Tiffany Duo Band 128
seiner Brieftasche getragen. Als er sie endlich dringend brauchte, hatte er festgestellt, dass der Gummi restlos vertrocknet war. Seitdem ersetzte er den Vorrat regelmäßig. Schon bei dem Gedanken an das Päckchen in seiner Hosentasche durchlief ihn ein Schauer.
Das plötzliche Verständnis in Lissas Augen tat ein Übriges.
„Evan, ich bin nicht sicher, ob ..."Sie rührte sich nicht.
„Ich weiß."
„Ich wollte sagen, ich bin noch nicht bereit ..."
„Ja, ich weiß." Diesmal fiel ihm das Lächeln schon leichter. „Von mir lässt sich das zwar nicht behaupten. Das bedeutet aber nicht, dass ich dich nicht einfach in den Armen halten kann", fügte er hinzu, bevor sie etwas einwenden konnte.
Lissa zitterte in Erwartung dessen, was nun kommen würde.
„Du kannst mir vertrauen, Lissa", versicherte Evan leise. „Leg deinen Kopf an meine Schulter."
11
Heftiges Klopfen an der Tür riss Lissa aus einem tiefen, traumlosen Schlaf. Sie murmelte einen Protest, presste die Lider fest zusammen und barg das Gesicht im Kissen.
Das Klopfen wurde lauter und drängender. Gerade wollte sie rufen, der Besucher solle wieder verschwinden. Da bewegte sich das Kissen unter ihrer Wange.
Erschrocken hob sie den Kopf und öffnete die Lider. Zwei schläfrige blaue Augen blickten ihr lächelnd entgegen.
„Guten Morgen, Liebling."
Morgen?
Lissa sah ungläubig zu der Jalousie hinüber, durch die das Sonnen licht hereinfiel. In diesem Moment klopfte es erneut.
„Ich bin es", rief eine ungeduldige Stimme. „Josephine. Machen Sie endlich auf. Die Schüssel wird mir zu schwer."
Lissa widerstand dem Bedürfnis, die Wange an Evans Brust zu schmiegen. Verlegen stand sie auf und öffnete die Tür. Sie errötete heftig, als Josephine mit ihrer strassbesetzten Brille an ihr vorbei blickte und den Mann betrachtete, der im Sessel lag und sich den steifen Nacken massierte. Vergnügt sah sie Lissa wieder an.
„Ich hatte diesen Hackbraten mit Cornflakes gestern aus dem Gefrierschrank genommen, nachdem Evan anrief. Man kann ihn ebenso gut zum Frühstück wie zum Abendbrot essen." Entschlossen betrat die Witwe Jenks den Wohnwagen und stellte ihre Last auf dem Küchentisch ab. Sie stemmte beide Hände auf ihre ausladenden Hüften und sah Evan streng an.
„Sie hätten mich wissen lassen sollen, dass Sie mein Gästezimmer doch nicht benötigten, junger Mann."
Evan stand auf und nickte schuldbewusst. „Ja, das stimmt, Madam."
„Ich habe mir Ihretwegen Sorgen gemacht. Aber dann kam Charlie vorbei und erzählte, dass er Ihr Motorrad vor Lissas Wohnwagen gesehen habe." Sie ließ den Blick von seinem zerzausten Haar zu seinem zerknitterten Hemd gleiten, das aus seinem Jeansbund hing.
„Rasieren Sie schnell Ihre Kaktusstacheln aus dem Gesicht. Der Braten wird klitschig, wenn er abkühlt."
„Ja, Madam", sagte er erneut und verbarg sein Lächeln hinter der vorgehaltenen Hand. „Ich werde sofort mein Rasierzeug aus der Satteltasche holen."
Lissa blieb regungslos stehen, bis Evan von draußen zurückkehrte. Sie sagte kein Wort, als er an ihr vorüberging. Er schwieg ebenfalls. Doch der flüchtige Kuss, den er ihr auf die Nase gab, bevor er durch den schmalen Gang in dem winzigen Bad verschwand, sprach Bände. Lissas Wangen röteten sich heftig, als Josephine erfreut ihre Topfhandschuhe zusammenschlug.
„Das ist wunderbar, Mädchen. Ich fürchtete schon, Sie würden Paradise nie verlassen. Jetzt werde ich zusehen, wie Sie auf dem Rücksitz einer Harley aus der Stadt brausen."
„Ich werde nirgendwohin brausen, und gewiss nicht auf dem Rück sitz einer Harley", erklärte Lissa entschlossen und strich sich die Ponyfransen aus der Stirn. „Es ist nicht so, wie es aussieht."
Josephine schniefte verächtlich.
„Ehrlich! Wir sind einfach - eingeschlafen."
„Ich würde auch auf dem Schoß eines Mannes einschlafen, wenn er lange genug still dasitzen würde, damit ich hinaufklettern kann." Liebevoll tätschelte sie Lissas Wange. „Paradise ist ein hübscher kleiner Ort für alte Leute wie Charlie und mich. Aber Sie brauchen mehr. Vor allem verdienen Sie mehr. Strecken Sie die Hand aus, und ergreifen Sie die Chance, Mädchen."
Evan gab ihr stumm denselben Rat, als er wenig später das Badezimmer verließ.
Lissa versuchte, den Rest des Rasierschaums zu übersehen, den er unten am Hals vergessen hatte. Sie gab sich große Mühe. Es wäre ihr leichter gefallen, wenn er sein Hemd ganz zugeknöpft hätte, bevor er in ihre Wohnecke
Weitere Kostenlose Bücher