Tierische und andere Offerten
Holzlatte in der Hand schlich sich Frau Hansen an. Als sie die Stelle erreichte, gab die Erde unter ihr auf einmal nach und die erschrockene Frau rutschte in ein Loch. In hohem Bogen flog die Holzlatte durch die Luft und das unbekannte Tier schlüpfte zwischen ihren Beinen hindurch zum Gartenzaun.
Der Vater klärt Frau Hansen auf und entschuldigt sich noch einmal höflich. Die Nachbarin, jetzt beruhigt, nimmt schmunzelnd an; der Friede ist wieder hergestellt.
Das nächste Unheil nimmt schon zwei Wochen später seinen Lauf. Paul führt Robinson an der Leine spazieren. Er hatte Stundenausfall in der Schule und so ist die Gelegenheit günstig. Ihr Weg führt auch am Hof des Bauern Hinrich vorbei, dort kratzen und scharren eifrig ein Dutzend Hühner. Deren ungewöhnliches Aussehen interessiert den Jungen, und so tritt er neugierig näher.
Da rutscht Paule auf dem glitschigen Boden aus und fällt hin. Die Leine entgleitet seinen Händen und Robinson saust mitten unter die Hühner. Die spritzen zu Tode erschrocken auseinander. Einige flattern in der Luft herum, schlagen so wild mit den Flügeln, dass sich eine Wolke von losen Federn bildet. Und alle vollführen ein ohrenbetäubendes Spektakel. Der Bauer, als grob und unfreundlich bekannt, hört das und kommt angelaufen.
Dem Jungen gelingt es indes noch rechtzeitig, die Leine zu schnappen. Und zum Glück sträubt sich Robinson nicht, als Paule losrennt.
Schnaufend und verschwitzt kommt er vor dem Haus an. Erst beschließt Paule nichts zu sagen, ändert aber dann seinen Entschluss und erzählt es der Mutter, und die dem Vater. Paul muss sich gewaltig was anhören. Er verspricht, nie wieder solche Unternehmungen durchzuführen. Damit scheint alles überstanden zu sein.
Anfang Dezember fällt der erste Schnee, der liegen bleibt, weil sich zugleich auch der Frost eingestellt hatte.
Schnee – für die Kinder ein Grund zum Jubeln. An der Rodelbahn ist ständig Hochbetrieb. Auch Melanie, Robert und Paule sind fast jeden Tag dort. Natürlich mit Robinson. Dem gefällt es, mit den Kindern zu rodeln. Alle waren begeistert, als sie ihn das erste Mal mitbrachten. Endlich durften sie das Tier sehen und streicheln, das Stadtgespräch war.
Auf dem Schlitten fährt er aber nur bei den Dreien mit. Die anderen Kinder sind deshalb ein bisschen neidisch. Robinson ist zwar zutraulich, doch mitunter auch eigenwillig. Das Mädchen und die Brüder wissen, wie er zu zügeln ist. Und trotzdem werden auch sie manchmal überrascht. Diesmal ist das Opfer der dicke Polizist Baumann, der auf seinem Rad die Straße hochkommt. Vorsichtig schlingert er heran, und schwitzt dabei, was das Zeug hält. Die Kinder kennen ihn von seinen Streifengängen und den Besuchen in der Schule. Herr Baumann macht dort Verkehrserziehung. Eben sind sie den Berg heruntergesaust – diesmal hatte Melanie Robinson bei sich – und wollen wieder hoch, da reißt sich der Dachs los und rennt genau vor das Rad des Polizisten. Der erschrickt und tritt hart auf die Bremse. Das Hinterrad rutscht weg. Baumann kann das Gleichgewicht nicht mehr halten und stürzt auf die Straße. Der Drahtesel halb über ihm. Mühsam rappelt er sich wieder hoch, klopft mit grimmiger Miene den Schnee von der Uniform und zückt das Notizbuch samt Kugelschreiber. Die Drei machen betretene Gesichter. Hinter ihnen haben sich die anderen Kinder versammelt, aus deren Reihen unterdrücktes Kichern kommt.
»Wer seid ihr und wo wohnt ihr?«, will der Polizist wissen. Sie antworten mit ängstlichen Stimmen, während Baumann eifrig notiert. Dann steckt er das Buch in die Tasche zurück und sagt: »Ich spreche mit euren Eltern in den nächsten Tagen. Ihr könnt sie schon mal vorbereiten. Und das Tier haltet ihr besser in Gewahrsam! Der Bauer Hinrich hat schon Anzeige erstattet.«
Robert schluckt und fragt vorsichtig: »Haben Sie sich wehgetan?« Baumann hat nun Mühe, sich das Lachen zu verkneifen.
»Weh getan? Klar tut ein Sturz weh! Zum Glück für euch ist mir weiter nichts passiert.«
Mit gemischten Gefühlen treten sie den Heimweg an. Das Donnerwetter ist gewaltig und endet mit Stubenarrest. Der Polizist Baumann hält sein Versprechen. Nur zwei Tage später erscheint er abends bei den Hinzes. Das Gespräch mit dem Vater dauert lange. Obwohl die Brüder schon zeitig ins Bett geschickt werden, finden sie doch eine Möglichkeit, heimlich zu lauschen. Gutes und Schlechtes gibt es zu hören. Gut ist, dass Herr Baumann von Maßnahmen absieht. Er nimmt es
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