Tierische und andere Offerten
wieder auf dem Heimweg.
So ein aufregendes Wochenende gab es bei Familie Hinze schon lange nicht mehr. Die Sache mit Robert und dann noch die Namensgebung für den Dachs. Jeder will die richtige Idee haben. Hitzig streiten sie sich und fast kommt es noch zwischen Robert und Paule zur Balgerei. Ein Glück, dass Mutter Hinze wieder mal im richtigen Moment zur Stelle ist und die Kampfhähne trennt. Dabei macht sie einen Vorschlag, den die drei begeistert annehmen.
Robinson soll der Dachs heißen. Weil er wie sein berühmter Namensvetter von einer Insel gerettet wurde.
Am Dienstag kommt die befreiende Nachricht von Doktor Kießler. Robinson hat keine Tollwuterreger. Alles atmet erleichtert auf.
Jeden Tag sind die Kinder im Schuppen und versuchen den Dachs an sich zu gewöhnen. Doch der stellt ihre Geduld auf eine harte Probe, wie es Förster Schulte vorausgesagt hatte. Und einen gesunden Appetit hat er entwickelt, was die immer größeren Futtermengen beweisen.
Es dauert vier Wochen, ehe sich Robinson aus seinem Versteck traut und die Gegenwart der Kinder nicht mehr scheut. Für die Drei ist es wie ein Festtag. Doch noch weitere Wochen vergehen, bis ihnen der Dachs die Möhren aus der Hand frisst und sich streicheln lässt. Sein Fell ist zwar nicht so weich, wie das der Katzen aus der Umgebung, aber dafür ist Robinson auch etwas Besonderes. Natürlich ist das ganze Treiben ihren Klassenkameraden nicht verborgen geblieben. Robert, Paule und Melanie haben auch kein Geheimnis daraus gemacht und voller Stolz von ihrem Erlebnis erzählt. Jetzt werden sie ständig bedrängt und müssen berichten.
Die Kinder sind neugierig und wollen Robinson sehen. Doch das ist noch zu früh, meint Förster Schulte und erklärt, dass wilde Tiere eine längere Gewöhnungszeit brauchen.
Inzwischen ist es Sommer geworden. Die Ferien haben begonnen. Melanie und ihre Eltern verbringen den Urlaub in Schweden. Robert und Paule dagegen besuchen für drei Wochen die Großeltern im Erzgebirge.
Robinson wird von ihren Eltern versorgt. Auch Mutter Hinze hat den kleinen Kerl, der ganz schön zulegte, in ihr Herz geschlossen. Wenn sie jetzt an den Ärger und die Aufregung der ersten Tage denkt, muss die Mutter lachen. Es sieht aber auch zu putzig aus, wenn Robinson seinen Kopf aus dem Heu streckt, sie forschend beäugt und dann wieselflink angewetzt kommt. Oder wenn er sich auf sein Hinterteil plumpsen lässt und mit leisem Quieken zu betteln beginnt. Der Schlaukopf hat schnell gemerkt, dass Mutter Hinze immer eine Nascherei in der Schürzentasche hat. Nur Melanie weiß davon. Denn als sie aus Schweden zurückkehrt und Robinson besucht, bekommt der gerade seine süße Extraration. Mutter Hinze bedeutet ihr zu schweigen und Melanie verspricht es. Der Vater soll es nicht erfahren, denn er befolgt streng die Ernährungsregeln aus dem Tierbuch.
Nur wenige Tage später treffen auch Robert und Paule wieder ein. Doch bevor es ans Erzählen geht, was sie bei den Großeltern erlebt haben, schauen sie zuerst nach Robinson.
Die Freude ist groß. Aufgeregt saust der Dachs in seinem Gehege herum, pfeift und quietscht dabei vergnügt. Und ehe es jemand verhindern kann, öffnet Robert die Tür und nimmt ihn auf den Arm.
Alle sind erschrocken. Das ist doch bestimmt zu früh. Aber Robinson fühlt sich bei Robert wohl. Neugierig beschnüffelt er das Gesicht des Jungen und lässt dann seine flinken Äuglein in die Runde wandern. Erleichtert und voller Begeisterung wird der Dachs gestreichelt, der das sehr geniest.
Von nun an ist alles anders bei Familie Hinze. Robinson läuft frei herum, sowohl im Haus als auch im Garten. Jeder Gegenstand wird dabei eingehend beäugt und beschnuppert. Manchmal sogar gekostet. Die Gummistiefel von Vater Hinze müssen zuerst dran glauben. Als er sie wieder mal anziehen will, ist der rechte verschwunden. Nach langem Suchen findet er ihn unterm Johannisbeerstrauch, die Spitze völlig zerkaut. Ein ärgerliches Brummen ist seine Antwort auf das Lachen der Mutter und der Brüder. Aber Robinson kennt keine Gnade. Mal sind es die Schulsachen der Jungs, die heillos verstreut im Zimmer liegen, mal ist es ihr Spielzeug. Auch Mutter Hinze muss sich öfter auf die Suche nach verschwundenen Gegenständen machen.
So kann das nicht weitergehen.
Robinson wird angeleint. Nur noch stundenweise darf er sich frei bewegen – immer unter strenger Aufsicht. Fast tut er ihnen Leid, wenn er die Mitglieder der Familie so zutraulich und verlangend
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