Sonst brauchen wir ja ein Dutzend Taschentücher. – Ich hab es. Du ziehst den Anorak aus, daraus machen wir eine Plane oder einen Sack und stülpen ihn einfach darüber.«
    Gesagt, getan. Der zweite Versuch klappt.
    Wieder wehrt sich das Tier verzweifelt aber diesmal erfolglos. Der Anorak hält stand.
    Der Rückweg kostet sie Mühe und Schweiß. Das Wesen zappelt wie verrückt und Robert muss schon kräftig zugreifen. Melanie und Paule helfen ihm. Unbemerkt zwängen sie sich durch die Lücke im Zaun. – Aber, was nun? Wohin damit? Paule hat die erlösende Idee. Im Kaninchenstall an der Schuppenwand sind ein paar Buchten frei. Minuten später ist das Tier in einer drin. Zusammengeduckt sitzt es in einer Ecke und rührt sich nicht.
    Geschafft. Jetzt nur noch den Eltern alles beibringen. Alle drei verabreden Stillschweigen. Dann klettern die Jungs leise durch das angelehnte Fenster und laufen prompt Mutter Hinze in die Arme. Au Backe, die Standpauke ist saftig. Bedrückt schleichen sie auf ihr Zimmer. Zwei Wochen Stubenarrest. Beide liegen auf ihren Betten und schauen stumm an die Zimmerdecke. Mutter Hinzes Stimme ist zu hören, die den Vater begrüßt. Sie erzählt das mit ihnen und schließt mit den Worten: »Ich habe ja noch gar nicht die Kaninchen gefüttert. Die Bengel haben mich doch glatt abgelenkt.«
    Robert und Paule fahren hoch. Verdammt. Das Tier. Sie sausen die Treppe hinab und werden vom Vater angehalten. »He, he, wohin so eilig? Guten Tag erst mal die Herren.«
    »Tag, Vater. Entschuldige, wir müssen schnell zu den Kaninchen!« In die Verwunderung des Vaters dringt das erschrockene Kreischen der Mutter. Schon fliegt die Hintertür auf und die Mutter stürzt mit bleichem Gesicht herein. »Herbert, bei den Kaninchen!«
    »Ja, was ist denn los, Anett?« Mutter Hinze deutet immer noch erregt Richtung Stall. »Stell dir vor. Ich will die Kaninchen füttern, öffne den ersten Verschlag und trällere ein Liedchen dabei. Da fängt es plötzlich in den oberen Koben an, zu rumoren. Irgendwas poltert gegen die Wände und die Tür. Vor Schreck habe ich die Schüssel mit dem Brot fallen lassen.«
    Vater Hinze sieht sie ungläubig an und schüttelt den Kopf. »Oben ist doch alles leer. Du hast dich bestimmt geirrt und es war eines der anderen Kaninchen.«
    Die Mutter stemmt empört die Fäuste in die Hüften. »Nee, mein Lieber. Kein Irrtum. Vielleicht hockt dort oben eine Ratte oder ein Marder. Jetzt gehst du raus! Keine zehn Pferde kriegen mich wieder in den Stall, ehe das nicht geklärt ist!«
    Wortlos nickt Vater Hinze und nimmt seinen alten Kittel vom Haken. Schon will er

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