Tierische und andere Offerten
Hof lässt die Drei aufhorchen. Klingt doch wie Förster Schulte.
Und schon erscheint er in der Schuppentür – im grünen Regenumhang und mit seinem Jägerhut. Das Gewehr hat er zu Hause gelassen. Nur der muntere Dackel Hanibal tollt um seine Beine.
Plötzlich schnuppert er und springt bellend auf den Käfig. »Hanibal! Kommst du wohl da runter?!«
Winselnd und mit eingezogenem Schwanz gehorcht der Hund. Dann begrüßt Förster Schulte den Vater. »Morgen, Klaus! Ich wollte gar nicht zu dir, aber Anett sagte, dass du mit mir reden willst.«
»Ja, das ist richtig, Horst! Wir brauchen deinen Rat. – Meine Bengel haben gestern einen jungen Dachs angeschleppt. Da unten, wo der Fluss die scharfe Biegung macht, tritt das Hochwasser aus und überschwemmt die Wiesen. Auf einer Grasinsel war er eingeschlossen.«
Der Förster hat aufmerksam zugehört und tritt an den Käfig. »Hier drin ist er jetzt?«
Die Drei nicken. Schulte kratzt sich am Hinterkopf. »Normalerweise müsste ich ihn mitnehmen. Aber meine Jungtiergehege sind diesmal voll. – Es ist in diesem Jahr ein richtiges Tollhaus. Meine Frau schimpft schon den ganzen Tag. Der wird das auch zu viel. Und wenn ich den noch anschleppe ... Ihr könnt ihn in die Kreisstadt bringen, zum Tierpark.«
»Nein!«, ertönt eine helle Stimme hinter ihnen.
Sie fahren herum.
Es ist Melanie, die Nachbarstochter. Wütend blitzt sie den Förster an. Der muss schmunzeln und das Mädchen richtet sich stolz auf. »Ich war mit dabei. Und ich will auch mit bestimmen! Robert ... Paule, da machen wir nicht mit!« Auch die Brüder nehmen jetzt eine trotzige Haltung ein.
»Melanie hat Recht«, entgegnet Robert. »Sie ziehen doch auch Jungtiere auf, Herr Schulte. Und wofür haben wir uns dann gestern solche Mühe gegeben, diesen Käfig zu bauen, wenn er nun in den Tierpark soll?« Richtig laut geworden ist er dabei und hat die Hände geballt. Der Förster winkt beschwichtigend ab. »Ist ja gut Kinder! Ich verstehe euch doch. Aber das ist keine leichte Aufgabe. Es scheint, als brauche euer Gast keine Muttermilch mehr. Wisst ihr denn, was er frisst? – Und, was wisst ihr überhaupt über Dachse?«
Da sprudelt es aus ihnen heraus, dass Dachse Würmer, Schnecken, Obst und Gemüse, dass sie fast alles fressen. »Und verbreitet sind sie in Europa bis weit hinein nach Russland. Sie leben in kleinen unterirdischen Höhlen, allein oder auch in ganzen Familien und sie vertragen sich gut miteinander. Dachse werden 60 bis 90 Zentimeter lang und 15 bis 18 Jahre alt.«
Lachend stoppt Förster Schulte den Redeschwall.
»Ihr wisst doch schon fast alles. Da kann ja nichts schief gehen. Jetzt muss er erst mal dem Tierarzt vorgestellt werden. Dachse können nämlich auch Tollwut übertragen.«
»Wie denn?«, fragt Melanie.
»Durch ihren Speichel zum Beispiel. Über Biss- und Risswunden. – Kleine genügen da schon!«
Nachdenklich sieht Melanie zu Robert. Der senkt den Blick, druckst herum und gibt schließlich kleinlaut zu, gebissen worden zu sein. Vater Hinze reißt erschrocken die Augen auf und der Förster schaut sich sorgenvoll die kleine Wunde an. »Tja Robert«, sagt er, »dann mal ab zum Doktor! Wir fahren gleich in die Kreisstadt zum Tierarzt und in das Ärztehaus. Doktor Kießler ist ein guter Tierarzt. Ich ruf gleich mal an! Wir nehmen am besten dein Auto, Klaus. Hol inzwischen schon den Dachs raus! Aber Vorsicht!« Schon zehn Minuten später sind sie unterwegs und nach einer halben Stunde am Ziel. Doktor Kießler – ein kleiner, rundlicher Mann mit Brille und Halbglatze – heitert Robert mit lustigen Sprüchen auf. Dann geht er an die Untersuchung. Er ist sehr sorgfältig und nimmt sich Zeit. Zuletzt sind Speichel- und Blutentnahme dran. Dann befördert Vater Hinze den Dachs wieder in den Transportkorb und sieht Doktor Kießler fragend an. Der wäscht sich erst noch die Hände, ehe er auf die stummen Fragen antwortet: »Äußerlich macht er einen gesunden Eindruck. Etwas erschöpft, aber das kommt von den Aufregungen. – Es ist übrigens ein Herr. Habt ihr denn schon einen Namen?«
Robert verneint.
»Die Proben müssen noch ins Labor«, erklärt der Doktor. »Vor Montag oder Dienstag kommt keine Rückmeldung. Ich packe sie in einen Umschlag und ihr nehmt sie mit zum Ärztehaus ins Labor. Der Bereitschaftsdienst müsste da sein.«
Eine nette Kinderärztin untersucht Robert dort. Da auch sie erst abwarten muss, was im Labor festgestellt wird, dauert es nicht lange und sie sind
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