TIFFANY EXKLUSIV Band 03
sämtliche Fläschchen noch randvoll aus. Trotzdem schauderte ihr bei der Vorstellung, was alles hätte passieren können.
Phillip stöhnte und warf das nasse Handtuch auf den Boden. „Himmel, fühle ich mich elend.“ Er presste die Hand auf den Bauch und verzog das Gesicht.
Laurel kniete sich wieder neben ihn. „Du solltest besser zum Arzt gehen. Ich werde einen Krankenwagen rufen.“
Er sah sie mit blutunterlaufenen Augen an. Dann lachte er ihr ins Gesicht. „Du brauchst nicht gleich Alarm zu schlagen, Schwesterherz. Ich bin einfach nur völlig besoffen. Aber davon verstehst du nichts“, lallte er und hatte Mühe, gerade zu sitzen. „Du hast ja so ein behütetes Leben geführt.“
Vielleicht hatte er recht. Natürlich hatte sie schon beschwipste Leute gesehen, aber noch niemanden, der sturzbetrunken war.
„Bist du dir absolut sicher, dass es wirklich nur Schnaps war?“, fragte sie noch einmal und beugte sich zu ihm herunter, um ihm beim Aufstehen zu helfen.
„Pfadfinderehrenwort.“ Er versuchte das entsprechende Zeichen mit der Hand zu machen, bekam jedoch die Finger durcheinander.
„Na schön, ich bringe dich nach Hause. Stütz dich auf mich. Für Liza werden wir uns irgendeine Geschichte einfallen lassen.“
„Liza – o ja. Für Liza denken wir uns eine gute Geschichte aus“, bestätigte Phillip und nickte. „Darauf kannst du wetten.“
Laurel setzte ihn wie eine Marionette auf einen Stuhl, holte seinen Mantel und legte ihn ihrem Bruder um die Schultern.
„Du bist ein echter Kumpel, Laurel. Habe ich dir das je gesagt?“, säuselte er. „Ein echter Kumpel. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen würde.“
„Ja, da bin ich mir sicher“, meinte sie geduldig. Es war schwer, ihn wieder auf die Beine zu bringen und zu bewegen, doch irgendwie gelang es ihr, ihn fast den ganzen Weg zu den Fahrstühlen zu schleppen.
In dem Moment, als sie dort ankamen, hielt gerade ein Fahrstuhl auf ihrer Etage, und die Türen glitten auseinander. Zwei Wachmänner stiegen aus. Laurel vermutete, dass sie ihr Gespräch mit Phillip auf ihren Überwachungsmonitoren verfolgt hatten. Beide Männer arbeiteten schon lange für das Unternehmen, und Laurel kannte sie mit Namen.
Nach kurzer Begutachtung beschlossen sie, dass Phillip keine ärztliche Behandlung benötigte. Sie übernahmen ihn von Laurel und halfen ihm in den Fahrstuhl. Unten winkte Laurel ein Taxi herbei, in das die beiden Sicherheitsleute ihren Bruder verfrachteten. Während der Fahrt murmelte er einmal kurz etwas vor sich hin und schlief dann wie ein Baby.
Laurel war dankbar für die Stille. Sie brauchte ein paar Minuten, um sich zu sammeln. Morgen würde Phillip einen entsetzlichen Kater haben. Aber ihr war klar, dass das Ganze auch schlimm hätte ausgehen können.
In dem vornehmen Haus in der Park Avenue, in dem Phillip wohnte, halfen ihr bereitwillig zwei Portiers. Gemeinsam mit Laurel schafften sie ihn hoch in sein Apartment. Zum Glück schliefen die Kinder schon. Liza war mit einer Freundin beim Ballett, sodass Phillip ohne große Erklärungen ins Bett gehen konnte.
Während der kurzen Taxifahrt zu ihrem Apartment schaute Laurel aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Stadtkulisse. Die Ereignisse dieses Abends hatten sie ihre Situation deutlich erkennen lassen. Jetzt wusste sie ganz genau, was sie zu tun hatte. Phillips Leben hing davon ab. Das Wohlergehen seiner Frau und seiner Kinder stand auf dem Spiel. So unmöglich ihr die Vorstellung auch erschien, Connors Heiratsantrag anzunehmen, sie würde einfach die Zähne zusammenbeißen und es tun müssen. Welche Möglichkeit blieb ihr sonst, nachdem sie Phillips verzweifelten Zustand erlebt hatte?
Gleich morgen früh würde sie Connor anrufen – vielleicht sogar noch heute Abend, falls es nicht zu spät war – und mit ihm die Bedingungen ihres Arrangements besprechen. Wenn er schon etwas so Ungeheuerliches von ihr verlangte, sollte sie selbst auch ein paar Bedingungen stellen.
In ihrem aufgewühlten Zustand bezahlte Laurel den Fahrer und ging auf das Apartmentgebäude zu, ohne die Gestalt im Schatten neben dem Eingang zu bemerken. Die Gestalt löste sich aus der Dunkelheit und versperrte ihr den Weg. Erschrocken schnappte Laurel nach Luft.
Es war Connor. Er hatte hier in der Kälte gestanden und auf sie gewartet. Seinen vom Wind zerzausten Haaren und den geröteten Wangen nach zu urteilen, wartete er schon eine ganze Weile.
„Was machst du hier?“, wollte sie wissen.
„Na, das ist
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