Tiffany Lieben & Lachen Band 0010
widerwillig, das Sägemehl aufzukehren.
“Tut mir leid, Mr Matthews. Ich hätte warten sollen, bis Sie da wären, bevor mir zu erlauben, solche Veränderungen vorzunehmen.” Haley Jo bückte sich und hielt für Prudie die Kehrichtschaufel. “Es ist schon okay”, flüsterte sie Prudie zu. “Mach dir nichts draus.”
Ihre sanftmütige Reaktion vergrößerte nur Sams Schuldgefühl. “Ist ja nichts weiter passiert. Wir lassen einfach alles so, wie es jetzt ist.”
Er ging an seinen Schreibtisch und tat, als würde er seine Post durchsehen. Als sie mit Kehren fertig waren, nahm Prudie Haley bei der Hand und zog sie nach hinten. Er sah ihnen nach und fragte sich besorgt, wieso Prudie sich so schnell mit der Frau, die nur für kurze Zeit sein Gast sein würde, angefreundet hatte.
Eine Stunde später fing es an zu regnen. Ein starker Wind peitschte den Regen gegen die Fensterscheiben, und es blitzte und donnerte. Vorbei war es mit dem Postkartenwetter.
Sam stand am Fenster seines Büros und sah zu, wie der Sturm über die Hauptstraße tobte. Nach einer Weile blickte er über die Schulter zu Eleanors Tisch. Sie tippte und tippte, das Gesicht zu einer missbilligenden Grimasse verzogen.
So, wie er sie kannte, würde sie in den nächsten Stunden oder vielleicht auch Tagen kein Wort mit ihm sprechen. Natürlich ärgerte es sie jedes Mal, dass er deswegen keineswegs zu Kreuze kroch. Im Gegenteil, er nutzte solche Zeiten als Gelegenheit, in Ruhe arbeiten zu können.
Doch dieses Mal schien das irgendwie nicht zu klappen. Er konnte sich einfach auf nichts konzentrieren.
Entnervt blickte er zur Decke. Irgendwie hatte er es geschafft, alle seine Frauen in seinem Umfeld auf einmal zu verärgern. Das war wohl ein Rekord. Moment mal, hatte er sie eben in Gedanken als “seine Frauen” bezeichnet? Ein schlechtes Zeichen.
Er drehte sich um und betrachtete sein Büro. Selbst ihm fiel auf, dass es wirklich besser aussah. Es wirkte viel geräumiger und heller.
Hm, er konnte jetzt nichts mehr daran ändern, dass er sich idiotisch benommen hatte. Aber selbst ein Idiot konnte sich entschuldigen. Er spazierte durch die neue Öffnung im Tresen zum Flur.
“Und sehen Sie zu, dass Ihre Entschuldigung auch richtig ankommt”, sagte Eleanor und blickte ihn triumphierend lächelnd über den Rand ihrer Brille an.
“Wie kommen Sie darauf, dass ich mich entschuldigen will?”
“Weil sogar Sie merken, wenn Sie sich wie ein Idiot benommen haben. Sie wissen doch, dass Sie sich wie ein Idiot benommen haben, oder?”
“Tippen Sie den Monatsbericht, Eleanor.”
Sam ging den Flur hinab. Mit Eleanor zu streiten hatte wenig Sinn. Das Beste war, man ging ihr so weit wie möglich aus dem Weg.
Haley Jo saß mit einem Buch im Schneidersitz am Fußende des Bettes. Ein angefangenes Monopolyspiel lag am anderen Ende. Offenbar hatte Prudie sie zum Spielen überredet, bevor sie zu ihrer Ballettstunde musste.
Am liebsten hätte er das Spiel ordentlich zusammengepackt, aber er wusste, damit hätte er sich bei Haley Jo nicht beliebt gemacht. Er lehnte sich mit der Schulter gegen den kalten Metallrahmen der Tür und wartete. Haley Jo blickte nicht sofort auf, aber er sah an der leichten Anspannung ihrer schmalen Schultern, dass sie ihn bemerkt hatte. Als sie endlich aufblickte, war ihr Ausdruck skeptisch, aber kein bisschen wütend oder verletzt. Offenbar hatte sie sich Zeit genommen, ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu bringen, denn eines war klar: Er hatte sie verletzt.
“Ich möchte mich entschuldigen”, sagte er.
Sie schlug das Buch zu und schob sich ein paar vorwitzige Locken aus dem Gesicht. “Es gibt keinen Grund für Sie, sich zu entschuldigen. Es ist schließlich Ihr Büro. Ich hatte kein Recht, auf eigene Faust etwas darin zu verändern.”
“Ich habe überreagiert.”
“Nein, Sie mögen es einfach ordentlich und übersichtlich. Eleanor hat mir das erzählt. Ich hätte darauf hören sollen.” Sie lächelte. Ein sexy Lächeln. Und so strahlend, dass man das Gefühl hatte, die Sonne sei aufgegangen. Merkwürdig, dass er sich vor wenigen Minuten noch so niedergeschlagen gefühlt hatte.
“Normalerweise macht mir so etwas nichts aus.”
“Sind Sie sicher?”
Er lachte. “Na schön, Sie haben mich durchschaut. Ich kann mit Veränderungen nicht sehr gut umgehen.”
“Sehen Sie, jetzt fühlen Sie sich besser, nachdem Sie das zugegeben haben. Offenheit ist gut für das seelische Wohlbefinden.” Sie wies mit dem Kopf auf den
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