Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
Hilfe würde sie es wahrscheinlich nicht. Zum Kuckuck, er bezweifelte, dass sie auch mit seiner Hilfe lange bleiben würde.
Ärgerlich war, dass er nicht einfach länger untätig dasitzen konnte, während sie in diesem maroden Kasten herumwerkelte. Da war sie ihm gegenüber im Vorteil. Eine Wette zu gewinnen war eine Sache. Natalies langsamem Ende zuzusehen, das war etwas anderes.
“Klingt, als ob du da oben mehr Gesellschaft hast, als du dachtest”, bemerkte Sam. “Wenn du sie allein lässt, haut sie vielleicht schneller wieder ab.”
“Das wäre, als ob man ein verwundetes Reh auf der Straße liegen lassen würde. Will man human sein, muss man es entweder erschießen oder ihm helfen.” Er seufzte. “Ich nehme an, ich kann die Frau nicht erschießen.”
“Ja, das wäre nicht gerade das, was man unter Nachbarschaftshilfe versteht.” Merlie lachte wieder. “Und es wäre gegen das Gesetz.”
Das Problem war, dass sich seine Gedanken mehr darum drehten, die reizende Miss Winthrop zu küssen, als sie umzubringen, seit er nachmittags ihren weichen, geschmeidigen Körper in seinen Armen gehalten und in ihre funkelnden braunen Augen gesehen hatte. Dafür sollte er eingesperrt werden!
Sam überlegte kurz. “Nun, ich glaube, du könntest Howard fragen, ob er Arbeit braucht.”
“Howard Tomlin? Den alten Einsiedler?” Merlie gab sich entsetzt. “Ich wäre überrascht, wenn er auch nur noch einen Hammer heben könnte!”
“Er ist wirklich rüstig für einen Mann in den späten Siebzigern”, antwortete Sam.
Cal nickte. Noch besser war, er wettete, dass Howard für wenig Geld arbeiten würde. Natalie Winthrop mochte so tun, als ob sie eine große Nummer wäre, aber er hatte den leisen Verdacht, dass es einen schwerwiegenden Grund dafür gab, dass die Urenkelin des Rinderbarons mit ihrem Geld geizte.
“Danke, Sam. Ich werde bei Howard vorbeischauen.”
Aber das, versprach er sich selbst, würde wirklich das letzte Mal sein, dass er etwas für seine neue Nachbarin tat. Ein Handwerker und einige neue Schlösser würden das erste und letzte Geschenk für die hochnäsige Natalie Winthrop sein. Von da an würde die Baroness allein zurechtkommen müssen.
3. KAPITEL
Natalie hatte wieder neuen Mut geschöpft, als Cal ihr erzählt hatte, er habe einen Handwerker aufgetrieben. Aber beim ersten Blick auf Howard Tomlin sank ihre Stimmung wieder auf den Nullpunkt. Sie bekam keine professionelle Hilfe; sie bekam einen Greis ins Haus! Der Mann brauchte fünf Minuten, um aus seinem antiken, kleinen Lieferwagen zu klettern. Sie konnte sich nicht vorstellen, ihn tatsächlich zu bitten, aufs Dach zu klettern. Der Kerl schlurfte, statt zu gehen, und seine Brillengläser waren so dick wie der Boden einer Colaflasche. Wenn er redete, brüllte er sie an, als würde er ein Megafon benutzen. Ihr tat das Trommelfell weh, aber Cal schwor, Howard schreie nur deshalb so, weil er den ganzen Tag allein gewesen sei und deshalb sein Hörgerät vergessen hätte.
Natalie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wollte den Mann nicht verletzen, aber sie musste ihm sagen, dass sie ihn nicht brauchen konnte.
“Ich fürchte, der Lohn, den ich ihnen bezahlen kann, wird geringer sein, als Sie hoffen …”, sagte sie und hoffte, dass das Thema Geld der Rückkehr Howards in die Arbeitswelt ein schnelles Ende machen würde.
“Was?”
Sie holte tief Luft, um Mut und Atem zu schöpfen. “Ich kann Ihnen nicht viel zahlen.”
Er blinzelte sie durch die Brillengläser an. “Cal hat mir erzählt, dass Sie der schnippische Typ sind, der erhaben tut!”, kreischte er. “Aber denken Sie nicht, dass Sie mich wegen meinen Alters ausbeuten können. Ich bin in der Gewerkschaft und kenne meine Rechte. Ich arbeite auf keinen Fall für weniger als sechs Dollar die Stunde.”
Sechs Dollar! Seine Erklärung erstaunte sie derart, dass sie genau mit den Worten herausplatzte, die sie eigentlich nicht sagen wollte. “Sie sind engagiert.” Egal, dass Howard fast blind war und keine Leiter hochsteigen konnte. Sie streckte ihm enthusiastisch die Hand entgegen. “Wann können Sie anfangen?”
Howard runzelte die Stirn. “Na ja, ich kann genauso gut gleich anfangen, nachdem ich schon den ganzen Weg hergefahren bin. Ich schätze, ich könnte die Schlösser anbringen.” Ohne eine Antwort abzuwarten, schlurfte er zurück zum Auto, um sein Werkzeug zu holen.
Natalie rannte hinter ihm her. “Mr Tomlin? Mr Tomlin?” Als sie keine Antwort erhielt, rief sie:
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