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Tim (German Edition)

Tim (German Edition)

Titel: Tim (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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Beziehung, den 40 Briefen und dass ich ohne ihn an keinen Olympischen Spielen teilnehmen würde. Coach war einen Moment sprachlos und schaute mich an. Er fing sich aber schnell und vergewisserte mir, dass er verstand, warum ich meine Prioritäten anders setzte als die meisten.
    »Coach«, sprach ich ihn an. Ich hatte noch etwas anderes auf dem Herzen.
    »Ja, Tim?«
    »Ich bin nicht wirklich glücklich in meinem Turnverein. Sie versuchen noch immer, mich vom Turmspringen abzubringen und sie haben mich auch nicht wirklich auf dem Schwebebalken unterstützt, obwohl mir das am meisten Spaß macht. Die Trainer sind gut, aber ich habe das Gefühl, dass es ihnen mehr darum geht, selbst gut auszusehen. Bei Ihnen und bei der Schule hatte ich dieses Gefühl nie.«
    »Tim, du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr es mich freut, das zu hören.«
    »Meine Frage ist: können Sie mir helfen, einen Verein zu finden, der von Menschen wie Ihnen geführt wird?«
    Er dachte einen Moment darüber nach. »Lass mich ein bisschen herumfragen«, bat Coach Nelson. Wir stimmten zu und verabschiedeten uns.
    Es dauerte drei Tage. Coach Nelson hatte einen kleinen Verein in St. Paul gefunden, der zwar keine nennenswerten Erfolge vorzuweisen hatte, aber der Chefcoach hatte den Ruf, sich wirklich um seine Schützlinge zu kümmern. Coach Nelson und ich fuhren hin, um mit ihm zu sprechen. Meine Eltern begleiteten uns natürlich. Wir wurden freundlich und warmherzig begrüßt und der Trainer stellte sich als John vor und bat jeden, ihn auch so zu nennen. Nachdem ich ein bisschen von mir erzählt hatte — viel brauchte ich nicht zu sagen, John kannte mich bereits aus der Zeitung — mischte sich Coach Nelson ein.
    »Okay Tim. Legen wir die Wahrheit auf den Tisch. Du willst in Peking in zwei Sportarten antreten und bist auf der Suche nach einem Programm, das dich dort hin bringt. Habe ich recht?«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Von diesem Plan hatte ich niemandem erzählt — nicht einmal meinen Eltern. Und auch Charlie nicht. Es war ein Traum, aber ich wusste nicht, ob ich diesen wirklich realisieren konnte.
    »Charlie ist nur der halbe Grund, warum du auf Athen verzichtest und bis Peking warten willst, nicht wahr?«, hakte er weiter nach.
    »Nein, Charlie ist der einzige Grund«, betonte ich, nachdem ich meine Stimme wieder gefunden hatte.
    »Wer ist Charlie?«, fragte John.
    »Ein guter Freund«, antwortete ich ausweichend.
    »Tim, um eins klar zu stellen. Ich kann dir kein Programm anbieten, das dich zu Olympischen Spielen bringt. Der Verein in dem du jetzt bist, ist viel konkurrenzfähiger und ich bin mir sicher, dass du das weißt. Warum bist du also hier?«
    »Ich habe auch kein Programm, das einen Schüler zu einem nationalen Champion macht«, warf Coach Nelson ein. »Das hat Tim alleine geschafft. Anders kann es beim Turnen auch nicht funktionieren. Was er braucht, ist Unterstützung und hin und wieder eine Orientierungshilfe. Ich habe mich über euren Verein informiert, John. Es ist genau das, was Tim braucht.«
    »Tim, ich versichere dir, dass du hier willkommen bist. Ehrlich gesagt, wir würden uns geehrt fühlen. Frank, mein Assistent, und ich würden dir alles beibringen, was wir wissen und wir würden dich so gut es geht unterstützen. Aber du wirst einen Top-Coach brauchen, bevor du soweit bist, an Olympische Spiele auch nur zu denken. Ich glaube, du könntest hier während deiner Schulzeit zufrieden sein, aber du musst ein College in Betracht ziehen, das dir ein hervorragendes Programm anbieten kann.«
    »Ich glaube, hier wird es mir gefallen«, antwortete ich mit einem Lächeln. »Über das College mache ich mir in zwei Jahren Gedanken, wenn es soweit ist.«
    Noch am gleichen Tag ging ich zu meinem alten Verein, um meine Sachen zu packen und mich abzumelden. Sowohl Coach Nelson als auch meine Eltern boten mir an, mich zu begleiten. Ich hatte aber das Gefühl, dass ich alleine gehen sollte. Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, dass irgendjemand meine Entscheidung beeinflusst hatte. Ich wurde ein bisschen angeschrien, aber das bestätigte meine Entscheidung, dass dieser Verein nicht der richtige für mich war.
    Durch den Wechsel in meinem Trainingsplan war ich im kommenden Jahr weniger auf Carl angewiesen. Er war mit Sicherheit froh darüber, an drei Tagen länger schlafen zu können. Ich hatte meinen Führerschein, somit war es kein Problem, morgens alleine nach St. Paul zu fahren. Nur an meinen 2 Tagen, die ich morgens in

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