TIFFANY EXKLUSIV Band 04
gewählt zu werden. Das würde am Freitag vor dem großen Ball geschehen, und die festlich gekleideten Aspirantinnen scharrten sich um Amber und versuchten, Eindruck auf sie zu machen.
Logan war überall zugleich. Er machte alle miteinander bekannt, vermittelte, wenn wieder ein Streit zwischen den Fraktionen ausbrechen wollte, und schien ernsthaft darum bemüht, dass alles möglichst reibungslos ablief.
Amber verstand ihn nicht. Sie atmete auf, als das Essen überstanden war, und floh in eines der eleganten Badezimmer, um sich frisch zu machen. Als sie wieder auf den Flur trat, saß Logan auf einer der mit Samt bezogenen Bänke.
Er lächelte strahlend. „Ist das nicht alles wunderbar?“
Amber sank auf die Bank neben ihn. „Logan, ist dir klar, dass es für manche dieser Mädchen kein höheres Ziel im Leben gibt, als Magnolien-Königin in Belle Rive zu werden? Sie fangen als Pagen an, werden dann vielleicht, wenn sie Glück haben, Gräfin, unter Umständen Herzogin, und wünschen sich danach nichts sehnlicher, als zur Königin gewählt zu werden.“
„Was ist daran so schlimm? Du bist doch auch Königin.“ Er sah sie bewundernd an.
„Das ist es ja gerade. Es ist doch nichts als ein albernes unbedeutendes Fest.“ Ihr gefiel überhaupt nicht, dass er der Sache solche Wichtigkeit beizumessen schien. „Und wenn sie Königin war, was dann? Dann wird sie Mitglied in jedem Komitee und verbringt den Rest ihres Lebens damit, alle daran zu erinnern, dass sie einmal Magnolien-Königin war. Und wenn sie heiraten sollte, und das muss sie natürlich, sollte sie möglichst ein Mädchen zur Welt bringen, damit die ganze Prozedur von Neuem beginnen kann. Es ist ja so entsetzlich spießig.“
Logan holte tief Luft. „Das kann man leicht sagen, wenn man immer zur feinen Gesellschaft gehört hat und nie Probleme hatte, überall akzeptiert zu werden. Aber versuch dir einmal vorzustellen, wie es ist, wenn man seine Kunden nicht in diesen Club zu einer Runde Golf einladen kann, wenn man kein Geschäfts-essen hier veranstalten kann, weil man nicht dazugehört.“
„Kunden, denen es nur auf Äußerlichkeiten ankommt, sollte man vergessen.“
„Dein Vater ist einer von ihnen.“
Sie hätte wissen sollen, dass das kommen würde. „Tut mir leid. Ich gebe zu, dass du es in dieser Stadt nicht immer leicht hattest. Aber das ist es ja gerade, was ich sagen will. Dieser ganze gesellschaftliche Firlefanz ist doch so lächerlich. Stell dir mal vor, was geschehen würde, wenn die Frauen ihre Energie einsetzten, um den Hunger in der Welt zu lösen oder in die Politik gingen oder …“
„Schmuck entwerfen?“
Offenbar war er der Meinung, dass sie genauso oberflächlich war wie die anderen Frauen dieser Stadt. Einen langen Augenblick konnte sie vor Empörung nicht antworten. Sie starrte Logan an, der ihren Blick ungerührt erwiderte. Dann riss sie sich zusammen und erinnerte sich an das, was ihre Mutter ihr vor langer Zeit gesagt hatte.
„Ein Gentleman verteilt niemals Schläge unter die Gürtellinie.“ Sie erhob sich mit einer geradezu königlichen Grazie.
„Wann habe ich denn jemals behauptet, ein Gentleman zu sein?“, fragte er rau.
Amber hängte sich ihre Tasche über die Schulter. „Eben. Vielleicht bist du deshalb nicht Mitglied dieses Clubs.“ Damit wandte sie sich um und ging den Gang hinunter.
Diese Frau schaffte es doch immer, das letzte Wort zu behalten. Logan sah ihr hinterher und überlegte, ob er sich entschuldigen sollte. Allerdings tat ihm nicht leid, was er gesagt hatte.
Amber hatte ja keine Ahnung, was es bedeutete, endlich einmal dazuzugehören. Er hatte jahrelang auf diesen Moment hingearbeitet. Weniger für sich selbst als für seine Großmutter. Er hatte ihr versprochen, dass sie wieder im Club Mittag essen würde. Ihre Familie gehörte ursprünglich zu den Mitgliedern, aber nach ihrer Heirat mit einem Van Dell war sie ausgeschlossen worden.
Camille hatte natürlich so getan, als sei ihr das vollkommen gleichgültig, aber er hatte wohl gemerkt, mit welcher Sorgfalt sie sich für dieses Essen gekleidet hatte. Und sie war stolz und hoch erhobenen Hauptes an seiner Seite in das Clubhaus getreten.
Das hatte all das wettgemacht, was er über sich ergehen lassen musste, um endlich von der feinen Gesellschaft von Belle Rive akzeptiert zu werden. Er hatte diesen wunderbaren Augenblick mit Amber teilen wollen, aber sie konnte offenbar nicht verstehen, was es für ihn bedeutete.
Okay, sie war also nicht
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