Tiffany Duo 134
zusammenzuarbeiten.“
„Richtig. Das war Phase zwei.“ Schuldgefühle machten sich wieder in Marsh breit.
„Das klingt ja bis jetzt alles ganz großartig“, höhnte Evan. „Zuerst findest du die falsche Frau, und dann setzt du deine Dienstmarke aufs Spiel, indem du einen Einbruch vortäuschst. Ich kann kaum erwarten, wies weitergeht.“
„Jetzt kam Phase drei. Ich musste dafür sorgen, dass sich herumspricht, mit wem Becky Smith zusammen ist.“
„Es hat sich herumgesprochen. Ich habe es allein in Tucson aus drei verschiedenen Quellen gehört. Obwohl ich es lieber von meinem Bruder selbst erfahren hätte. Aber der war ja zu sehr damit beschäftigt, den einsamen Helden zu spielen.“
„Ich habe meinen Job riskiert, Evan. Ich wollte dich da nicht auch noch mit reinziehen.“
Evan schaute wenig verständnisvoll. „Na schön, red weiter. Was ist mit Phase vier?“
„Na ja, eigentlich hatte ich vor, die Zeit hier oben zu nutzen, um so viel Informationen wie möglich aus Becky herauszubekommen.“
„Nur leider war es nicht Becky, die du hierher gebracht hattest, sondern... wie heißt sie? Laurie? Lara?“
„Lauren.“
Als Marsh ihren Namen aussprach, erinnerte er sich wieder an die Zweifel, die er anfangs gehabt hatte. Im Nachhinein konnte er gar nicht verstehen, wie er sie jemals für Becky hatte halten können. Jeder einzelne Bericht beschrieb Becky als leichtsinnig, kokett und etwas exzentrisch. Lauren war nichts von alledem. Letzte Nacht hatte sie nicht mit ihm gespielt. Sie hatte sich ihm völlig hingegeben.
„Lauren“, wiederholte er langsam. „Ihr Name ist Lauren.“
Lauren stand auf der Veranda und traute ihren Ohren nicht. Sie hatte das Geräusch von tiefen Stimmen gehört und die Spannung nicht länger ertragen. Deshalb war sie nach draußen gegangen. Sie kam gerade rechtzeitig, um mitzuhören, wie Marsh vor einem Mann, der sich als sein Bruder herausstellte, mit seinem Plan prahlte.
Er hatte sie also die ganze Zeit nur benutzt. Jeden einzelnen Zug in diesem Spiel hatte er haarklein geplant. Er hatte sie aus Beckys Haus gescheucht, wohl wissend, dass es für sie nur einen Ausweg gab - direkt in seine Arme. Er hätte ihr bewusst Angst eingejagt.
Mistkerl!
So wütend und verletzt, wie sie war, nahm sie Evans Stimme nur noch wie durch einen Nebel wahr.
„Ich begreife nicht, wie du sie dazu bringen konntest, bei diesem Spiel mitzumachen. Du hast sie mit einem Trick hierher gebracht. Du konntest von ihr keinerlei Informationen über Jannisek bekommen, aber irgendwie hast du sie dazu gebracht, trotzdem den Lockvogel zu spielen. Wie das? Nur mit dem guten alten Henderson-Charme?“
Lauren spürte, wie sich ihr Innerstes zusammenzog. O Gott, nein. War das auch alles geplant? Diese wundervollen Küsse? Diese atemberaubende Nacht?
Ein Teil von ihr wollte das einfach nicht glauben. So verlogen konnte Marsh nicht sein. Nicht nachdem sie sich so geliebt hatten. Aber der wütende, gekränkte Teil in ihr war stärker.
Wie hatten diese blauen Augen sie so blenden können? Wie hatte er sie bloß so ausnutzen können?
Sie wollte kein Wort mehr hören. Sie hatte sich auf Marshs Plan eingelassen, weil sie glaubte, ihrer Schwester helfen zu müssen. Aber Becky hatte beschlossen, dass sie keine Hilfe brauchte, und war aus ihrem sicheren Versteck verschwunden. Es gab keinen Grund mehr, warum Lauren länger hier bleiben sollte. Marsh konnte von nun an alleine weiterspielen.
Kochend vor Wut, ging sie zurück ins Haus. Sie sammelte ihre Sachen zusammen und griff sich die Autoschlüssel, die Marsh auf den Küchentisch gelegt hatte. Als sie ging, musste sie sich zusammenreißen, damit sie nicht lautstark die Tür hinter sich zuschlug.
Geräuschlos schlich Lauren von der Hütte weg. Die beiden Männer, die noch immer in ihr Gespräch vertieft waren, bemerkten sie nicht.
11. KAPITEL
Evan beobachtete seinen Bruder, während der ihm die Einzelheiten seines Plans offenbarte. Es beunruhigte ihn, dass Marsh sich so nah an der Grenze der Legalität bewegte. Aber er verstand ihn auch, Evan selbst hatte sowohl seine persönliche Überzeugungskraft als auch die Autorität seiner Behörde genutzt, um das FBI zu veranlassen, die Verbrecherbande doch noch etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie sein Bruder hatte auch er versucht, Informationen aus den verschiedensten Quellen zusammenzusuchen. Er setzte ebenso viel daran, Ellens Mörder zu finden.
Aber er hätte niemals eine unschuldige Frau in die Sache
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