Tiffany Duo Band 0142
als er durch das praktisch leere Haus wanderte. Die meisten Möbel waren nach dem Tod seiner Mutter verkauft worden, da seine Tante Ethel keinen Grund sah, sie zu behalten. Hier und da standen noch ein paar Stücke, die sein Vater einst mit großer Kunstfertigkeit hergestellt hatte.
Das große Wohnzimmer mit dem in Eiche eingefassten Kamin war leer, abgesehen von einer kleinen Eckkommode aus Kiefernholz, die sein Vater gemacht hatte. Seine Mutter hatte früher einige ihrer handgenähten Puppen darauf dekoriert und ihre Nähutensilien darin aufbewahrt.
Dann war da noch die Anrichte im Esszimmer, die wohl schon seiner Großmutter gehört hatte. Aus Eschenholz, erkannte er, nachdem er eine Stelle von der dicken Staubschicht befreit hatte, die das massive Stück bedeckte.
Er stieß die Schwingtür zur Küche auf. Die Wände in dem leeren Raum waren zu einem fauligen Ocker vergilbt. Sarah hatte diese Farbe immer verabscheut. Er holte tief Luft. Warum, um alles in der Welt, sollte es ihn kümmern, was Sarah dachte? Er würde das Haus ohnehin verkaufen, er würde nach Atlanta zurückgehen und diesen Teil seines Lebens hinter sich lassen. Punkt.
Er verließ die Küche und ging nach oben. Die Räume dort waren ebenso leer und trostlos. Als er die Treppe wieder hinunterstieg, hörte er das Klappern eines Fahrrads, das hastig gegen die Veranda geworfen wurde. Er warf einen Blick aus dem Fenster. Tatsächlich, ein Kinderfahrrad. Verwundert öffnete er die Tür und war sofort freudig überrascht.
“Katey! Was tust du denn hier, Liebes?”
Sie antwortete mit einem Schulterzucken und kletterte schnell die Verandastufen herauf, sodass ihre langen Zöpfe hüpften. “Ich habe deinen Pick-up vorbeifahren sehen und mich gefragt, ob du wohl hierherkommen würdest.” Sie reckte ihren Hals, um an ihm vorbei ins Haus zu sehen. “Ich war noch nie drinnen.”
Dean verstand die Aufforderung und trat zur Seite, um Katey hineinzulassen. “Warst du denn schon mal hier?”
“Oft.” Katey öffnete eine Tür nach der anderen und spähte in die leeren Räume.
Die Hände in die Hüften gestützt, stand Dean da und beobachtete, wie das Kind mit der Neugierde eines kleinen Kätzchens das Haus erforschte.
“Wie kommt das?”
Wieder war ein Achselzucken die Antwort. Dann sagte sie: “Ich weiß nicht. Ich war mit dem Fahrrad unterwegs und hab das Haus einfach entdeckt. Wusstest du, dass es im Teich Enten gibt?”
“Noch immer?” Er war noch nicht im Wäldchen gewesen. Zu viele Erinnerungen hingen daran.
“Oh ja. Ganz viele. Jedenfalls …” Katey lief ins Esszimmer hinüber und nahm die Anrichte näher unter die Lupe. “… habe ich den anderen davon erzählt, und Lance sagte, es sei das Haus, in dem ihr mit euren Eltern gelebt habt.” Sie strich mit einem Finger über die Tischplatte. “Es ist schön hier. Willst du wieder einziehen?”
“Eigentlich denke ich darüber nach, es zu verkaufen.”
Sie blickte mit ihren bernsteinfarbenen Kinderaugen zu ihm auf. “Warum?”
“Ich lebe in Atlanta, Katey. Was soll ich hier mit einem Haus?”
Das kleine Mädchen schaute ihn einen Moment lang nachdenklich an, dann ging sie zur Treppe. “Kommst du morgen auch zur Party bei den Jenkins?”
Dean fing langsam an, sich an ihre abrupten Themenwechsel zu gewöhnen. Er folgte Katey die Treppe hinauf. “Meinst du die Party, über die deine Schwestern gestern Abend sprachen? Ein Hochzeitsjubiläum, nicht wahr?”
“Genau.” Ihre hohe weiche Stimme hallte im Treppenhaus wider. “Ihr fünfzigstes. Sie haben keine eigenen Kinder, deshalb geben die Nachbarn diese Party für sie.”
Sie spähte in jedes der Schlafzimmer, die, mit Ausnahme des Zimmers von Deans Eltern, alle leer standen. Hier fand sie einen alten Kleiderschrank, den sie sofort begutachtete, indem sie die Spiegeltür öffnete.
“Es wird eine Überraschungsparty”, informierte sie Dean. “Mom fährt nachmittags mit ihnen nach Opelika ins Kino, während die anderen alles vorbereiten.” Sie zog eine der Schubladen auf und stieß einen kleinen Triumphschrei aus. “Ich habe etwas gefunden – oh, ist das hübsch!”
Erstaunt, dass das Mädchen tatsächlich eine Entdeckung gemacht hatte, kam Dean näher. “Was ist es?”
“Eine Patchworkdecke oder so etwas.”
Es war eine Patchworkdecke. Dean schluckte heftig. Die Decke hatte immer auf dem Bett seiner Eltern gelegen und war ein Familienerbstück. Seine eigene Urgroßmutter hatte sie genäht. Es kostete ihn einige
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