Tiffany Lieben & Lachen Band 0010
hast du nur auf diesem Ding schlafen können? Das ist ja, als wenn man auf einem Sack voller Steine liegt.”
Haley Jo hob den Kopf und rieb sich eine schmerzende Stelle an der Hüfte. “Was du nicht sagst. Ich spüre jeden einzelnen Knochen.”
Prudie rückte näher, dabei öffnete sich ungewollt der Seidenmantel. Jetzt erst sah Haley Jo, was sie darunter trug: ein abgetragenes T-Shirt und ausgeblichene Denimshorts.
Doch als sie sah, was Prudie über den Shorts trug, da blieb Haley Jo fast die Luft weg.
Heiliger Strohsack! Die Kleine würde sie noch ins Grab bringen. Sie hatte sich einen von Haley Jos supererotischen, garantiert jeden Mann um den Verstand bringenden Tangaslips aus schwarzer Spitze angezogen. Er reichte ihr bis in die Taille.
Haley Jo schluckte. Wenn Prudies Vater das sähe, dann würde er sie teeren und federn lassen. “Bitte sag, dass das nicht mein Slip ist”, krächzte sie.
Prudie legte den Kopf schief und lächelte schelmisch. “Der ist so geil, Haley Jo. Ich musste einfach einen anprobieren. Shannon wird zuerst grün und dann rot werden. Sie wird auch so ein Teil haben wollen.”
Haley Jo hörte, wie die Tür des Seiteneingangs zugemacht wurde, und dann ging jemand mit schweren Schritten durch den Büroraum. Erschrocken starrte sie Prudie an.
“Prudie, Sarah ist da, um dich abzuholen!”, rief Sam.
Prudie sprang auf. “Oh nein! Das hatte ich total vergessen. Ich hab ja Klavierstunde.” Sie ging auf den Fersen – um die frisch lackierten Zehennägel nicht zu ruinieren – zur Zellentür. “Also, bis später, Haley Jo.”
Haley Jo packte sie gerade noch rechtzeitig am Saum ihres Morgenmantels. “Oh nein, das tust du nicht.”
Sie zog energisch, und Prudie stolperte kichernd rückwärts, um schließlich in ihrem Schoß zu landen. “Hey, lass mich los. Ich muss gehen.”
Haley Jo hielt einen Finger auf die Lippen und schüttelte den Kopf. Ängstlich blickte sie in die Richtung, aus der Sams Stimme gekommen war. Jetzt klangen die Schritte schon gefährlich nah.
Haley Jo zog rasch den Seidenmantel enger um Prudies mageren Körper und verknotete den Gürtel. “Lass mich das machen. Tu, was du willst, aber halte den Mund und lass den Mantel zu.”
Sie hatte den Satz kaum beendet, als Sam die Zelle betrat. Er trug ein Tablett und wirkte ausgesprochen ernst.
Haley Jo lächelte und legte einen Arm um Prudies Schultern. “Guten Morgen, Chief. Ich wollte Prudie gerade losschicken.”
Mit ausdrucksloser Miene musterte er die Kosmetika und Accessoires, die auf dem ganzen Bett verteilt und teilweise zwischen die Gitterstäbe der Zelle gedrückt waren. “Ich habe nicht damit gerechnet, dass meine Gefängniszelle zu einem Flohmarkt umfunktioniert werden würde.”
Prudie öffnete den Mund, aber Haley Jo zog rasch ihren Kopf an sich und tätschelte ihre Wange.
“Aber nein, kein Flohmarkt, Sir. Ich hatte nur einen meiner Seidenschals verlegt, und Prudie hat mir geholfen, ihn zu suchen.” Sie stand auf und begann eifrig in ihrem Koffer zu wühlen.
“Welchen?”, fragte er.
Haley Jo drehte sich um. Jemand – zweifellos Prudie – hatte ihre sämtlichen Seidenschals um die Zellenstäbe gewickelt. Haley Jo warf einen Blick in Sams Richtung und lächelte schwach. Dann begann sie, die Schals aufzuknoten und in ihren Koffer zu stopfen. “Wirklich unglaublich, wo man die verflixten Dinger überall vergessen kann.”
Prudie lachte aus vollem Halse und hüpfte aufs Bett. “Ich hab’s geschafft. Ich wusste ja, Haley Jo braucht ein bisschen Aufmunterung. Hier ist es einfach zu schrecklich.” Sie hielt inne, und ihre Augen leuchteten auf. Es war die Art von Leuchten, die Haley Jo äußerst nervös machte. “Oh Daddy, wir könnten doch eine von deinen Krawatten benutzen, um Haley Jos Zimmer ein bisschen zu dekorieren.”
Der Polizeichef seufzte laut. “Miss Simpson wohnt hier nicht, Prudie. Sie übernachtet hier nur für die nächsten Tage, bis der Fall geklärt ist. Hier wird nichts umdekoriert.”
Prudie blickte in Haley Jos Richtung und verdrehte die Augen, was so viel heißen sollte wie “Siehst du, was ich immer ertragen muss?”.
Allerdings wurde das von Haley Jo kaum bemerkt. Deren Gedanken galten vielmehr der Tatsache, dass, wenn Prudie weiterhin so auf und ab hüpfte, es nur eine Frage der Zeit wäre, bis sich der Gürtel öffnen und ihr Vater sehen würde, was sie darunter anhatte.
Sie wagte einen raschen Blick in Sams Richtung. Oh nein! Er starrte auf Prudies Füße.
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