TIFFANY EXKLUSIV Band 03
verständlich. An jenem Abend in der Scheune hatte Cade ihrem Selbstwertgefühl einen herben Schlag verpasst, von dem sie sich nie richtig erholt hatte. So ungern sie es sich auch eingestand, war der Gedanke, ihm durch ein verlockendes Angebot eins auszuwischen, sehr verführerisch. Beim Tod ihrer Mutter hatte sie nämlich 800 Acre Land in den Bergen geerbt …
Belle seufzte. Wem wollte sie eigentlich etwas vormachen? Hier ging es nicht darum, Cade irgendwie dazu zu bringen, ein Jahr seines Lebens zu opfern, sondern um die Frage, ob sie bereit war, über ihren Schatten zu springen, um ihr Ziel zu erreichen.
Normalerweise wäre Cade der letzte Mann auf Erden gewesen, den sie heiraten wollte, aber die Situation war eben nicht normal. Und die Zeit lief ihr davon.
Irgendwie muss es klappen, dachte sie auf dem Rückweg zum Haus. Solange ich die Kontrolle behalte, wird alles bestens laufen. Ich muss meine Gefühle beherrschen. Entschlossen straffte sie die Schultern und ging ins Haus. Auch wenn Cade das Angebot ablehnte, würde sie deswegen nicht gleich sterben.
Cade saß im Arbeitszimmer und hatte die Füße lässig auf den Tisch gelegt.
„Nimm die Füße runter“, befahl sie und setzte sich hinter den Schreibtisch.
„Hallo, Kleines.“
Cade McBride nannte alle Frauen „Kleines“, als hätte er das Recht dazu. Die Vorstellung, dass er sie mit all seinen Betthäschen in einen Topf warf, nervte Belle so, dass sie die Hände zu Fäusten ballte. Anklagend blickte sie auf seine Stiefel, bis er sie unendlich langsam vom Tisch nahm.
Sie wirkt erschöpft, dachte er. Seit der Beerdigung hat sie dunkle Ränder unter den Augen, und trotzdem ist sie noch die schönste Frau, die ich je gesehen habe.
Ihre erotische Ausstrahlung war ganz natürlich, und Belle schien sich ihrer Wirkung auf Männer nicht einmal bewusst zu sein. Cade war ehrlich genug, um sich einzugestehen, dass er Belle immer als verlockend empfunden hatte. Seit jenem Kuss hatte er sich lediglich bemüht, die Selbstbeherrschung nicht wieder zu verlieren, und war ihr nach Möglichkeit aus dem Weg gegangen.
„Also, wie geht es dir?“
„Prima“, erwiderte sie schnippisch. Dann fiel ihr ein, dass so ein Tonfall nicht gerade der richtige Auftakt für ihr seltsames Angebot war. „Und … vielen Dank auch dafür, dass du bei der Beerdigung warst“, fügte sie freundlich hinzu.
„Caesar war ein guter Mensch. Ich habe ihn bewundert.“
„Er hielt auch viel von dir.“
Mehr als einmal hatte sie die beiden Männer gesehen, wie sie angeregt über anliegende Aufgaben gesprochen hatten. Wie konnten zwei Menschen mit so unterschiedlicher Herkunft so gut miteinander auskommen?
Cade holte tief Luft und beugte sich vor. „Ich dachte, ich erkundige mich mal, ob du irgendwelche Veränderungen vorhast.“
„In Bezug auf die Ranch?“
Er nickte.
„Du leistest ausgezeichnete Arbeit. Ich wüsste keinen Grund, wieso sich daran etwas ändern sollte. Es sei denn …“
„Es sei denn?“
„Spielst du mit dem Gedanken, von hier fortzugehen?“
„Nicht so bald, Kleines. Caesar hat mich gut bezahlt und mir viel Freiraum gelassen. Abgesehen von einer eigenen Pferdezucht und einem persönlichen Harem habe ich hier alles, was ich mir wünsche.“
Da! Der perfekte Aufhänger für ihren Vorschlag. Doch plötzlich verließ sie der Mut, als sie gegen ihren verletzten Stolz ankämpfen musste. „Du hast Glück.“ Wütend über ihre eigene Feigheit riss sie eine Schublade auf und suchte nach dem Terminplaner.
„Wieso bist du denn so überdreht?“
„Wie bitte?“ Behutsam zog sie den Planer hervor und legte ihn auf den Schreibtisch.
„Du kommst hier hereingestürmt und bewegst dich ganz hektisch. Was ist denn los?“
„Ach, nichts.“ Belle griff nach dem Planer, zögerte dann und strich schließlich ganz sachte über den Ledereinband. „Ich … ich schaffe das schon.“
„Daran habe ich nie gezweifelt. Auch wenn du wie diese hohlköpfigen Topmodels aus Paris aussiehst, hast du Rückgrat und Mumm.“
Das war nicht gerade ein Kompliment, von dem eine Frau träumte, aber was hatte sie erwartet? „Freut mich, dass wenigstens einer so denkt.“ Vorsichtig blätterte sie in dem Buch. „Großvater war da anderer Ansicht.“
„Belle.“
Sein sanfter Tonfall verblüffte sie. Belle blickte hoch und sah ihm in die Augen. „Er hat es dir manchmal schwer gemacht, aber er hat dich geliebt. Und er war stolz auf dich.“
Rasch wandte sie den Blick ab. Es tat ihr
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