Tiffamy Duo Band 29
blieb er stehen. Ein Blick auf ihre verkrampfte Haltung genügte, um ihm zu bestätigen, dass sie panische Angst hatte. Aber wovor bloß? Ein Flugzeug war nirgends in Sicht. Er sah nur die Townehome-Kinder, die in der Lagune Fische fütterten.
Wenige Meter vor ihr im seichten Wasser lag etwas Buntes, das wie eine vergessene Strandsandale aussah. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Mandys einer Fuß nackt war. Er wollte sie gerade auf die Gefahr der scharfkantigen Korallen hinweisen, als Clint sich zu Mandy umdrehte.
„Wisst ihr Yankees denn gar nichts?" rief er in vorwurfsvollem Ton. „Sie haben das ganze Brot verschwendet. Sie hätten ins tiefere Wasser kommen müssen, wo die Fische zu Ihnen hinschwimmen können."
Wie durch einen dichten Nebel drang Clints Stimme an ihr Ohr. Sie wusste, dass sie irgendwie reagieren und ihre lähmende Angst abschütteln musste, und sei es nur für einen Augenblick. „Das nächste Mal mache ich es besser", sagte sie leise.
Di drehte sich um und hielt ihr eine Brotkruste hin. „Hier, wir können uns meine teilen."
Die Vorstellung, noch einmal ins Wasser zu waten, jagte Mandy eine Gänsehaut über den Rücken. „Schon gut", sagte sie zu dem kleinen Mädchen. „Geh du nur zu deinen Fischen zurück. Ich sehe mir erst einmal an, wie man sie füttert."
„Das ist doch ganz einfach", sagte Clint und nahm seiner Schwester die Krusten aus der Hand. „Man reißt sie in kleine Stücke, hält sie unter Wasser, und schon kommen die Fische. Das kann sogar ein verschlafener Yankee wie Sie."
In diesem Moment rief eine Frauenstimme vom Strand herüber: „Clint, Di, an Land mit euch! Es gibt Essen!"
Sofort plantschten die beiden ans Ufer. Als er an Mandy vorbeilief und ihren nackten Fuß sah, rief Clint ihr über die Schulter zu: „Sie sollten sich Schuhe anziehen. Manche Korallen sind giftig."
„Der Junge hat mir das Wort aus dem Mund genommen", bemerkte Daniel. Erschrocken zuckte Mandy zusammen. An diesem Morgen ging aber auch alles schief. Sie beschloss, Daniel einfach zu ignorieren. Vielleicht ging er dann gleich wieder.
„Mandy", fragte Daniel ruhig, „warum ist der Schuh im Wasser und nicht an Ihrem Fuß? Wissen Sie nicht, wie riskant es ist, hier barfuß zu laufen?"
„O doch!" erwiderte sie heftig. „Das weiß ich sehr wohl."
Bevor Daniel darauf antworten konnte, hatte sie sich umgedreht. Mit starrem Blick fixierte sie die Sandale, die kaum anderthalb Meter vom Ufer entfernt in knapp dreißig Zentimeter tiefem Wasser lag. Sie konnte entweder ins Wasser waten und das verdammte Ding herausholen oder sich den Rest ihres Lebens dafür verachten, dass sie Daniel gezeigt hatte, was für ein Feigling sie war. Hastig machte sie vier Schritte in die Lagune hinein, bückte sich, griff blindlings nach der Sandale, riss sie aus dem Wasser und rannte zum Ufer zurück. Ungläubig starrte sie den tropfenden Schuh an.
„Ich habe es geschafft! Haben Sie das gesehen, Daniel? Ich bin ins Wasser gegangen und habe meine Sandale aufgehoben!" Triumph schwang in ihrer Stimme. Sie hatte ihre Angst tatsächlich für einen Moment überwinden können. Ihre Wangen röteten sich vor Freude.
„Ja, ich habe es gesehen", sagte er weich.
Erst jetzt fiel Mandy auf, wie albern ihre Bemerkung einem Mann vorkommen musste, der gerade im offenen Meer getaucht war. Sie biss sich auf die Unterlippe. Hastig streifte sie die Sandale über den Fuß. „Es war nur . . . nur ein dummes, kindisches Spiel."
Daniel schaute ihr nach, wie sie über den Strand rannte und zwischen den Casuarina-Bäumen verschwand. Er wusste nicht, was vorhin passiert war. Er wusste nur eines: Für Mandy war es kein dummes, kindisches Spiel gewesen.
7. KAPITEL
„Ist das alles?"
Mandy musste über den Eifer der beiden Kinder lächeln. „Ja, das ist alles", erwiderte sie und drückte ihnen die Brotreste aus der Cafeteria in die ausgestreckten Hände.
„Macht es Ihnen auch bestimmt nichts aus?" fragte Ted. „Nein, ich tue es gern. Wir werden die Fische füttern und dann zum Südende der Insel laufen."
„Und danach bauen wir an unserer Korallenburg", erklärte Clint.
„Sie wird größer als du, Daddy."
„Tatsächlich?" meinte Ted und fuhr dem Jungen mit seiner großen, kräftigen Hand durchs Haar.
„Und wenn Ebbe ist, wird Mandy uns zeigen, wie die Seesterne essen", fügte Di mit wichtiger Miene hinzu.
„Da habt ihr ja viel vor", sagte Ted abwesend, während er sich nach den anderen Tauchern umschaute. „Ich muss mich
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