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Tiffany Duo 40

Tiffany Duo 40

Titel: Tiffany Duo 40 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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oben.«
    Claire trank noch einen Schluck Tee und hob dann die Tasse hoch. »Ich würde gern
    etwas von diesem Tee mitnehmen. Und auch noch zwei oder drei andere Sorten.
    Die Auswahl überlasse ich Ihnen.«
    »Ja, ich finde bestimmt etwas, was Sie mögen.« Ilse ging zu einem Regal herüber,
    wo sie vier Pakete Tee aussuchte.
    Claire trank ihren Tee aus, bezahlte die Ware und bedankte sich noch einmal bei Ilse Khaldun. »Ich komme wieder«, versprach sie, bevor sie ging.
    Die Palästinenserin blieb in der Tür stehen und lächelte, zufrieden damit, dass sie
    eine neue Kundin gewonnen hatte.
    Der Tee und die paar Minuten, die Claire in Ilse Khalduns Geschäft verbracht hatte,
    hatten ihr geholfen, sich zu beruhigen. Sie nahm den Bus und setzte sich auf einen
    freien Platz an einem Fenster. Wie sie schnell feststellen konnte, fuhren die Busse in Jerusalem in einem gemäßigteren Tempo als die meisten anderen Fahrzeuge. Claire
    lehnte sich zurück, schaute hinaus
    und dachte über den Vorfall von eben nach.
    Als sie den Mercedes auf sich hatte zurasen sehen, waren ihr plötzlich Ereignisse
    eingefallen, die dem Unfall in Atlanta vorausgegangen waren. Sie schloss die Augen
    und versuchte, noch mehr als diese kurzen Sekunden in ihr Gedächtnis zu rufen.
    Vergeblich.
    Genauso wenig wie damals hatte sie heute eine Vorahnung drohenden Unheils
    gehabt. Der Wagen hatte ihren damals von hinten erfasst, und Claire hatte nur kurz
    die grellen Scheinwerferlichter aufflammen sehen. Nachdem sie sich überschlagen
    hatte, war der Fahrer davongerast. Sie war vor Angst fast gestorben, und an dieses
    blanke Entsetzen hatte sie sich jetzt sekundenlang klar und deutlich erinnert. Bis
    heute wusste sie von dem Unfall nur das, was die Leute ihr erzählt hatten. Aber
    dieses kurze Aufblitzen der Erinnerung hatte es für sie erschreckend real gemacht.
    Und irgendwie hatte der Vorfall von heute eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Unfall
    damals. Vielleicht harte er deshalb auch die Erinnerung ausgelöst.
    Claire öffnete die Augen und schaute auf die Straße, ohne etwas wahrzunehmen.
    Was geschah mit ihr? Versuchte jemand, sie umzubringen?
    Was für ein Gedanke, sagte sie sich. Wie kommst du darauf? Vermutlich liest du zu
    viele Krimis. Diese Idee war einfach grotesk. Wer sollte schon einen Grund haben,
    mich zu töten? sagte sie sich, wenn auch nicht sehr überzeugt. Und auch was das
    Finanzielle betraf, hätte niemand einen Vorteil von ihrem Tod. Sie war nicht reich.
    Und sie hatte auch keine Feinde. Bis vor diesem Unfall hatte sie ein ganz normales
    Leben geführt, und sie wollte nichts anderes, als so weiterzuleben.
    Claire presste die Finger gegen die Schläfen, als sie merkte, dass sie Kopfschmerzen bekam. Sie hatte Pech, das war alles. Sie hatte einfach das Pech gehabt, in zwei fast tödliche Unfälle verwickelt worden zu sein. Es gab noch mehr Leute, die Pech
    hatten, und vielen ging es schlimmer als ihr. Und der
    Unfall heute war auch mit ihre eigene Schuld gewesen. Sie war wie ein trotteliger
    Tourist über die Straße gelaufen, ohne genügend auf den Verkehr zu achten. Ab
    jetzt würde sie vorsichtiger sein.
    Als sie in ihrem Apartment angekommen war, waren die Kopfschmerzen noch
    schlimmer geworden. Claire nahm eine Schmerztablette und legte sich hin. Ohne es
    zu wollen, döste sie ein. Erst das Klingeln des Telefons weckte sie wieder auf.
    Oliver! dachte sie hoffnungsvoller, als sie sich zugeben wollte. Aber es war nicht
    Oliver. Es war Ron Wiley, der sie von Atlanta aus anrief.
    »Ich habe keine Lust mehr, auf einen Bericht über deine Fortschritte zu warten«,
    sagte er beinahe vorwurfsvoll.
    Claire versuchte, ihre Stimme nicht enttäuscht klingen zu lassen, und antwortete:
    »Tut mir leid, Ron. Ich habe soviel zu tun. Ich hätte in ein oder zwei Tagen
    angerufen.«
    »Kommst du voran?«
    »Ich habe nach einem passenden Büro gesucht und heute morgen eins gesehen, das
    ich mieten werde.«
    »Wo ist es?«
    »Auf der Jaffa Road, ungefähr zwei Blocks vom Rathaus entfernt. Kennst du die
    Gegend?«
    »In etwa. Lass mich die genaue Adresse wissen, sobald du dich entschieden hast,
    ja?«
    »Natürlich.«
    »Tut mir leid, Claire. Ich wollte dich nicht brüskieren. Aber ich vermisse dich. Und ich bedauere es schon, dass ich dir diesen Auftrag gegeben habe.«
    »Sag nicht so etwas«, erwiderte Claire mit erzwungener Leichtigkeit. »Das ist meine
    Chance. Und ich liebe den Job. Und Ron, ich liebe Israel. Ich habe es sogar geschafft, mir die

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