Tiffany Duo Band 128
mit zittriger Stimme und versuchte, sich zu beruhigen. Es half doch überhaupt nichts, wenn sie jetzt anfangen würde, hemmungslos zu flennen. „Wir müssen die Polizei rufen", verlangte sie, als Martin ihr wieder auf die Beine half. Sie zitterte am ganzen Leib. „Er hat gesagt ... ich komme wieder ."
John saß am selben Platz wie in der Nacht zuvor, sah auf die Uhr und trank koffeinfreien Kaffee. Viertel vor Drei. Lucy war ja auch gestern zu spät gekommen, aber nicht so spät. Aber noch wollte er nicht auf geben.
Sie hatte ja selber zugegeben, dass sie Menschen gern an der Nase herumführte. Was für eine rätselhafte Frau sie doch war, in einer Sekunde küsste sie ihn leidenschaftlich und in der nächsten lief sie vor ihm davon und erklärte, dass ihr Treffen keine Verabredung gewesen sei. John verstand sie nicht. Vielleicht war seine Verwirrung Teil eines Jahrmarkttricks? Immerhin hatte sie ja auch einen dieser Tricks angewendet, um ihn in ihr Zelt zu bekommen...
2.57 Uhr. Langsam begann er, sich Sorgen zu machen. Was, wenn sie wieder zu Fuß gegangen war? Red Grove war immer ein ruhiger friedlicher Ort gewesen, aber jetzt war eine Frau nachts alleine nicht mehr sicher.
John lehnte sich zurück und versuchte, sich zu entspannen. Die Gäste im Coffee-Shop waren so ziemlich dieselben wie letzte Nacht, auch wenn sie andere Gesichter hatten. Aber es waren dieselben Exzentriker. John musste in sich hineingrinsen. Was war nur in ihn gefahren, um diese frühe Morgenstunde an so einem gottverdammten Ort zu hocken und Kaffee zu trinken, als sei es das Normalste der Welt?
John wartete noch eine Weile und schaute dann wieder auf die Uhr. 3.15 Uhr. Sie würde nicht kommen. Er trank seinen Kaffee aus und entschied, nach ihr zu suchen. Vielleicht hatte sie sich den Knöchel verstaucht oder war angefahren worden ...
Junge, sie hat dich schlicht versetzt. Er hatte noch nie eine geschlagene Stunde auf eine Frau gewartet, nicht einmal auf Claire. Aber er hatte auch noch nie eine Frau wie Lucy gekannt. In ein paar Tagen würde der Jahrmarkt in eine andere Stadt ziehen, und Lucy würde einem anderen Mann in die Augen sehen, und seine Seele berühren. Und wahrscheinlich auch seine Brieftasche.
Die Kellnerin schenkte ihm ungefragt Kaffee nach. „Warten Sie auf das Mädchen, das letzte Nacht hier war?" fragte sie.
John nickte.
„Ist sie nicht vom Jahrmarkt da hinten?"
„Ja." John sah die Kellnerin an.
„Lonnie Philips war vorhin hier, ehe Sie gekommen sind."
John versuchte nicht einmal, seine Abneigung zu verbergen.
„Er hat gesagt, dass heute Nacht eine Frau bei den Wohnwagen über fallen wurde. Jemand hat auf dem Jahrmarkt mit einem Messer auf sie gelauert, na ja, und sie denken, es war derselbe, der ... Sie wissen schon."
In diesem Moment war es John egal, was die Kellnerin dachte. „Ist sie tot?" Er brüllte diese Frage fast. Gott, wann hatte dieser Albtraum endlich ein Ende?
Die Kellnerin schüttelte den Kopf. „Nein, die Gute scheint ein unerschrockenes Mädchen zu sein. Hat das Schwein abgewehrt. Leider konnte er fliehen. Sheriff Maples will ..."
„Warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt?" fauchte John und warf ein paar Dollar auf den Tisch. Er spürte, nein, er wusste, dass es Lucy war. Sie war ein Opfer jenes Mannes geworden, der es sich ganz offensichtlich zum Hobby gemacht hatte, die Frauen abzuschlachten, die in John Quaids Leben eine Rolle spielten.
Lucy holte tief Luft, um sich zu beruhigen, ehe sie ihre Geschichte zum zehnten Mal erzählte. Die Haare klebten ihr am Kopf, und ihr Kostüm war eingerissen und schmutzig, während sie Sheriff Maples gegenübersaß, der akribisch jedes noch so winzige Detail des Angriffs notierte. Lucy wollte jetzt nur noch nach Hause in ihren Wohnwagen, eine heiße Dusche nehmen, sich einen Kaffee einschenken und vergessen, dass heute Nacht jemand versucht hatte, sie mit einem Messer aufzuschlitzen.
Na ja, und das mit John konnte sie wahrscheinlich genauso gut vergessen. Die Uhr hinter dem Schreibtisch des Sheriffs zeigte fast halb vier. Wie lange John wohl in dem Coffeeshop noch auf sie gewartet hatte? Ein Mann wie er wurde sicherlich nicht gerne versetzt.
Einen Moment lang dachte Lucy, ihre Gedanken würden ihre Sinne verwirren, denn plötzlich stand da John in der Tür zum Büro des Sheriffs. Doch seine Erscheinung war kein Trugbild, sondern Realität. Er schob ein paar Männer beiseite und blieb dann kurz vor Lucy stehen. In seinem Blick lagen Freude
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