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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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flüchten konnte, ohne mein Auto in Stücke zu reißen, fing sie an, wütend auf den Boden zu stampfen und mit ihrem freien Arm um sich zu schlagen. Speichel lief ihr aus den Mundwinkeln. Sie ver setzte mir mit der Faust einen schmerzhaften Schlag ge gen den Kopf, bevor ich sie zu fassen kriegte und mit beiden Händen herunterdrückte. »Hör auf!«, brüllte ich. »Verdammt noch mal!«
    Sie sackte zusammen, ebenso plötzlich und unangekündigt, wie sie ausgeflippt war. Sie fing an zu jammern, was sich durch ihre tiefe Stimme ein bisschen wie das Knirschen von Kies anhörte.
    »Ich tue dir nichts. Ich lasse jetzt deinen Arm los, okay?«
    Sie nickte. Ich ließ sie los. Sie rasselte mit den Hand schellen. Ich lehnte mich zurück und atmete tief aus. Eine Polizeistreife patrouillierte die Hauptstraße entlang. Ich bemerkte, wie die Beamten, ein Mann und eine Frau, zu uns hinüberblickten, doch sie sahen nur ein Pärchen in einem Auto und fuhren weiter. Patty öffnete mit einiger Mühe ihre an das Lenkrad gekettete Tasche, holte ein Papiertaschentuch heraus und fing an, sich damit die ge schminkten Augen zu reiben.
    »Du bist Tifs Freundin«, sagte ich, als ich wieder zu Atem gekommen war. »Sie ist möglicherweise in Gefahr. Ich bringe dich gleich nach Hause, aber vorher musst du mir helfen. Wann hast du sie zum letzten Mal gesehen?«
    »Gestern Abend, als sie in den Audi eingestiegen ist.« Sie fummelte mit dem Taschentuch herum und tupfte sich den Mund ab. »Wieso ist sie in Gefahr?«
    »Um welche Uhrzeit war das?«
    »Früh. So gegen elf vielleicht, ich habe keine Uhr.«
    »Hast du das Kennzeichen gesehen? Oder welche Far be der Wagen hatte?«
    »Tif hat in die Hände geklatscht, und dann schauen wir nicht so genau hin, aber es war ein teures Auto. Dunkel grün. Ich war neidisch auf sie.«
    »Bis du selbst den Kunden im Mercedes erwischt hast. Um welche Zeit war das?«
    »Viel später. Halb zwei, zwei. Dieser Penner hat mir zwei Fünfziger für nichts gegeben, er wollte nur wissen, wo er Tiffany finden konnte.« Ihre Antworten kamen jetzt flott, vielleicht hatte ich sie aus ihrer Lethargie auf geschreckt, aber ganz sicher war ich mir da nicht.
    »Hat er sie Tiffany genannt?«
    »Nein.« Patty zog an den Handschellen. »Kannst du mich nicht wieder losmachen?«
    »Gleich.«
    Sie schnaufte empört, aber ich ließ mich nicht davon beirren. »Das finde ich etwas verwirrend«, sagte ich. »Du bist doch nicht schizophren oder debil oder was immer man von diesem Zeug auch werden kann. Wie viel Stoff brauchst du am Tag?«
    »Einen Schuss«, antwortete sie.
    »Waren noch andere Mädchen dabei, als der Mercedes bei dir angehalten hat? Wie hat sich das alles genau abgespielt?«
    »Madonna war auch da.« Sie schloss die Augen, in dem Versuch, sich zu konzentrieren. »Der Mann hat mir das Geld gezeigt.«
    »Wie sah er aus?«
    »Ein reicher Stinker aus der Provinz. Er sprach mit Dialekt, hat sich wie Groningisch angehört. Er trug einen braunen, schicken Anzug, eine Krawatte, Manschettenknöpfe. Ein normaler Mann eben, nicht dick, nicht dünn. Er hatte dunkles Haar. Er suchte Hilde Talsma, beschrieb aber Tiffany. Ich dachte bei mir: Na ja, kann sein, sie hat mir ja ihren richtigen Namen nie verraten. Hilde Talsma. Ich habe gesagt, dass er wahrscheinlich Tiffany meinte. Oh ja, sagte er, sie hat sich früher schon manchmal so genannt, den Namen fand sie hübscher als Hilde.«
    »Hat er dir gesagt, wie er heißt?«
    Patty schaute mich erstaunt an. »Na ja, er hieß natürlich Talsma.«
    »Wieso natürlich?«
    »Weil er ihr Vater war.«
    Das Einzige, was mir daran natürlich erschien, war, dass der Mann ihr eine plausible Geschichte aufgetischt hatte. »Kam es dir nicht merkwürdig vor, dass ihr Vater mitten in der Nacht nach ihr suchte und noch dazu wusste, wo sie auf den Strich geht?«
    Patty schaute mich an. »Merkwürdig?«
    Ich seufzte. In ihrem Leben war nichts merkwürdig, vor allem, wenn es Geld für Stoff einbrachte. »Du hast ihm ihre Adresse gegeben«, sagte ich.
    Sie hörte den vorwurfsvollen Ton in meiner Stimme. »Warum nicht?«, antwortete sie schnippisch. »Was ist denn so verkehrt an einem reichen Vater? Ich wünschte, ich hätte auch einen, dann würde ich ihn ausquetschen.« Die leisen Zweifel, die aus ihrem Gesicht sprachen, unterdrückte sie. »Er hat reichlich Kohle abgedrückt, und ich habe meiner Freundin zu einem netten Abend verholfen. Na und?«
    »Und in der Zwischenzeit ist Fleur ermordet worden.«
    Sie

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