Tiffany Lieben & Lachen Band 0010
Nancy ihn auf. Sie war froh, dass er nie ihre Vorräte in Clair de Lune gesehen hatte. Die waren auch kaum reichhaltiger.
“Das nächste Mal, wenn du in der Stadt bist, nimm bitte genug Konserven mit, ja? Wir müssen die Vorräte auffüllen.”
“Sicher.” Als er sich zu ihr umdrehte und sein Gesicht genau vor ihrem war, stockte Nancy der Atem. In dem engen Raum nahm sie Max’ Gegenwart noch intensiver wahr.
Sie blickte auf die hohen Wangenknochen, das zerzauste Haar, das sie so gern noch einmal berühren wollte. Aber sie traute sich nicht.
Sie standen sich einen Augenblick sprachlos gegenüber. Dann sagte er: “Ich nehme an, dieser Moment ist so gut wie jeder andere, um mich zu entschuldigen.”
“Wofür?”
“Für die unfreundlichen Sachen, die ich gestern Abend gesagt habe.” Er räusperte sich. “Dir die Schuld an Melissas Verschwinden zu geben. Sie ist kein Kleinkind. Ich kann nicht erwarten, dass du sie keinen Moment aus den Augen lässt.”
“Ich weiß, dass du es nicht so gemeint hast. Wir waren alle neben der Spur.”
“Du musst deshalb nicht so verständnisvoll sein.”
“Warum sollte ich nicht?”
“Weil ich mich weniger schuldig fühlen würde, wenn du mich ein wenig beschimpfen würdest”, gab er zu. “Etwa in der Art: ‘Max, du bist ein arroganter Schuft’, oder: ‘Max, du bist ein lausiger Vater’.”
“Du bist weder das eine noch das andere”, sagte sie. “Du bist ein wundervoller Mann. Wenn du entspannt bist, bist du lustig und charmant, und jeder auf der Ranch verlässt sich auf dich.”
“Ich bin lustig und charmant?” Er hob die Augenbrauen, um sie zu weiteren Schmeicheleien einzuladen.
“Ja.” Nancy konnte nicht glauben, dass sie ihn einmal für einen Neandertaler gehalten hatte. Aber damals war sie ihm ja noch nicht begegnet.
“Ich genieße diese Unterhaltung”, sagte Max. “Erzähl mir mehr.”
Ein Dutzend Komplimente schossen ihr durch den Kopf, die alle wahr waren. Dennoch hatte sie kein Recht, weiter mit ihm zu flirten, während sie gleichzeitig Betrug verübte. Es war nicht fair, ihm weiterhin etwas vorzumachen.
“Ich bin diejenige, die deine gute Meinung nicht verdient”, meinte Nancy.
“Wenn es um den vergangenen Abend geht …”
“Nein.” Sie zitterte am ganzen Körper, weil sie so sehr wollte, dass Max sie mochte. Trotzdem konnte sie nicht unter falschen Voraussetzungen weitermachen. Es war Zeit, die Wahrheit zu gestehen.
Und zu hoffen, dass er ihr wie durch ein Wunder vergeben würde.
11. KAPITEL
Max wusste, dass er sich darauf konzentrieren sollte, was Nancy zu ihm sagte. Offensichtlich ließen ihr ihre Unzulänglichkeiten keine Ruhe.
In Wahrheit waren ihm ihre Fehler egal. Während der letzten zwei Monate hatte er diese Frau durch und durch kennengelernt.
Was immer sie glaubte, ihm offenbaren zu müssen, er war verrückt nach ihr. Total verrückt. Und im Moment wollte er sie so sehr, dass er es fast nicht mehr aushielt.
“Ich bekomme einen Nackenkrampf, wenn ich hier weiter mit eingezogenem Kopf stehe.” Seine Schultern schmerzten ebenfalls, weil er sich nicht aufrichten konnte. “Warum setzen wir uns nicht?” Eines der Betten war die einzige Möglichkeit, sich zu setzen.
“Wir können nach draußen gehen.”
“Es wird dunkel”, antwortete er, obwohl die Dämmerung kaum hereingebrochen war.
“Hier drin wird es noch dunkler.”
Zeit, wieder zurückzurudern, entschied Max widerwillig. “Okay, sag, was du sagen wolltest. Du verdienst meine gute Meinung nicht, weil …? Du gelogen hast, dass du Vegetarierin bist?”
Sie seufzte. “Zunächst einmal das.”
“Tatsächlich hast du gleich mehrere Dinge in deinem Lebenslauf frisiert?”
Sogar in dem düsteren Licht konnte ihm ihr verblüffter Gesichtsausdruck nicht entgehen. “Das weißt du?”
Er lächelte. “Lass mich überlegen – du bist auf einer Farm aufgewachsen, aber weißt nicht, wie man reitet oder Gemüse anpflanzt und … Muss ich fortfahren?”
Er konnte schwören, dass sie rot wurde. “Okay. Die Sache ist, dass du nur die Hälfte weißt.”
Wirkliche Geständnisse interessierten ihn nicht. “Ich weiß das, was eine Rolle spielt”, sagte Max. “Du liebst die Ranch. Du kannst gut mit den Kindern. Du hast etwas Besonderes in unser Leben gebracht.”
“Habe ich? Aber ich verdiene nicht …”
“Du gehörst hierher. Lass uns nicht darüber streiten.”
Ein Mann konnte nicht so lange warten. Worte waren nicht Max’ starke Seite. Nicht, wenn
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