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Tim (German Edition)

Tim (German Edition)

Titel: Tim (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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und bestellten dazu eine Cola. Mit dem Essen kehrte erstmals ein Lächeln in Tom‘s Gesicht zurück.
    »Jetzt geht es mir besser«, stellte er fest, nachdem er seine Cola mit einem langen Schlürfen ausgetrunken hatte. »Lass uns nach Hause fahren.« Ich stimmte zu, wir zahlten und stiegen ins Auto. Wir waren vielleicht 2 Meilen gefahren, als Tom mich darum bat, woanders hin zu fahren.
    »Würdest du mich bei Julie‘s Haus vorbei fahren? Ich muss kurz mit ihren Eltern reden und ich würde dich ihnen gerne vorstellen.«
    »Meinst du nicht, dass du vorher mit deinen Eltern reden solltest?«, gab ich zu bedenken.
    »Meine Eltern haben keine Tochter verloren. Bitte, Charlie«, bat er mich. Ich nickte kurz. »An der nächsten Kreuzung musst du links abbiegen.«
    Ich folgte seinen Anweisungen und wenige Minuten später standen wir vor ihrem Haus. Wir blieben eine Weile wortlos im Auto sitzen. Tom holte tief Luft.
    »Kommst du bitte mit mir?«
    Keiner von uns sagte etwas, als wir den kleinen Weg zum Haus hinauf gingen. Julies Mutter öffnete dir Tür, nachdem Tom geklingelt hatte. Sie sah aus, als hätte sie tagelang kein Auge zu gemacht. Ihre Müdigkeit und ihr Schmerz standen ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Tom, komm rein. Wir hatten gehofft, dass du vorbei kommen würdest«, begrüßte sie ihn. Mich schaute sie an als wolle sie sagen ›und wer ist der da‹ . Auch Tom bemerkte ihren skeptischen Blick.
    »Das ist Charlie«, stellte Tom mich vor. »Er war mein Betreuer im Sommercamp. Ich habe Julie alles über ihn erzählt und ich glaube, auch euch gegenüber habe ich ihn mal erwähnt.«
    »Natürlich«, sagte sie zu Tom. »Ich freue mich, Tom‘s Held kennen zu lernen«, sagte sie zu mir und gab mir die Hand.
    »Ich würde gerne bleiben und ich bin mir sicher, dass wir noch viel reden müssen«, sagte Tom. »Aber ich bin vorbei gekommen, um mich für eure netten Worte bei Julie‘s Beerdigung zu bedanken. Ich weiß noch immer nicht, ob ich sie verdient habe. Aber ich wollte zumindest danke sagen. Bei der Beerdigung habe ich nicht einmal das auf die Reihe bekommen. Das war falsch von mir.«
    Julie‘s Mutter schaute mich an. »Können Sie zaubern oder so etwas?«, fragte sie mich. »Ich habe gestern mit Beverly und Sam telefoniert und sie waren völlig verzweifelt.« Dann wandte sie sich an Tom. »Vergiss uns nicht, hörst du? Du erinnerst uns an Julie, aber das ist etwas gutes. Wir wollen an sie erinnert werden und sie war nie glücklicher als in den Monaten, die sie mit dir zusammen war.«
    Tom versprach, in Kontakt zu bleiben und ich drückte ihr mein Mitgefühl aus. Sie umarmte Tom herzlich, bevor wir wieder gingen.
    Tom‘s Eltern warteten bei unserer Rückkehr schon ungeduldig auf uns. Offenbar hatte Julie‘s Mutter sofort angerufen, nachdem wir gegangen waren. Beverly kam aus der Tür gerannt und umarmte ihren Sohn, dicht gefolgt von Sam. Während sich Vater und Sohn umarmten, nahm mich Beverly ein Stück zur Seite.
    »Was hast du gemacht?«
    »Nichts. Ich habe ihn einfach nur festgehalten und weinen lassen. Ich glaube, das hatte er gebraucht. Ich denke, nun wird es besser. Aber wir müssen sofort über etwas reden. Können wir in die Küche gehen und Tom im Wohnzimmer einen Moment alleine lassen?«
    »Natürlich.« Damit gingen wir ins Haus.
    »Lässt du mich kurz mit deinen Eltern reden?«, fragte ich Tom. Er nickte. »Wartest du auf uns im Wohnzimmer?«
    »Klar«, antwortete er und setzte sich auf die Couch. Ich folgte seinen Eltern in die Küche.
    »Ihr müsst wissen, was Tom‘s nächste Frage sein wird und dazu muss ich euch ein bisschen den Hintergrund erklären«, fiel ich mit der Tür ins Haus. »Wir haben uns auf dem Weg hier her unterhalten. Er möchte, dass ich heute Nacht in seinem Zimmer schlafe.«
    »In seinem Zimmer ist nur ein Bett. Will er auf dem Boden schlafen?«, fragte Beverly.
    »Das hatte er nicht vor«, sagte ich. »Er möchte, dass ich mit ihm in seinem Bett schlafe und ihn heute Nacht festhalte.«
    »Habe ich irgendwas verpasst?«, fragte Sam mit einem verblüfften Gesichtsausdruck.
    »Ja, ich bin schwul«, gestand ich. »Tom weiß es, aber er weiß auch, dass ich einen Freund habe. Das ist aber nicht der Grund, warum ich ihn heute Nacht festhalten soll. Die Gang steht sich, wie ihr sicherlich wisst, sehr nahe. Sich gegenseitig umarmen und festhalten war immer ein großer Teil davon. Es war nie sexuell, aber sehr körperlich. Tom versucht, einen Teil dieser Erinnerungen wieder

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