Tiffany Duo Band 0142
Sie hatte überhaupt nicht geschlafen letzte Nacht, und so fühlte sie sich auch. Heute Nachmittag hatte sie Dienst in der Klinik, ihr Kopf schmerzte, und das Kleid kratzte. Und am liebsten hätte sie Dean Parrish in Stücke gerissen.
Gegen drei Uhr morgens, nachdem sie seine
Beichte
wohl zum hundertsten Mal durchgegangen war, hatte sie schließlich begriffen, was er ihr sagen wollte. Aber was sollte dieses ganze Gerede von seiner Minderwertigkeit? Wie hatte er auch nur einen Moment annehmen können, dass er ihr im Weg stand, dass ihre Liebe zu ihm ihre Karrierepläne durchkreuzen könnte? Und wie, zum Teufel, kam er auf die Idee, sich für wertlos zu halten, nur weil er die Highschool nicht abgeschlossen hatte? Guter Gott …, sie war ja durchaus im Bilde über seine Schwächen gewesen, so oft wie sie mit ihm gelernt hatte. Doch wenn Dean Parrish etwas nicht war, dann dumm.
Je mehr sie darüber nachdachte, desto wütender wurde sie. Wie hatte er einfach den großen Macho spielen und über ihren Kopf hinweg entscheiden können? Dieser Idiot.
Irgendjemand erzählte einen schlüpfrigen Witz, und Melanie brach in hysterisches Gelächter aus. Und genau in diesem Moment hatte Sarah eine Idee. Sie lächelte in sich hinein. Ja, das war es. Warum sollte sie nicht auch einmal etwas boshaft sein? Melanie Kincaid war genau die Strafe, die Dean verdiente. Sarah würde ein Treffen arrangieren und dann genüsslich beobachten, wie Dean versuchen würde, sich aus ihren lackierten Krallen zu befreien.
Und das wird er doch? Ich meine, Melanie ist doch wirklich nicht sein Typ … oder?
Sie warf der quirligen Blondine einen raschen Blick zu und begann, an ihren Fingernägeln zu kauen.
Egal. Was auch passierte, sie hatte kein Recht, sich zu beklagen. Schließlich war sie es gewesen, die ihm klargemacht hatte, dass es zwischen ihnen nichts mehr zu besprechen gab.
Oder
?
Wenn sie nur wüsste, was wirklich in Deans Kopf vor sich ging … Seine reuevollen traurigen Augen fielen ihr wieder ein, und sofort war ihr Zorn verflogen. Wie schon so oft.
Oh nein, diesmal nicht, dachte sie energisch.
Es sind nur Augen, Mädchen. Und er ist nur ein Mann. Vergiss das nicht
.
Als ob sie das vergessen könnte …
Ihre Brustwarzen regten sich wie auf Kommando und drückten sich gegen den Stoff ihres BHs. Gleichzeitig spürte sie dieses Kribbeln in einem Teil ihres Körpers, für den sie seit geraumer Zeit keine wirkliche Verwendung mehr hatte. Sie wand sich auf ihrem Stuhl.
Denk daran, was das letzte Mal passiert ist, als du diesem kribbelnden Gefühl nachgegeben hast
.
Sarah rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her, als könne sie so ihren Körper überlisten, zuckte, stützte schließlich das Kinn in ihre Hand und starrte aus dem Fenster. Oh, zum Henker … Sie kannte Dean gut genug, um zu wissen, dass er seine Versöhnungsversuche niemals einstellen würde, nur weil sie ihn gewissermaßen zum Teufel gejagt hatte. Was bedeutete, dass er ihr weiterhin auf die Pelle rücken würde. Und das wiederum bedeutete …
Melanie kicherte schon wieder über irgendetwas, und Sarah entschied, sie so schnell wie möglich Dean vorzustellen.
Jemanden von der Fährte abbringen, nannte man das wohl.
Das alte Farmhaus war voller Spinnweben und Erinnerungen. Es roch feucht, modrig und unbewohnt. Der Begriff Farmhaus war wohl etwas übertrieben. Im Untergeschoss gab es eine große Küche, Esszimmer, Wohnzimmer. Oben befanden sich noch drei Schlafzimmer und ein Bad. Aber es war einmal sehr hübsch gewesen. Bevor sein Vater starb. Zugegeben, Deans Mutter war alles andere als eine begnadete Hausfrau gewesen. Sie hatte sich viel mehr für ihr Kunsthandwerk interessiert als fürs Putzen.
Doch das Haus war immer in gutem Zustand gewesen, auch wenn er, Lance und sein Vater ständig damit beschäftigt waren, Stapel von Zeitschriften und Büchern und Bastelmaterialien von den Stühlen auf die Tische und schließlich auf den Boden zu räumen, auch wenn es überall nach Lack, Klebstoff und getrockneten Blumen roch. Sein Vater hatte alles perfekt instand gehalten und Innenwänden und Außenfassade gewissenhaft alle drei Jahre einen neuen Anstrich verpasst.
Doch dann war sein Vater gestorben, als Dean gerade vierzehn war, und seine Mutter erkrankte kurz darauf. Als Marion Parrish starb, zeigte das Haus bereits erste Anzeichen des Verfalls. Jetzt, Jahre später, kam es Dean vor wir der ideale Schauplatz für einen Horrorfilm.
Die Böden knarrten unter seinem Tritt,
Weitere Kostenlose Bücher